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Management

Jung und Alt – Wie gelingt die Zusammenarbeit?

Generationenmanagement in der Apotheke

Verschiedene Generationen, verschiedene Ansichten – wie überall im Leben ist dies auch in der Apotheke der Fall. Ältere Erfahrene treffen auf Digital Natives und unter Umständen können innerhalb des Apothekenteams Spannungen entstehen. Mit einem geschickten Generationenmanagement wird man jeder Altersklasse gerecht, bindet Mitarbeiter langfristig an die Apotheke und schafft es, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen.

Eine gelungene Zusammenarbeit unterschiedlicher Generationen in der Apotheke ist unter vielen Gesichtspunkten wichtig. Auf keine der Generationen kann verzichtet werden, nicht auf die Berufseinsteiger und ebenso wenig auf die Älteren. Jeder bringt seine Erfahrungen und Sichtweisen ins Team ein. Das ist gut so – und entspricht letztlich auch dem Querschnitt der Gesellschaft. Die jeweiligen spezifischen Expertisen sollten genutzt werden. Kollegen können voneinander lernen – egal in welchem Lebensabschnitt sie sich gerade befinden. Doch bis zu welchem Grad behindern Vorurteile und Klischees eine gute Zusammenarbeit?

Fachkräftemangel in Apotheken hält an

Jährlich erhebt die Bundesagentur für Arbeit (BA) eine Fachkräfteengpassanalyse. Die BA ermittelt anhand von sechs Engpassindikatoren, vier Risikoindikatoren und vier Ergänzungsindikatoren, in welchen Berufen ausgeschriebene Stellen nur schwer zu besetzen sind. Als Engpassindikatoren werden z. B. der Median der Vakanzzeit einer wiederzubesetzenden Stelle oder auch die Arbeitssuchenden-Stellen-Relation heran­gezogen. Berufe mit einer entsprechenden Problematik werden als Engpassberufe bezeichnet. Das trifft auch auf den Arbeitsplatz Apotheke zu. Der Fachkräftemangel wird sich zudem voraussichtlich aufgrund demografischer Veränderungen in Zukunft noch verschärfen. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Mitarbeiter zu binden, indem man die Zusammenarbeit unterschiedlicher Generationen zu einem Gewinn für das Team und für die Apotheke macht.

Generationenmanagement – was ist das?

Generationenmanagement ist Bestandteil des Diversity Managements und somit des Personal­managements. Ziel des Diversity Managements ist die positive Wertschätzung der Vielfalt der Mitarbeiter eines Betriebes. Es geht um eine positive Hervor­hebung dieser Heterogenität. Die Diversität der Mitarbeiter kann durch entsprechendes Handeln zu einer Mehrung des Unternehmenserfolges führen. So sollen Geschlecht und Alter genauso wenig zu einer Diskriminierung führen wie Behinderung, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft oder Religion. Im Gegenteil, die Verschiedenheit der Mitarbeiter soll dem Betrieb im besten Fall positive Impulse geben. Schließlich entspricht diese Diversität der Realität in der Gesellschaft – und spiegelt sich dementsprechend auch im Unternehmen wider.

Das Generationenmanagement fokussiert auf die verschiedenen Generationen und versucht, durch gegenseitigen Respekt und Wertschätzung das Betriebsklima und die Zusammenarbeit zu verbessern. Es kann nur im Sinne eines jeden Unternehmens sein, die Chancen der Zusammenarbeit von Jung und Alt zu nutzen und dabei mögliche Konflikte und Vorurteile zu entschärfen.

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Generationen – der Versuch einer Definition

Wie selbstverständlich sprechen wir im Zusammenhang des Generationenmanagements von Generationen. Doch wie definieren sich eigentlich Generationen? Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass jede Einteilung in Generationen einer gewissen Willkür unterliegt und es keine wirklich festen Abgrenzungen geben kann. Zudem hat sich der Generationen­begriff historisch immer wieder geändert.

Dennoch werden Menschen wie selbstverständlich einer Genera­tion zugeordnet, ohne dass es sich hierbei jedoch um eine zwingende, durch ein Naturgesetz definierte Einteilung handelt. Biologisch gesehen sprechen wir beispielsweise von der Generation der Großeltern, Eltern und Kinder. Zugehörig zu einer dieser Generationen ist jeweils die Gesamtheit der Personen, die in etwa den gleichen Lebensabstand zur vorherigen und der darauffolgenden Generation aufweisen. Im Schnitt wird der Generationenabstand mit ungefähr 30 Jahren festgelegt. Das hat sich historisch jedoch mehrfach geändert.

Wird soziokulturell analysiert, wer zu welcher Generation dazuzurechnen ist, dann werden Altersgruppen zusammengefasst, die eine ähnliche kulturelle oder historische Prägung erfahren haben. Diese Sichtweise geht davon aus, dass die Menschen dieser Alterskohorte durch in ihrer Kindheit und Jugend stattgefundene herausragende historische Groß­ereignisse (z. B. Nachkriegszeit) oder technisch bedeutsame Entwicklungen (z. B. Internet) ähnliche Erfahrungen gemacht haben – und dadurch eine gewisse Zusammengehörigkeit generiert wurde.

Vom Sinn und Unsinn der Generationeneinteilungen

Der Versuch einer Definition der Generationen ist nicht problemlos möglich und schon gar nicht zwangsläufig logisch. Daraus ergibt sich natürlich folgende Frage: Können Menschen überhaupt bestimmten Generationen zugeteilt werden – beziehungsweise bis zu welchem Grad funktioniert das?

In Deutschland findet sich häufig folgende Einteilung:

1. (Nach-)Kriegsgeneration oder Silent Generation (1922 bis 1945 geboren)

2. Generation Babyboomer (1946 bis 1964 geboren)

3. Generation X oder Generation Golf (1965 bis 1979 geboren)

4. Generation Y oder Millenials (1980 bis 1993 geboren)

5. Generation Z oder Generation YouTube bzw. Digital Natives (1994 bis 2010 geboren)

6. Generation Alpha (nach 2010 geboren)

Diese Generationeneinteilung ist sehr populär. Gerne werden diese Begriffe verwendet, um die Betroffenen und ihre Verhaltensweisen beziehungsweise Einstellungen näher zu „charakterisieren“. Bei genauerer Recherche fällt jedoch auf, wie ungenau allein die zeit­liche Zuordnung zu den einzelnen Generationen erfolgt. Teilweise schwanken die zeitlichen Angaben – so einfach scheint es also doch nicht zu sein.

Die Generation der Babyboomer ist die Generation der geburtenstarken Jahrgänge. Das Besondere dabei ist, dass sie tatsächlich aufgrund ihres enormen Geburten­anstiegs von Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre durch Daten der Volkszählungen sichtbar gemacht werden kann. Der Babyboom erreichte 1964 mit 1,36 Millionen einen Höchststand (Daten Statistisches Bundesamt). Zu den Babyboomern werden meist jedoch die Jahrgänge ab 1946 bis 1964 gezählt. Es stellt sich in diesem Fall die Frage, inwieweit die Erfahrungen einer Kindheit im direkten Nachkriegsdeutschland ab 1946 mit denen eines Geburtsjahrgangs 1964 verglichen werden können.

Es ist jedoch richtig – bei aller Ungenauigkeit der zeitlichen Einteilung –, dass jemand, der in den frühen 1960er-Jahren geboren wurde, ganz anderen Prägungen ausgesetzt war als jemand, der in den 1990er-Jahren geboren wurde. Allein die technischen Entwicklungen, das Internet, Social Media, YouTube und Co. werden von den sogenannten Digital Natives wesentlich selbstverständlicher eingesetzt. Ein ganz anderer Zugang zu diesen Technologien ist auch im Arbeitsumfeld spürbar.

Alte Besen kehren gut – oder sogar besser?

So mancher Arbeitnehmer macht sich mit Mitte 50 bereits Gedanken, ob er im Betrieb noch allen Anforderungen richtig Rechnung tragen kann. Dabei sind heutzu­tage die gesundheitlichen Voraussetzungen der meisten älteren Menschen so gut wie noch nie in der Geschichte. Wir leben nicht nur immer länger, wir bleiben dabei auch immer länger ausreichend gesund und leistungsfähig. Zweifel gibt es dennoch – vonseiten der älteren Arbeitnehmer genauso wie vonseiten der Be­triebe. Dabei kehren alte Besen gut, in mancher Hinsicht vielleicht sogar besser.

Ältere Menschen vereinen viele positive Eigenschaften und Fähigkeiten in sich. Diese Kompetenzen wie größere Berufserfahrung, gesteigerte Urteilskraft und mehr Verantwortungsbewusstsein können auch in der Apotheke positiv zum Einsatz kommen. Viele stellen zudem fest, dass sie im zunehmenden Alter über eine größere Aus­geglichenheit verfügen. Positiv ist, dass ältere Mitarbeiter zudem oft weniger Probleme in Kundengesprächen haben. Lebenserfahrung und verbesserte Gesprächsfähigkeit spielen hierbei eine Rolle. Best-Ager glänzen außerdem häufig durch sorgfältiges, selbstständiges und zuverlässiges Arbeiten.

Aber auch gewisse Schwierig­keiten sollen nicht verschwiegen werden. Im Gegenteil, ein gelungenes Altersmanagement erkennt Probleme und reagiert darauf angemessen. Schließlich soll die Arbeitsleistung aller möglichst lange erhalten und effektiv genutzt werden. So ist bei Älteren häufig ein gewisses Nachlassen der Belastungsfähigkeit zu beobachten, auch das Kurzzeitgedächtnis und die Fähigkeit, sich schnell mit neuen Sachverhalten oder technischen Neuerungen auseinanderzusetzen, lassen im Laufe des Älterwerdens nach. Unter Zeitdruck zu arbeiten, kann genauso zur Schwierigkeit werden, wie mit Dauerbelastungen fertig zu werden. Hier kann eine Arbeitszeitredu­zierung positive Auswirkungen haben. Auch die eine oder andere gesundheitliche Einschränkung wirkt sich zuweilen negativ auf den Arbeitsalltag aus. Im Rahmen eines Altersmanagements, das Teil des betrieb­lichen Gesundheitsmanagements ist, sollte nach Lösungen gesucht werden, damit die Fähigkeiten der Älteren möglichst lange positiv wirken können.

Generation Z – Digital Natives für den Betrieb nutzen

Eine andere Generation, über die viel gesprochen wird, ist die Generation Z. Die Jungen versuchen sich im Spagat zwischen beruflicher Wunscherfüllung und Work-Life-Balance – so das Klischee. Doch wie ausgeprägt ist das tatsächlich? Die durch das Internet geprägte Generation Z – die Digital Natives – wird in näherer Zukunft die Arbeitswelt immer weiter prägen. Während die Babyboomer langsam aber sicher aus dem Arbeitsleben ausscheiden, starten die Zler erst richtig durch. Wichtigstes Kommunikationsmedium: das Smartphone und die sozialen Medien. Hier sind die Digital Natives zu Hause. Wie sieht es aber in der Apotheke aus? Welche Fähigkeiten sind von Vorteil? Wo liegen ihre Schwachstellen?

Sicherlich hat diese mit dem Internet groß gewordene Generation wenig Schwierigkeiten, sich mit der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitswesens und unseres Lebens zurechtzufinden. Sie wird diese unweigerlichen Ver­änderungen schneller umsetzen können und sie auch mehr wertschätzen. Als Nachteil wird den Zlern nachgesagt, dass sie im Gegensatz zu früheren Generationen vermehrt Schwierigkeiten bei Problemlösungen in der analogen Welt haben. Sie seien häufig noch nicht so selbstständig und länger ans Elternhaus gebunden, als dies bei Vorgängergenerationen der Fall war. Doch selbstverständlich ist es nur eine Frage der Zeit – und die fehlende Lebenserfahrung wird sich einstellen.

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Die Qualität der Vielfalt – Eine generationenübergreifende Zusammen- statt Nebeneinanderher-Arbeit des Apothekenteams hat auch positive Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens Apotheke.

Tipps zur Vermeidung von Generationenkonflikten

Verschiedene Generationen arbeiten eng zusammen im Betrieb. Wie kann das möglichst reibungslos und vorurteilsfrei geschehen?

Tipps für ein gelungenes Miteinander von Alt und Jung:

1. Transparente Kommunikations- und Feedbackkultur: Gegenseitiges Verständnis aller Altersklassen kann durch ein regelmäßiges intergeneratives Feedback gefördert werden.

2. Kommunikation an Generationen anpassen, Zusammenarbeit durch Wissenstransfer zwischen den Generationen fördern: Ältere geben ihre Berufserfahrung an Jüngere weiter, die wiederum beispielsweise bei technischen und digitalen Problemstellungen weiterhelfen können.

3. Wertschätzung: Vorurteilen und Klischees sollte entgegengewirkt werden. Ziel: Spaltung in Jung und Alt vermeiden. Alle Mitarbeiter sollten wert­geschätzt werden.

4. Flexibilität und Offenheit: Offen sein für die unterschiedlichen Vorstellungen und Wünsche von Alt und Jung, denn bedingt durch ihren jeweiligen Lebensabschnitt sind die Bedürfnisse durchaus verschieden.

Fazit: Altersgemischte Teams im Arbeitsleben sind eine Realität, natürlich auch in der Apotheke. Die Vorteile der Zusammenarbeit von Jung und Alt sollten genutzt werden. Wenn sich alle Altersklassen verstanden und wertgeschätzt fühlen, alle ihre spezifischen Fähigkeiten positiv am Arbeitsplatz einbringen können, dann erweisen sich altersgemischte Teams als ein echter Gewinn. |

Inken Rutz, Apothekerin und freie Journalistin

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