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Management
Ziele erreichen!
Mit vier Tipps Projekte sicher finalisieren
Was versteckt sich eigentlich hinter dieser Trias: Durchhalten, Disziplin und Dranbleiben? Es scheinen besondere Fähigkeiten zu sein, die zur Erreichung eines Ziels zwingend nötig sind. Würden wir sie jedoch während einer Analyse in ihre Einzelteile zerlegen, wären sie wahrscheinlich fein austarierte Gleichgewichte von Motivation und Verbindlichkeit, kritischer Betrachtung und Realitätssinn sowie Vision und Reflexion. Also nehmen wir uns einen Moment und betrachten diese Ebenen.
Tipp 1: Kurzer Rückblick
Vor allem, wenn es im Verlauf eines Projektes richtig anstrengend wird, kommt die Frage auf: „Wieso mache ich das eigentlich?“ Wer jetzt die richtigen Antworten findet, schafft auch die nächsten Schritte. Mitten in der ganzen Arbeit kann der Fokus auf das eigentliche Ziel des Projektes und den persönlichen Nutzen verloren gehen.
Sehr motivierend ist es dann, sich einen Moment Zeit zu nehmen und sich auf die Schulter zu klopfen für das, was alles geschafft wurde. Bedauerlicherweise können Teilziele, sobald sie erreicht sind, schnell zu einer Selbstverständlichkeit „verkommen“. Es geht immer weiter und weiter. Das Gehirn möchte jedoch nach langer harter Arbeit belohnt werden, damit es wieder neue Motivation springen lässt. Diesem Wunsch sollten wir unbedingt nachkommen und das bereits Geschaffte würdigen. Dann wird der Blick auf das Ziel meist wieder klarer.
Wenn das Projekt von Anfang an Unterstützer hatte, können diese unter Umständen auch den Fortschritt in schwierigen Zeiten sicherstellen. Bei persönlichen Projekten, wie z. B. der Renovierung des Wohnzimmers, ist es vielleicht die Freundin, die für ein paar Stunden mit anfasst. Bei der Vorbereitung der Rezertifizierung des QM zieht ggf. das ganze Team am selben Strang. Unterstützer zu aktivieren, wenn es holprig wird, ist keine Schande, sondern weise.
Zu Beginn eines Projektes machen wir uns oft Gedanken über unsere eigenen Ressourcen, mit denen wir das Projekt umsetzen können. Dazu zählen Geld, besondere Fähigkeiten und Kompetenzen, Räumlichkeiten und Material oder Ähnliches. Wenn es schwierig wird, dürfen wir uns dieser Fülle wieder bewusst werden – allem voran unseres eigenen Könnens. Es gab sicher schon vergleichbar anstrengende Momente im Leben, und wir haben sie gekonnt überstanden. Die gleiche Strategie wie beim letzten Mal könnte auch jetzt zum Erfolg führen.
Alles in allem werden sich bei diesem Rückblick viele gute Gründe finden lassen, warum das Projekt glücken wird. Und Zuversicht ist schließlich die alles treibende Kraft.
Tipp 2: Ein gutes Gefühl für kommende Fortschritte
Manchmal ist es keine Frage der Motivation, manchmal ist einem einfach nicht klar, wie es weitergehen soll. Was sind die nächsten Schritte? Ganz gleich, wie sehr man sich anstrengt, nicht immer lässt sich diese Frage beantworten.
Was sich jedoch häufig beantworten lässt, ist die Frage nach Anzeichen für den Fortschritt. Dieser Perspektivwechsel birgt einen kleinen Sprung in die Zukunft. Stellen Sie sich vor, dass das Ziel erreicht wurde und sich der Nutzen eingestellt hat: Woran erkennen Sie, dass Sie auf einer Skala von 0 bis 10 einen Schritt weitergekommen sind?
Diese Betrachtung führt zu konkreten Beschreibungen des Zustandes nach dem nächsten Meilenstein. Von diesem Punkt aus kann der Weg gedanklich zurückgegangen werden. Daraus ergeben sich die nächsten Schritte wie von selbst. Was hilfreich sein kann, ist die Frage nach den Unterschieden zwischen dem jetzigen Zustand und der Beschreibung der Zukunft, das liefert weitere Aspekte.
Dass die Änderung der Fragestellung einen großen Effekt haben soll, ist in der Theorie schlecht vorstellbar. In der Praxis macht allerdings diese Imagination oft den entscheidenden Unterschied. Probieren Sie es am besten aus und urteilen Sie erst dann!
Tipp 3: Den Blick auf die Herausforderungen richten
Je nach Kultur, in der eine Veränderung durchlebt wird, kann das Gefühl aufkommen, dass vor lauter Motivation und Zielfokussierung kein Platz für kritische Stimmen ist. Bedauerlicherweise lösen sich Herausforderungen nicht allein durch einen positiven Spirit in Luft auf.
Wenn unbenannte Herausforderungen wie Geister durch ein Projekt wabern und alle Beteiligten in Schockstarre verfallen lassen, wird es Zeit, sie konkret zu benennen. Ungewissheit kann sehr lähmend sein. Es sollte überlegt werden, was im schlimmsten Fall schiefgehen kann und welche Interventionen dann nötig sind, um wieder Herr der Lage zu werden. Bei Licht betrachtet und mit einem guten Notfallplan wirken die meisten Herausforderungen dann doch eher harmlos und vor allem überwindbar.
Eine der besonderen Herausforderungen ist der Umgang mit der Angst vor dem „danach“. Der Übeltäter kann wiederum die Ungewissheit sein, was nach dem Erreichen des Ziels kommt, oder die Sorge, dass die Umstände nach Beendigung des Projekts schlechter sind als vorher. Extremer gesagt: Wieso sollte ein Mitarbeiter an einem Projekt mitarbeiten, dessen Ziel dazu führen könnte, dass sein Lieblingsaufgabengebiet wegfällt oder sogar er selbst für das Unternehmen überflüssig wird?
Eine kleine Anekdote. Mein Mann sucht schon seit Längerem nach einer hübschen, eher hochpreisigen Uhr. Ich dachte mir: „Wunderbar, pass mal gut auf, was ihm gefällt. Der nächste Geburtstag kommt bestimmt, und eine Überraschung ist sicher eine gute Idee.“ (Geschenke und Männer – der ein oder andere erkennt vielleicht das Problematische an dieser Kombination.) Mehrere Jahre später hatte ich immer noch nicht den Hauch einer Ahnung, welcher der Luxus-Chronographen es jetzt sein sollte. Zum Glück erklärte mein Mann mir irgendwann beiläufig, dass das Besondere an der Suche nach der perfekten Uhr die Suche ist. Hätte ich ihm eine Uhr geschenkt und damit eine Zielerreichung herbeigeführt, hätte ich ihm eine immer wiederkehrende Freude genommen. Denn der Zustand nach dem Ziel wäre nicht derselbe gewesen wie vor dem Ziel.
Wenn Sie mit mehreren Beteiligten an einem Projekt arbeiten, dann hören Sie hin, ob das „danach“ jemandem Sorge bereitet, und sorgen Sie so gut es geht für Sicherheit.
Letztendlich ist es wichtig, sich darüber bewusst zu sein, dass es zu unerwarteten Ereignissen kommen kann und die Ressourcen vorhanden sind, um damit flexibel umzugehen.
Tipp 4: Das Selbstversprechen
Wir kennen wohl alle die Eisenhower-Matrix zur Priorisierung von Aufgaben. Auch wenn der Begriff nicht sofort eine Assoziation auslöst, ist das Prinzip, Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit zu sortieren, mittlerweile gängige Praxis. Der rechte Teil der Matrix besagt, dass wichtige und dringende Aufgaben sofort selbst erledigt werden und wichtige Aufgaben, die weniger dringend sind, terminiert werden können. In einem Umfeld, wo jedoch alles als wichtig und dringend eingeordnet wird, bedarf es ggf. weiterer Kriterien, damit das Projekt (wichtig, aber nicht dringend) überhaupt in Angriff genommen werden kann.
Ein Kriterium ist die Gewichtung der Kategorien „wichtig“ und „dringend“. Im Arbeitsalltag wird der Dringlichkeit der Vorrang gegeben. Erst die Dringlichkeit löst unweigerlich eine Handlung aus – meistens. Wie wäre es, wenn die Wichtigkeit eine direkte Handlung auslösen würde? Viele Anliegen sind oft nicht so eilig, wie es einem andere darlegen. Wenn wir die Dringlichkeit von Aufgaben infrage stellen und für unser Projekt die Kategorie „extra wichtig“ einführen, dann gibt es immer weniger Ablenkung, Ausreden oder Sonstiges, das die Nutzung der eingeplanten Zeitressourcen für das Extra-Wichtig-Projekt vereiteln kann.
Kinder besiegeln ein Versprechen häufig mit den Worten: „Versprochen ist versprochen und wird nicht mehr gebrochen!“ Geben Sie sich selbst ein Versprechen und benennen Sie konkret die weiteren kleinen Schritte, die Sie in den nächsten Tagen oder maximal zwei Wochen umsetzen werden, um Ihr Projekt voranzutreiben. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie müssten es jemandem mitteilen, damit Sie dieses Versprechen nicht brechen, dann wählen Sie einen geeigneten Zeugen aus Ihrem Bekanntenkreis. Sollte es Ihnen aus irgendwelchen Gründen lieber sein, eine unabhängige Person als Zeuge zu wählen, dann schreiben Sie mir gerne eine E-Mail. Bitte bedenken Sie allerdings im Vorfeld, dass ich im Bezug auf Versprechen äußerst streng bin. Es könnte sein, dass ich nachfrage, ob Sie sich selbst treu geblieben sind.
Bonustipp
Selbst wenn wir unsere Versprechen halten und Schritt für Schritt vorankommen, läuft noch längst nicht alles rund. Wichtig ist, den Erfolgen in Richtung Ziel und dem, was gut läuft, mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem, was noch nicht perfekt ist. Sonst klappt die „Es-geht-nicht-voran“-Falle mit voller Demotivation zu. Halten Sie sich lieber an die Aussage von guten Chorleitern nach der ersten Probe: „Da war schon viel Schönes dabei.“ |
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