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Management
Was tun, wenn der Strom ausfällt?
Hohe Anforderungen für das Notfallmanagement in Apotheken
Angesichts der Gaskrise empfiehlt aktuell das Bundeswirtschaftsministerium den Unternehmen, sich mit Notstromaggregaten einzudecken. Insbesondere gilt dies für Betreiber der kritischen Infrastruktur. Weiterhin wird empfohlen, dass ein autarker Betrieb über 72 Stunden möglich sein soll. Wir möchten im Folgenden darauf eingehen, was dies für die Apotheken bedeutet und wie man für sich selbst eine Einschätzung der Lage und mögliche Handlungsschritte ableiten kann.
Schon seit vielen Jahren hebt die Arbeitsgemeinschaft Notfall- und Katastrophenpharmazie (AG KatPharm) der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft die Notwendigkeit eines Notfallplans für die Apotheke hervor, der entsprechend auch deren Stromversorgung berücksichtigt. Bereits im Jahr 2017 haben wir im Rahmen des DAZ-Artikels „Wenn der Strom ausfällt“ (siehe DAZ 2017, Nr. 2, S. 22) auf notwendige Handlungsschritte hingewiesen und sinnvolle Maßnahmen für die Umsetzung genannt.
Aktiv mit dem Thema beschäftigen
Aufgrund der aktuell angespannten Lage wollen wir mit diesem Artikel nochmals auf die Einbindung des Themas Energieversorgung im Notfallmanagement der Apotheke hinweisen und Impulse geben, wie erste Schritte konkret aussehen können. Wichtig ist immer die Betrachtung der individuellen Apotheke, weshalb hier keine Checkliste zum Abhaken folgt, sondern vielmehr der Anstupser, sich aktiv mit dem Thema zu beschäftigen.
Wie sicherlich mittlerweile bekannt, besteht das Notfallmanagement aus den Elementen
- Notfallvorsorge mit Präventivmaßnahmen zur Vermeidung von Notfällen und Krisen sowie
- der Planung der Notfallbewältigung mit der Wiederherstellung von Geschäftsprozessen und Systemen.
Die Elemente werden in einem Regelkreislauf, dem sogenannten Demingkreis, immer wieder durchlaufen, um aus Fehlern zu lernen und das System ständig zu verbessern (s. Abb. 1).
In den letzten Jahren ist durch die zunehmende Digitalisierung des Gesundheitswesens der Stellenwert der Energieversorgung nochmals deutlich gewachsen. Hierbei kann die Apotheke jedoch nicht als losgelöster Leuchtturm betrachtet werden, vielmehr müssen Schnittstellen besonders berücksichtigt werden. Denn selbst eine perfekt geplante Notstromversorgung der eigenen Apotheke kann nicht sicherstellen, dass im Falle eines Stromausfalls z. B. die Kommunikation auf digitalem Wege nach außen (Großhandel, Arztpraxen, zu versorgende Einrichtungen) nicht massiv beeinträchtigt wird.
War in der Flutkatastrophe von Ahrweiler im vergangenen Jahr der Stromausfall eine Begleiterscheinung der Hochwassersituation, so fiel in Dresden und im Umkreis von bis zu 50 km im September 2021 ohne einen solchen Anlass großflächig der Strom aus. Ursache war vermutlich ein Ballon, der in ein Umspannwerk geflogen war. 300.000 Haushalte waren zwischen wenigen Minuten und mehreren Stunden ohne Strom. Auch etliche Apotheken waren betroffen.
Für die Risikoanalyse bisher bedeutete es, dass im Schnitt die Anzahl an Ausfällen zwar zunahmen, die zu überbrückende Zeit aber abnahm und längerfristige Unterbrechungen meist eine Begleiterscheinung größerer Schadensereignisse waren. Im Rahmen der aktuellen Krise haben sich die Rahmenbedingungen jedoch erheblich verändert. Diese Situation macht deutlich, dass ein einmal erstelltes Notfallmanagement nicht für alle Ewigkeit Bestand hat, sondern immer wieder auf die äußeren Einflussfaktoren angepasst und reevaluiert werden muss.
Auch an Wind und Solar denken
Lassen Sie uns nun ein paar Impulse zum Thema Notstromversorgung in der Apotheke geben. Hierbei ist zu bedenken, dass mittlerweile die Versorgung mit elektrischer Energie nicht nur durch Notstromaggregate erfolgen kann, an die klassisch zunächst jeder denkt, sondern auch Versorgungsmöglichkeiten über Wind- und Solarenergie in die Planungen einbezogen werden können.
Die Versorgungsstruktur der einzelnen Apotheken ist so individuell wie die Patienten und die Mitarbeiter. Es muss individuell entschieden werden, welche Kriterien für einen unterbrechungsfreien Betrieb auch ohne externe Stromzufuhr zu berücksichtigen sind.
Die AG KatPharm empfiehlt, im Rahmen des Notfallmanagements mindestens zwei Optionen zu durchdenken. Mit Option 1 haben sich hoffentlich schon die meisten Apotheken einmal vertraut gemacht. Hierbei geht es um einen kurzfristigen Stromausfall von wenigen Minuten hin bis zu wenigen Stunden. Für die einzelnen individuellen Maßnahmen wie Vorhaltung von Geräten zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) am Server und am Kommissionierer, Validierung der Kühlschränke bis hin zu Maßnahmen zur Einstellung des Geschäftsbetriebes möchten wir auf unseren DAZ-Artikel von 2017 (s. o.) verweisen. Hierbei hat sich auch in den letzten fünf Jahren nichts geändert.
Herausforderung mehrtägiger Stromausfall
Wir möchten den weiteren Fokus in diesem Artikel auf die Option 2 legen, einen Stromausfall, der sich über mehrere Stunden bzw. Tage erstrecken kann, und uns der Thematik zuwenden, wie sinnvoll ggf. die Anschaffung einer Notstromversorgung der Apotheke ist und welche Schritte auf jeden Fall im Rahmen des Notfallmanagements erfolgen sollten.
Lassen Sie uns einen ersten Blick auf das Thema Notstromversorgung für einen Zeitraum von mehreren Stunden bis Tagen werfen: Wir gehen davon aus, dass Sie bereits den Stromverbrauch und die relevanten Stromverbraucher für den notwendigen Betriebsablauf identifiziert haben und den minimalen Stromverbrauch für den Betrieb der Apotheke kennen. Diese Kennzahl ist unerlässlich bei der Frage nach der Dimensionierung der Notstromversorgung, egal welchen Weg Sie wählen.
Im nächsten Schritt gilt es zu klären, wie man die Notstromversorgung in die Apotheke einbinden kann. Wir möchten hier exemplarisch die Möglichkeit nennen, die Notstromversorgung automatisch einzubinden, dies erfolgt z. B. über vollintegrierte Notstromaggregate oder Solaranlagen mit entsprechenden Pufferspeichern, die bei einem Netzausfall nahtlos die Versorgung übernehmen. Dies ist insbesondere bei Bestandsimmobilien teilweise nicht problemlos umzusetzen. Wenn diese Form der Einbindung nicht möglich ist, kann selbstverständlich die Einbindung von manuell zu nutzenden Notstromaggregaten bzw. Inselsolaranlagen in Betracht gezogen werden. Auch hier muss jedoch sichergestellt werden, dass diese über entsprechende Einspeisemöglichkeiten in das Apothekenstromnetz eingebunden werden können. Bedenken Sie bitte auch, dass Benzin- oder dieselgetriebene Notstromaggregate die Lagerung von entsprechenden Betriebsstoffen unter den dazugehörigen rechtlichen Rahmenbedingungen voraussetzen. Gehen Sie zunächst nicht davon aus, dass im Falle eines großflächigen Stromausfalls der Nachschub an Brennstoffen problemlos möglich ist.
Auf zuständige Behörden zugehen
Bis zu diesem Punkt sehen Sie schon, dass die Aufrechterhaltung der Stromversorgung über einen so langen Zeitraum erheblichen Aufwand und Vorbereitungen mit sich bringt. Wir möchten Sie mit diesem Artikel aber ermutigen, sich mit der Frage der Notstromversorgung intensiv zu beschäftigen und im Kontext mit der jeweiligen Regelung in den Landeskatastrophenschutzgesetzten auch aktiv auf die zuständigen Behörden zuzugehen und in die Diskussion zu kommen. Die Apotheken haben insbesondere in der zurückliegenden Pandemie bewiesen, dass sie eine tragende Rolle im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz spielen, und ggf. kann die Einbindung in regionale Notstromplanungen erfolgen.
Vor allem möchten wir auch Krankenhausapotheken ermutigen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn diese sind häufig im Rahmen der Notstromversorgung der Klinik an diese angeschlossen, aber auch hier gilt es zu klären, wie lange die Notstromversorgung aufrechterhalten werden kann und ob ggf. alle Bereiche der Krankenhausapotheke an die Notversorgung angebunden sind.
Zusammenfassend ist anzumerken, dass die Anschaffung eines Notstromaggregates für die Apotheke unter Umständen sinnvoll sein kann und einzelne Kollegen diesen Weg auch schon erfolgreich gegangen sind. Die zunehmende Nutzung von Solarstrom in Verbindung mit Batteriespeichern bietet hier neue Optionen, die vor wenigen Jahren in dieser Form überhaupt noch nicht bestanden. Wichtig ist immer der Blick auf die Komplexität und das Ausmaß des Versorgungsauftrages, das mögliche Ausweichen auf andere Standorte bzw. Kooperationsmöglichkeiten und die Gegebenheiten der eigenen Infrastruktur. Ein Umbau kann mit enormen Kosten verbunden sein. Im Rahmen eines Neubaus ist es sehr sinnvoll, über die Möglichkeiten der externen Einspeisung nachzudenken. So kann im Schadensfall ein eigenes oder ggf. ein Fremdgerät problemlos zur Überbrückung genutzt werden. Im Notfallmanagement der Apotheke sollten der Stromausfall und die zu treffenden Maßnahmen definiert und alle Mitarbeiter ausreichend geschult und eingewiesen sein. Rein statistisch ist es keine Frage, wann der nächste Stromausfall kommt, sondern nur, wie lange er dauert. Nutzen Sie die Zeit und bereiten sie sich rechtzeitig darauf vor.
Um Ihnen noch weitere konkrete Hilfestellungen zu geben, werden wir einzelne Themen aus diesem Artikel in einer losen Serie in der AZ tiefergehend behandeln. |
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