Pandemie Spezial

Grünes Licht für zwei Antikörperpräparate

Casirivimab / Imdevimab und Regdanvimab einen Tag nach der Empfehlung in der EU zugelassen

cel | Am 11. November 2021 hatte der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA, das CHMP, gleich zwei SARS-CoV-2-Antikörperpräparate zur Zulassung empfohlen: Casirivimab / Imdevimab in Ronapreve und Regdanvimab in Regkirona. Die Marktzulassung durch die Europäische Kommission erfolgte daraufhin ungewöhnlich schnell nur einen Tag später. Ronapreve ist sowohl zur Behandlung als auch zur Prävention von COVID-19 ab einem Alter von zwölf Jahren indiziert, Regkirona ausschließlich zur Therapie und nur bei Erwachsenen.

Der Humanarzneimittelausschuss (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hatte am 11. November 2021 mit der Zulassungsempfehlung der SARS-CoV-2-Antikörperpräparate erstmals den Weg für speziell gegen COVID-19 entwickelte Arzneimittel frei gemacht. Das Antikörperduo Casirivimab / Imdevimab (Ronapreve) wurde von Roche und das Antikörper-Monopräparat Regdanvimab (Regkirona) von Celltrion entwickelt.

Casirivimab / Imdevimab zur Prävention und Therapie

Casirivimab (IgG1κ) und Imdevimab (IgG1λ) sind zwei rekombinante humane monoklonale Antikörper, die an nicht überlappende Epitope der Spike-Protein-Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD) von SARS-CoV-2 binden. So verhindern sie, dass SARS-CoV-2-Viren über die RBD an humane ACE2-Rezeptoren binden und in die Wirtszellen eintreten können.

Das Antikörper-Duo Casirivimab / Imdevimab soll künftig zur Behandlung und Prävention von COVID-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren (Mindestgewicht 40 kg) angewendet werden. Dabei erhalten COVID-19-Erkrankte einmalig 600 mg Casirivimab und 600 mg Imdevimab als Infusion oder subkutane Injektion. In der Prävention von COVID-19 soll Ronapreve sowohl zur Postexpositions- wie auch Präexpositionsprophylaxe dienen. Zur Postexpositionsprophylaxe sollten die Exponierten so bald wie möglich nach Kontakt mit ­einem an SARS-CoV-2-Infizierten 600 mg Casirivimab und 600 mg Imdevimab als einmalige Infusion oder subkutane Injektion erhalten. In der Präexpositionsprophylaxe werden hingegen mehrere Dosen appliziert: Die Anfangsdosis liegt bei 600 mg Casirivimab und 600 mg Imdevimab als einmalige intravenöse Infusion oder subkutane Injektion, gefolgt von je 300 mg Casirivimab und 300 mg ­Imdevimab, verabreicht alle vier Wochen, bis keine Prophylaxe mehr erforderlich ist. Daten, die über sechs Dosen bzw. 24 Wochen hinausgehen, liegen derzeit nicht vor. Eine Packung Ronapreve enthält zwei Vials mit je 300 mg Casirivimab und Imdevimab. Ronapreve ist nur über Stern- und Satellitenapotheken zu beziehen (s. Kasten). Die Zulassungsempfehlung zu Ronapreve basiert auf Daten der randomisierten und placebokontrollierten COV-2067-Studie mit COVID-19-Patienten, die keinen Sauerstoff benötigten und bei denen ein erhöhtes Risiko für eine schwere Erkrankung bestand. Hier führte die Gabe von Casirivimab und Imdevimab verglichen mit Placebo zu weniger Krankenhausaufenthalten oder Todesfällen: Insgesamt mussten unter Casirivimab / Imdevimab 0,9 Prozent (11 von 1.192 Patienten) innerhalb von 29 Tagen nach Behandlung ins Krankenhaus oder starben, in der Placebogruppe waren es 3,4 Prozent (40 von 1.193 Patienten).

Ronapreve nur über Stern- und Satelliten­apotheken

Roche teilte mit, dass die in Ronapreve enthaltenen Antikörper bereits im Frühjahr zentral beschafft worden sind. Sie können nicht über Roche oder den Großhandel bezogen werden, sondern ausschließlich über sogenannte Stern- bzw. Satelliten-Apotheken. Eine Liste mit den bevorratenden Apotheken stellt das RKI bereit, abrufbar unter:

www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Therapie/Stern-Satelliten­apotheken.pdf?__blob=publicationFile

Auch in der Prävention bewies sich Ronapreve, und zwar bei Personen, die engen Kontakt zu einem infizierten Haushaltsmitglied ohne COVID-19-Symptome hatten: 29 Prozent (29 von 100) der positiv getesteten ­Patienten entwickelten unter Casirivimab /Imdevimab innerhalb von 14 Tagen nach ihrem positiven Test­ergebnis Symptome, in der Placebogruppe waren es 42,3 Prozent (44 von 104 Personen).

Im Rahmen klinischer Studien wurden mit Ronapreve 7166 Patienten behandelt. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Hypersensitivitätsreaktionen wie infusionsbedingte Reaktionen und lokale Reaktionen an der Injektionsstelle.

Regdanvimab zur Therapie

Der zweite am 12. November von der Europäischen Kommission zugelassene SARS-CoV-2-Antikörper ist Regdanvimab in Regkirona. Er soll künftig zur Behandlung von erwachsenen COVID-19-Patienten angewendet werden, die keinen Sauerstoff benötigen und ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben. Regdanvimab wird nach Körpergewicht dosiert: 40 mg pro kg Körpergewicht, die Gabe erfolgt als intravenöse Infusion, und zwar innerhalb von sieben Tagen nach Symptombeginn.

Die Zulassungsempfehlung basiert auf einer placebokontrollierten Studie, in der mit Regdanvimab behandelte COVID-19-Patienten innerhalb von 28 Tagen nach Behandlung signifikant seltener ins Krankenhaus eingeliefert wurden, Sauerstoff benötigten oder starben als unter Placebo: 3,1 Prozent (14 von 446) vs. 11,1 Prozent (48 von 434). Das Sicherheitsprofil von Regdanvimab basiert auf den Daten von 906 mit dem Antikörper behandelten Patienten. Dabei fiel eine geringe Zahl an infusionsbedingten Nebenwirkungen auf.

Empfehlung schon vor Marktzulassung

Schon vor Marktzulassung hatte die EMA zu Casirivimab / Imdevimab und Regdanvimab Empfehlungen zur Anwendung ausgesprochen. Damit wollte die EMA allen EU-Staaten eine wissenschaftliche und einheitliche Grundlage für die mögliche Verwendung der Antikörper auch vor Marktzulassung geben, um die Länder in der Anwendung zu unterstützen.

Auch die Weltgesundheitsorganisation hatte sich bereits am 24. September zu Casirivimab / Imdevimab geäußert. Ein Gremium der WHO, das für die Entwicklung von Leitlinien zuständig ist, sprach sich damals für die Antikörperbehandlung von SARS-CoV-2-infizierten Patienten mit hohem Risiko für eine Krankenhauseinweisung aus und damit erstmals für ein präventives Arzneimittel, um schwerem COVID-19 vorzubeugen. Die WHO sah für Casirivimab / Imdevimab auch ­einen Platz in der Behandlung von schwer bis kritisch an COVID-19 Erkrankten. Zum Stand weiterer in Prüfung befindlicher Antikörper siehe auch DAZ 2021, Nr. 45, S. 36.

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