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Aus den Ländern
Apothekerverband Sachsen-Anhalt gibt grünes Licht für GEDISA
Mitgliederversammlung hat abgestimmt
Die Apothekerverbände Deutschlands planen, eine neue wirtschaftende Tochter zu gründen: die Gesellschaft für digitale Services der Apotheken (GEDISA). Nach und nach geben sie dafür auf ihren Mitgliederversammlungen grünes Licht – so auch der Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt (LAV SA) am 9. Oktober 2021 in Dessau.
Hintergrund ist, dass die Verbände das Apothekenportal, über das die Apotheken derzeit zum Beispiel schon digitale Impfzertifikate ausstellen, deutlich ausbauen wollen. Einige weitere Funktionen sind seit Ende Oktober freigeschaltet. Aktuell sind über die Basisversion der Web-App etwa Anfragen zur Verfügbarkeit von Arzneimitteln, zu Beratung und Selbstmedikation sowie zu Lieferungen und Terminen in der Apotheke möglich. Über den Scan eines QR-Codes oder über den Aufruf der Webseite www.mein-apothekenmanager.de kann die Anwendung auf dem Smartphone hinterlegt werden. Sie muss nicht aus einem App-Store heruntergeladen werden.
Benachrichtigung bei Anfrage geplant
LAV-Chef und ABDA-Vize Mathias Arnold kündigte an, schon bald werde es weitere Neuerungen geben. So sollen Apotheken künftig eine Nachricht erhalten, wenn potenzielle Kundinnen und Kunden Anfragen über das Portal stellen. Derzeit ist das nicht der Fall – ein massiver Kritikpunkt der Apothekerschaft. Wie Arnold am Rande der Veranstaltung gegenüber der DAZ erläuterte, ist zunächst vorgesehen, dass bei Anfragen ein Fax oder eine E-Mail ans Backoffice geht. Dies soll bereits in Kürze möglich sein. „Wir reden hier über wenige Tage“, versprach er.
Eine langfristige Lösung soll das jedoch nicht sein. Perspektivisch hält Arnold es für wichtig, dass die Apothekenteams Anfragen direkt im Warenwirtschaftssystem angezeigt bekommen. Hierzu sei man bereits mit den WaWi-Herstellern im Gespräch. Ziel sei es, gemeinsam die dafür nötigen Schnittstellen zu schaffen.
Keine „Software-Schmiede à la SAP“
Grundsätzlich soll die GEDISA nicht als „Software-Schmiede à la SAP“ dienen, erklärte Arnold vor der Mitgliederversammlung. Ihr komme eher eine koordinative Funktion zu. „Ein Großteil der Entwicklungsarbeit wird fremdvergeben werden.“ Was die Finanzierung des Portals betrifft, betonte der LAV-Vorsitzende, dass es sich hierbei nicht um eine Leistung des Deutschen Apothekerverbands handele. Der DAV verwalte lediglich treuhändisch das Geld der Verbände, die planmäßig als Gesellschafter der GEDISA auftreten werden. Arnold betonte, dass außer ihnen niemand bei der GEDISA mitmischen werde und die Gesellschaft so völlig unabhängig von Dritten agieren können wird.
So viel wird die GEDISA kosten
Wie viel die einzelnen Verbände dafür locker machen müssen, richte sich nach ihrer jeweiligen finanziellen Kraft. Vorgesehen ist, dass in den ersten drei Jahren pro Apotheke jeden Monat etwa 50 Euro fällig werden, sprich 600 Euro je Betriebsstätte im Jahr. Die meisten Verbände werden die Beträge als Sonderumlage einziehen, so Arnold. Denn diese seien zweckgebunden, das Geld kann demnach nicht anderweitig eingesetzt werden.
Auch wenn das Portal beziehungsweise die GEDISA den Gesellschaftern zunächst nichts einbringen wird, hält Arnold die Investition für wichtig, um nicht Dritten die Kontrolle über die Welt der Apothekenportale zu überlassen. „Wir werden wohl um andere Portale nicht herumkommen“, räumte er ein. „Wir können aber unser eigenes Portal so stark machen, dass andere zum Beispiel bei ihren Preisvorstellungen runtergehen müssen.“ Die Mitgliederversammlung des LAV Sachsen-Anhalt konnte Arnold mit seinen Ausführungen offenbar überzeugen: Sie votierte mit nur zwei Gegenstimmen dafür, als Gesellschafterin der GEDISA das Projekt zu unterstützen. Arnold versprach: „Ich werde mit aller Macht dafür kämpfen, dass dieses Portal den Apotheken wirklich nutzt.“
Sollen die Verbände auf Westfalen-Lippe warten?
Sorge bereitet dem LAV-Chef allerdings die zögerliche Haltung des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL). Dieser hatte eine Abstimmung darüber, ob der AVWL Gesellschafter der GEDISA werden soll, Anfang September kurzfristig wieder von der Tagesordnung seiner Mitgliederversammlung in Münster gestrichen – Grund dafür war laut dem Vorsitzenden Thomas Rochell, dass zum Zeitpunkt der Versammlung noch keine Business- und Finanzpläne vorlagen und es daher an der Grundlage für ein Votum fehlte.
Der AVWL plant, noch einmal zwecks Abstimmung zusammenzukommen, wenn die nötige Information vorliegt. Ein Termin für diese außerordentliche Mitgliederversammlung steht allerdings noch nicht fest, wie die DAZ auf Nachfrage erfuhr. Arnold kündigte an, man werde Anfang dieser Woche bei der DAV-Klausurtagung in Mainz „sehr intensiv“ darüber sprechen, ob man mit Blick auf die rasante Entwicklung im Digitalmarkt weiterhin auf die Entscheidung des AVWL warten wolle. „Wir werden den Kollegen nicht die Tür vor der Nase zuschlagen“, betonte er. „Aber unsere Mitbewerber schlafen nicht.“ Möglicherweise müsse man notfalls ohne den AVWL starten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. |
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