Paracetamol doch unsicherer als gedacht?
Mehr als 50% aller werdenden Mütter weltweit geben an, in der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen zu haben – in den USA sind es sogar mehr als 65%. Wenig verwunderlich, gilt der Arzneistoff doch – anders als nichtsteroidale Antirheumatika, deren Einsatz in der späten Schwangerschaft kontraindiziert ist – als sicher in der Schwangerschaft und wird in vielen Ländern auch außerhalb von Apotheken vertrieben. Dass hier möglicherweise ein Umdenken erforderlich ist, mahnt eine internationale Expertengruppe in einer Erklärung an, die vor wenigen Tagen im Fachjournal „Nature Reviews Endocrinology online“ veröffentlicht wurde. Zuvor hatte die 13 Personen große Expertengruppe, die aus Klinikern (Neurologie, Geburtshilfe, Gynäkologie, Pädiatrie), Epidemiologen und Grundlagenwissenschaftlern (Fachärzte für Toxikologie, Endokrinologie, Reproduktionsmedizin und Neuroentwicklung) bestand, die Datenlage zur pränatalen Paracetamol-Exposition mit Publikationen zwischen 1995 und 2020 neu aufgerollt und bewertet. Ein Entwurf ihres Fazits ging anschließend an 78 weitere Fachleute, Kliniker und Wissenschaftler, die weitere Überarbeitungen und Kommentare hinzugefügt haben. Herausgekommen ist schlussendlich eine Erklärung, die die unterschiedlichen internationalen Perspektiven, Verschreibungspraktiken und klinische Überlegungen berücksichtigt.