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Corona-Ticker

Wichtiges zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Kritiker der neuen Impfstofftechnologien dürften sich diese Woche gefreut haben: Novavax hat den Zulassungsantrag für seinen proteinbasierten COVID-19-Impfstoff bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA eingereicht. Daneben prüft die EMA u. a. die Zulassung des monoklonalen Antikörpers Sotrovimab. Für das Virustatikum Molnupiravir gibt es Anwendungsempfehlungen für COVID-19-Notfallsituationen. Auch Paxlovid ist auf dem Prüfstand.

Zulassungsanträge für Nuvaxovid® und Xevudy®

Die Europäische Arzneimittelagentur hat gleich zwei Zulassungsanträge in den vergangenen Tagen erreicht. Den Antrag des COVID-19-Impfstoffs Nuvaxovid® (auch bekannt als NVX-CoV2373) von Novavax dürften vor allem die Kritiker der neuen mRNA- und Vektorimpfstoffe schon lange ersehnt haben. Der proteinbasierte Impfstoff enthält neben dem wirkverstärkenden Adjuvans (Saponin) als Antigen das rekombinant hergestellte Spike-Protein von SARS-CoV-2. Aufgrund des bereits laufenden Rolling-Review-Verfahrens rechnet die EMA mit einer zügigen Zulassungsentscheidung innerhalb weniger Wochen. Daneben hat das Unternehmen Glaxo­SmithKline einen Zulassungsantrag für seinen gemeinsam mit Vir Biotechnology entwickelten monoklonalen Antikörper Sotrovimab (Xevudy®) eingereicht. Da sich auch dieses Arzneimittel bereits im Rolling-Review-Verfahren der EMA befunden hat, rechnet diese mit einer möglichen Zulassungsempfehlung in etwa zwei Monaten. Der Antikörper kann dann zur COVID-19-Behandlung von Jugendlichen und Erwachsenen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben und keine Sauerstoff­zufuhr benötigen, eingesetzt werden [Pressemitteilungen der EMA, 17. und 18. November 2021].

Gleichzeitige Impfung gegen Influenza und COVID-19 sicher?

Aufgrund der pandemiebedingten Hygienemaßnahmen ist im vergangenen Winter die Influenzawelle ausgeblieben. Umso wichtiger ist die Immunisierung für die kommende Saison. Zur selben Zeit sind die COVID-19-Boosterungen für Risikopatienten im vollen Gange. Der ein oder andere dürfte sich da sicher schon gefragt haben, wie sicher und wirksam eine gleichzeitig verabreichte Influenza- und COVID-19-Impfung sein dürfte. Dieser Frage ist die Arbeitsgruppe um Lazarus et al. nachgegangen und hat vor wenigen Tagen die Ergebnisse in „The Lancet“ publiziert. Insgesamt nahmen 679 Probanden an der Studie teil, die bereits einmal mit dem Vektor­impfstoff von AstraZeneca oder der mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer immunisiert worden waren. 1 : 1 randomisiert erhielten die Teilnehmer zeitgleich zur zweiten COVID-19-Dosis einen altersgerechten Influenzaimpfstoff (trivalent oder tetravalent) oder Placebo. Drei Wochen später erhielt die Gruppe, die Placebo erhalten hatte, den Grippeimpfstoff und umgekehrt. Im primären Endpunkt wurde das Auftreten einer oder mehrerer systemischer Nebenwirkungen innerhalb von sieben Tagen gemessen. Auch unter gleichzeitiger Verabreichung der beiden Impfstoffe trat mit 77% ähnlich häufig mindestens eine systemische Nebenwirkung auf wie unter Placebo (75%). Dabei fielen die Nebenwirkungen in beiden Gruppen mild bis moderat aus. Eine Beeinflussung der Immunantwort bei gleichzeitiger Immunisierung konnte nicht festgestellt werden [Lazarus et al. The Lancet 2021. doi: 10.1016/S0140-6736(21)02329-1].

EMA gibt Empfehlung für Molnupiravir

Angesichts der steigenden Infektions- und Todeszahlen in Europa möchte die Europäische Arzneimittelagentur EMA die nationalen Behörden unterstützen und hat eine Empfehlung bezüglich der Anwendung von Molnupiravir (Lagevrio®, MSD) herausgegeben. So kann das in der EU noch nicht zugelassene Arzneimittel schon jetzt von den nationalen Behörden in Notfallsituationen eingesetzt werden. Es ist indiziert bei erwachsenen COVID-19-Patienten, die keinen Sauerstoff bekommen und die gleichzeitig ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Molnupiravir beeinträchtigt die Virusreplikation, indem die Stoffwechselprodukte des Arzneistoffes als falsche RNA-Bausteine an die virale RNA binden und so vermehrt Mutationen generieren. Daher sollte mit der Behandlung so früh wie möglich nach Symptombeginn – jedoch nicht später als fünf Tage danach – begonnen werden. Betroffene erhalten über fünf Tage zweimal täglich eine Kapsel mit 800 mg Molnupiravir. Die Empfehlung der EMA basiert auf Studienergebnissen, die eine signifikant geringere Hospitalisierungs- und Sterbe­rate (7,3%) unter Molnupiravir im Vergleich zu Placebo (14,1%) gezeigt hatten. Am häufigsten traten Übelkeit, Schwindel und Erbrechen unter der Therapie auf. Da Molnupiravir in Tierexperimenten in höheren Dosierungen das Wachstum und die Entwicklung des Föten verzögerte, ist das Arzneimittel bei Schwangeren und Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten können, kontraindiziert. Alle anderen Frauen sollten während sowie vier Tage nach der Behandlung eine wirksame Verhütungsmethode wählen. Auch Stillende sollten während sowie vier Tage nach der Molnupiravir-Therapie auf das Stillen verzichten [Pressemitteilung der EMA, 19. November 2021].

Pfizer reicht Zulassungsantrag für Paxlovid in den USA ein

Laut einer Pressemitteilung hat Pfizer vergangene Woche einen Antrag auf eine Notfallzulassung für Paxlovid (PF-07321332 und Ritonavir) bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eingereicht. Zuvor hatte das orale Therapeutikum in einer Phase-II/III-Studie überzeugt: So konnte Paxlovid bei früher Einnahme nach Symptombeginn das Risiko für Krankenhauseinweisungen oder Tod im Vergleich zu Placebo um 89% reduzieren.

PF-07321332 hemmt die 3CL-Protease von SARS-CoV-2 und stört damit die virale Replikation. Es wird zusammen mit einer niedrigen Dosis Ritonavir eingesetzt, welches den Abbau von PF-07321332 verlangsamen soll. Auch die EMA prüft Paxlovid, die Zulassung ist jedoch noch nicht beantragt. [Pressemitteilung Pfizer, 16. November 2021]

Sterberisiko unter Rituximab besonders hoch

Langzeit-immunsupprimierte Menschen gelten in der Pandemie als besonders vulnerable Patientengruppe. In einer retrospektiven Ko­hortenstudie wurde das Outcome von 222.975 hospitalisierten COVID-19-Patienten vom Januar 2020 bis Juni 2021 ausgewertet. 16.494 (7%) davon waren langfristig immunsuppressiv behandelt worden – hauptsächlich aufgrund von rheumatologischen Erkrankungen (33%), Organtransplantationen (26%) oder Krebserkrankungen (22%). Es zeigte sich, dass die Immunsupprimierten im Vergleich zu COVID-19-Personen, die keine solche Therapie erhalten hatten, sogar ein geringeres Risiko hatten, invasiv beatmet werden zu müssen (Hazard Ratio [HR]: 0,89). Dies lässt sich dadurch erklären, dass unter anderem auch Januskinase-Hemmer eingenommen worden waren, die in den Kliniken zur Vermeidung eines gefürchteten Zytokinsturms eingesetzt werden. Dagegen war das Outcome unter Rituximab, das über die Bindung an CD20 die Zerstörung von B-Zellen initiiert, besonders schlecht. So war sowohl das Sterberisiko von Rheumapatienten (HR: 1,72) als auch Krebspatienten (HR: 2,57), die mit Rituximab behandelt worden waren, signifikant erhöht [Andersen KM et al. The Lancet Rheumatology 2021. doi: 10.1016/S2665-9913(21)00325-8].

Zweite Dosis Janssen-Vakzine

Aktuell prüft die EMA, ob zwei Monate nach der ersten eine zweite Dosis der Vektorimpfstoffs zur Wirkverstärkung verabreicht werden kann. Das Unternehmen hatte dazu Studiendaten von mehr als 14.000 Probanden eingereicht. Aufgrund der gehäuft auftretenden Impfdurchbrüche empfiehlt die STIKO aktuell für mit der Janssen-Vakzine immunisierte Personen eine Boosterung mit einem mRNA-Impfstoff frühestens vier Wochen nach der Grundimmunisierung [EMA Pressemitteilung, 22. November 2021]. |

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