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Aus den Ländern
Auch in Krisenzeiten immer vor Ort
Apotheken in Rheinland-Pfalz helfen bei der Bewältigung von Pandemie und Flutkatastrophe
Wie so vieles in dieser Zeit, so stand auch die Durchführung dieser Sitzung unter den „Corona-Vorzeichen“. Bis zuletzt bestand die Hoffnung, die Sitzung im klassischen Stile „analog“ – also von Angesicht zu Angesicht als Präsenzveranstaltung – durchführen zu können. Nichtsdestotrotz liefen parallel die Vorkehrungen, die Sitzung notfalls hybrid oder komplett digital stattfinden lassen zu können. Dabei hatte neben der Sicherheit der Teilnehmer die Beschlussfähigkeit der Sitzung oberste Priorität.
Bedauerlicherweise entwickelte sich die Pandemielage in einem Ausmaße, welches eine reine Präsenzveranstaltung nicht zuließ. Und so musste leider tatsächlich auf die vorbereitete Option einer hybriden Durchführung der Sitzung zurückgegriffen werden.
Damit stand es den gewählten Vertretern der verfassten Apothekerschaft in Rheinland-Pfalz frei, ob sie vor Ort in Mainz oder aber digital von einem anderen Orte aus der Sitzung beiwohnen wollten. Letztlich kamen von den 63 Teilnehmern 30 vor Ort in Mainz zusammen.
Neben diesen Corona-Auswirkungen prägte das traurige Ereignis des Jahres 2021, von welchem die Menschen insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz heimgesucht wurden, zahlreiche Teile des Sitzungsablaufes.
Gleich zu Beginn der Sitzung ergriff Kammerpräsident Pharmazierat Peter Stahl vor diesem Hintergrund das Wort. Er bat alle Sitzungsteilnehmer, in einer stillen Minute all jenen Menschen zu gedenken, welche durch die Pandemie oder die Flutkatastrophe des Sommers 2021 ihr Leben verloren oder Kummer und Leid zu ertragen haben.
Zu begrüßen waren neben den neu und wiedergewählten Mitgliedern der Vertreterversammlung mehrere Ehrengäste. Eine besondere Ehre erwies der Kammer der neue Staatsminister für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz Clemens Hoch. Hoch war im Zuge der Koalitionsverhandlungen aus seiner bisherigen Position als Chef der Staatskanzlei in das neu zusammengeschnittene Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit gewechselt. Der Minister – obgleich persönlich zugegen – trat auch in Form einer Videobotschaft auf, die unter www.facebook.com/miteinanderfuergesundheit für jedermann abrufbar ist. Hoch ließ es sich nicht nehmen, anschließend eine Vielfalt verschiedener Themen anzureißen und kurz zu kommentieren. Sein Credo ist, dass man miteinander ins Gespräch kommen muss, und er lobte die Schnelligkeit und die gute Organisation, mit der die Apotheker sowohl die Anforderungen während der Corona-Krise als auch nach der Flutkatastrophe hinbekämen. Es hätte sich gezeigt: „die Apotheker bekommen das hin!“ Er sprach auch die Mangelverwaltung bei Fertigarzneimitteln und Impfstoffen durch die Apotheker, den Nachwuchsmangel und die drohende Ökonomisierung des Gesundheitswesens durch Kapitalgesellschaften an und betonte, dass mit der Gesundheitsversorgung keine Rendite abgerufen werden solle.
Andere Meinungen anhören und im Gespräch bleiben
Clemens Hoch ging als letztes knapp auf den Masterplan zur gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum ein, der auch Apotheken vorsehe. Nach seinem persönlichen Grußwort an der Vertreterversammlung stand er zudem der Kammer spontan für eine Fragerunde sowie zur Diskussion zur Verfügung. So vielfältig wie die Rede von Hoch war auch die Diskussion. Der Bogen spannte sich vom Thema Corona, dem Nutzen von Synergien von Arzt, Apotheke und Krankenhäusern, vor allem im ländlichen Raum, der interdisziplinären und intersektoralen Einführung des elektronischen, bundesweiten Medikationsplans schon in der Ausbildung der Heilberufler bis hin zur Novellierung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO), um nur einige Stichworte zu nennen. Staatsminister Hoch betonte die Bedeutung, bei allen Herausforderungen miteinander zu kommunizieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen – auch wenn unterschiedliche Auffassungen bestehen. So hätten er und Kammerpräsident Stahl gemeinsame Jour fixes alle drei bis vier Monate vereinbart. Insgesamt nahm sich der Staatsminister mehr als zwei Stunden Zeit für die Vertreterversammlung und ging auch vor Beginn der Sitzung sowie während der Kaffeepause in persönlichen Gesprächen auf zahlreiche Fragen und Anliegen ein.
Bewältigung der Pandemie als das bestimmende Thema
In seinem mündlichen Bericht zur Lage ging Kammerpräsident Peter Stahl insbesondere auf folgende Themen ein: Immer wieder brachte 2021 neue Anforderungen an die Apothekerschaft – und das seit Beginn der Pandemie binnen kürzester Zeit. Stichworte sind: Mitarbeit in Impfzentren, Versorgung mit Impfstoffen, FFP2-Maskenversorgung der Bevölkerung, Corona-Tests und weiteres, und immer jeweils verbunden mit dem nötigen Wissenserwerb, Strukturaufbau und Koordination. Die Erstellung der Impfzertifikate hätte den Beweis erbracht „Apotheke kann digital“. Aber bei allem gelte es, die pharmazeutischen Kernaufgaben des Apothekenbetriebs im Blick zu halten.
Stahl riss knapp das Thema pharmazeutische Dienstleistungen an, die durch die Abwehrhaltung der Krankenkassen gebremst werden, obwohl der Nutzen für die Bevölkerung unbestritten sei: An der Apothekerschaft hänge es nicht.
Kammerpräsident Peter Stahl dankt allen Beteiligten für den Einsatz nach der Flutkatastrophe, sei es die allgemeine Hilfe vor Ort, durch die Apotheken, die die Bevölkerung in der Not versorgte, und durch „Apotheker ohne Grenzen“. Stahl unterstrich, dass die Apothekerschaft sich in allen Bereichen und aktuellen Krisen konstruktiv und sachkundig eingebracht hätte. Die Kernbotschaft – „Ihr seht, was die Apotheken leisten – die Apotheken sind digital und wollen das E-Rezept – wir wollen unsere pharmazeutische Kompetenz zugunsten der Bevölkerung an- und voranbringen“ wäre von der Politik wahrgenommen und wertgeschätzt worden.
Ehrenamtliches Engagement der „Apotheker ohne Grenzen“
Dem Bericht des Präsidenten schloss sich nach dem Gedenken an die verstorbenen Kammermitglieder die Ehrung der Ehrengäste an. Geehrt wurden Theo Hasse und Hans Cherdron für ihre jahrelange sowie sehr intensive ehrenamtliche Tätigkeit in den Gremien der Kammer. In beiden Fällen ging dieses ehrenamtliche Engagement in deutlichem Maße über die bloße Erfüllung der Mandate hinaus. Dafür sprach Präsident Stahl beiden Kammermitgliedern den besonderen Dank der Kammer aus.
Ebenso war es dem Kammervorstand ein besonderes Anliegen, das außerordentliche ehrenamtliche Engagement der freiwilligen Helfer von „Apotheker ohne Grenzen“ zu ehren. Ein gutes Dutzend der Vereinsmitglieder hatte sich nach der schrecklichen Flutkatastrophe vom Juli 2021 auf den Weg gemacht. Vor Ort in den Flutgebieten haben sie tatkräftig bei der Aufrechterhaltung der qualifizierten Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch die Präsenzapotheken mit angepackt, die mitunter selber stark von der Katastrophe betroffenen waren. Eine besondere, koordinierende und maßgebliche Rolle spielte und spielt dabei Apothekerin Dr. Petra Nolte. In zahllosen Gesprächen mit der betroffenen Apothekerschaft sowie in ebenso ungezählten Abstimmungsrunden mit der Vielfalt der Ansprechpartner vor Ort machte und macht Dr. Petra Nolte dem heilberuflichen Ethos mehr als alle Ehre. Und so nahm Nolte stellvertretend für alle ehrenamtlichen Helfer den besonderen Dank der Kammer entgegen. Greifbar wurde dieser Dank der Kammer in einer Spende der Kammer an den Verein „Apotheker ohne Grenzen“ in Höhe von 5000 Euro.
Dankeschön an verdiente Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle
Schließlich wandte sich Kammerpräsident Stahl an zwei verdiente Mitarbeiter der Kammergeschäftsstelle und sprach ihnen seinen besonderen Dank aus: Doris Wettmann, Ltg. Recht, Dienstbereitschaft und Rezeptsammelstellen, verlässt die Kammer auf eigenen Wunsch. Ihr dankte der Kammerpräsident digital für ihre mehr als zehnjährige Tätigkeit für die Kammer, nachdem sie bereits am Vorabend auf der Vorstandssitzung einen Blumenstrauß persönlich aus den Händen des Kammerpräsidenten entgegengenommen hatte. Nach sage und schreibe 44 Jahren tritt Giesela Steil nunmehr in den dritten Lebensabschnitt ein. Damit geht für die Landesapothekerkammer eine Ära zu Ende. „Unter Ihnen haben vier Kammerpräsidenten und drei Kammergeschäftsführer gearbeitet. Sie werden oft als die „Herrin der Kammer“ bezeichnet – für mich aber sind Sie vielmehr die „gute Seele“ der Kammer. Mit dem Ruhestand von Steil muss zudem das QM-Handbuch der Kammer geändert werden, lautet doch eine zentrale Dienstanweisung: „Wenn Sie nicht mehr weiterwissen, fragen Sie Frau Steil!“
Nach weiteren Berichten aus Ausschüssen der Kammer sowie von dem Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Niclas Reiniger, der den Kammerhaushalt 2020 geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk testiert hatte, erfolgte die Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung für das Geschäftsjahr 2020.
Neuwahl von Präsident, Vorstand und Vizepräsidenten
Kammerpräsident Peter Stahl, der das Amt letztes Jahr nach dem Tod von Dr. Andreas Kiefer übernommen hatte, wurde unter der Sitzungsleitung von Petra Seestädt ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung für die kommenden fünf Jahre zum Kammerpräsidenten gewählt. In den Kammervorstand wählte die Versammlung Thomas Christmann, Dr. Martin Abel, Claudia Alten, Pharmazierat Thomas Behr, Juliane Maier-Scheunemann, Nadine Precht, Dr. Verena Specht, Pharmazierätin Anne Wollscheid-Steffes, Pharmazierat Christian Brand sowie Victoria Keßler. Petra Seestädt trat nach 25 Jahren nicht mehr für den Kammervorstand an.
Die Vertreterversammlung verabschiedete eine „Resolution der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz gegen die Einführung der Höchstbestellmengen von Biontech-Impfstoff“ (siehe Kasten).
Resolution der Vertreterversammlung der LAK Rheinland-Pfalz gegen Höchstbestellmengen von Biontech-Impfstoff
Die Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz fordert auf ihrer Sitzung vom 20. November 2021 den Bundesgesundheitsminister auf, die Einführung der Höchstbestellmengen von Biontech-Impfstoff zurückzunehmen.
Begründung: Die besondere Kurzfristigkeit dieser Maßnahme, sowie die zu befürchtende mangelnde Akzeptanz seitens der zu impfenden Menschen als auch der impfenden Ärzteschaft in Deutschland gefährden unnötig den Erfolg der Impfkampagne. Die Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz sieht dadurch die überaus notwendige Steigerung der Corona-Impfrate gefährdet.
Aus der Reihe der Mitglieder der Vertreterversammlung wurden drei Anträge gestellt. Diese umfassten die Themen Notdienstplanung, Digitalisierung (u. a. der Vorbereitungsunterlagen der Vertreterversammlung) sowie die Frage, wie Mitgliedern der Kammer angesichts der zurückliegenden Wahlbeteiligungen ein positiveres Bild der Kammer vermittelt werden könne. Der neue Kammervorstand hat zugesagt, diese Themen aufzugreifen, zu prüfen sowie der kommenden Vertreterversammlung – gegebenenfalls von Umsetzungsmaßnahmen – zu berichten. |
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