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Aus der Hochschule
Versorgungsforschung in der Apotheke
Baden-Württemberg: Netzwerk für exzellente Forschung in Apotheken (NEFA) startet als Pilotprojekt
Die öffentliche Apotheke ist der ideale Ort, um wichtige Fragen im Rahmen der Versorgungsforschung zu untersuchen, werden doch in den knapp 20.000 öffentlichen Apotheken viele Patientinnen und Patienten täglich engmaschig und niederschwellig von hochqualifiziertem Gesundheitspersonal in ihrer Arzneimitteltherapie begleitet. Mit über 3,3 Millionen Kundenkontakten pro Tag kann so in relativ kurzer Zeit eine große Anzahl an Patientinnen und Patienten erreicht und dadurch eine Vielzahl von Daten erhoben werden. Tatsächlich sind öffentliche Apotheken, Stand heute, jedoch in vielen Versorgungsforschungsprojekten noch unterrepräsentiert.
Dies liegt möglicherweise daran, dass die pharmazeutische Arbeit und der Beitrag öffentlicher Apotheken zur Versorgungsforschung bislang unterschätzt werden und sich die Durchführung wissenschaftlicher Projekte in diesem Setting für alle Beteiligten eher aufwendig gestaltet. Beispielsweise müssen die Apotheken in der Regel stets von Neuem rekrutiert und geschult werden bzw. viele Apotheken haben bislang eher wenig Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten.
In einigen Ländern gibt es bereits vermehrt Beiträge aus Apotheken zur Versorgungsforschung. In Dänemark beispielsweise wurde das dänische Netzwerk für die Apothekenpraxis für Forschung und Entwicklung (Danish Network for Community Pharmacy Practice Research and Development, NUAP) gegründet, welches aktuell bereits 102 Mitgliedsapotheken umfasst. In diesem Netzwerk arbeiten öffentliche Apotheken und Forscherinnen und Forscher eng miteinander, wodurch Wissenschaft und Praxis verknüpft und so die erfolgreiche Umsetzung wissenschaftlicher Forschungsprojekte und die Erhebung solider Ergebnisse gewährleistet werden kann.
Verbesserung der Patientenversorgung
Die Kooperationseinheit Klinische Pharmazie (Koordinierungsstelle) am Universitätsklinikum Heidelberg unter Leitung von Prof. Dr. sc. hum. Hanna Seidling baut daher in Zusammenarbeit mit der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg aktuell ein Forschungsnetzwerk mit öffentlichen Apotheken auf, um praxisrelevante Fragestellungen aus dem Versorgungsalltag wissenschaftlich fundiert zu beantworten. Das „Netzwerk für exzellente Forschung in Apotheken“, kurz NEFA, ist ein durch die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg gefördertes Vorhaben, welches im Jahr 2020 initiiert wurde und das aktuell alle öffentlichen Apotheken aus Baden-Württemberg anspricht.
NEFA ermöglicht Forschung von unmittelbarer praktischer Relevanz für die Apothekenpraxis mit dem Ziel, die evidenzbasierte und qualitätsgesicherte Patientenversorgung zu verbessern. Die Teilnahme im Netzwerk bietet Apotheken die Möglichkeit, sich aktiv an neuen Forschungsvorhaben zu beteiligen und praxisrelevante wissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten. Insbesondere Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum können und sollen in die Durchführung eingebunden werden.
Die Apotheken können darüber hinaus eigene Forschungsfragen bei der Planung neuer Projekte einbringen. Auf diese Weise werden Praxis und Forschung besonders eng verknüpft, wodurch sowohl Patientinnen und Patienten als auch das pharmazeutische Personal langfristig profitieren. Dabei eröffnet sich für Apothekerinnen und Apotheker ein weiterer, attraktiver Tätigkeitsbereich, in dem sie verstärkt pharmazeutisch arbeiten, ihr Fachwissen aktiv anwenden und die Entwicklung innovativer, zielgerichteter und patientenorientierter Interventionen unterstützen – welche dann wiederum den Patientinnen und Patienten zugute kommen.
Netzwerk für exzellente Forschung in Apotheken (NEFA)
Bei Interesse können sich Apothekerinnen und Apotheker aus Baden-Württemberg wenden an: E-Mail: Forschungs.Apotheken@med.uni-heidelberg.de
Datenerhebung und Datenauswertung
Zu Beginn nehmen die Apotheken an einem Einführungsseminar zum Thema „Wissenschaftliches Arbeiten in der Apotheke“ teil, in dem die Grundlagen und Qualitätsstandards des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt werden. Anschließend werden alle sechs Monate neue Forschungsprojekte zu verschiedensten Fragestellungen rund um das Thema Arzneimitteltherapiesicherheit vorgestellt. Möchten die Apotheken an dem jeweiligen Projekt teilnehmen, so bereitet die Koordinierungsstelle die Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter auf die Durchführung der Studie vor und stellt alle erforderlichen Materialien zur Verfügung. Während eines laufenden Projektes findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Apotheken und der Koordinierungsstelle statt, um beispielsweise den aktuellen Stand der Studiendurchführung zu besprechen, Fragen oder Probleme zu klären und Erfahrungen auszutauschen. Nach Abschluss der Studie werden die Daten durch die Koordinierungsstelle ausgewertet, die Ergebnisse allen teilnehmenden Apotheken vorgestellt und in entsprechenden Fachzeitschriften veröffentlicht.
Die Koordinierungsstelle an der Universität Heidelberg ist wiederum für die inhaltliche Ausarbeitung der Forschungsprojekte, die Erstellung der Studienunterlagen und die Auswertung der Ergebnisse verantwortlich.
Von der Wissenschaft in die Praxis
Mit NEFA wird das Ziel verfolgt, eine nachhaltige Netzwerkstruktur aus öffentlichen Apotheken und universitärer Einrichtung aufzubauen, in deren Rahmen eine standardisierte und qualitativ hochwertige Studiendurchführung zu unterschiedlichen klinischen bzw. versorgungsrelevanten Fragestellungen ermöglicht wird.
Die ersten Apotheken sind bereits Teil von NEFA und haben mit einem Pilotprojekt zum Thema Komplexität der Arzneimitteltherapie begonnen. |
Literatur
Burghle A, Hansen RN, Nørgaard LS, Hedegaard U, Bendixen S, Søndergaard L, Servilieri K, Hansen J, Rossing C. The Danish Network for Community Pharmacy Practice Research and Development. Pharmacy (Basel) 2021;9:114.
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Die Apotheken – Zahlen, Daten, Fakten 2021. URL: www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/ZDF/ZDF21/ABDA_ZDF_2021_Broschuere.pdf. Zugriff am 07.09.2021
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