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Arzneimittel und Therapie
Schutzeffekt erst nach einem Jahr
Nach welcher Therapiedauer Bisphosphonate Frakturen vorbeugen können
Osteoporose ist weit verbreitet: So sind in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen von der Krankheit betroffen – Tendenz steigend. Dabei sind mehr als 80% der Betroffenen weiblich. Das Erkrankungsrisiko nimmt nach den Wechseljahren zu, wenn der Östrogen-Spiegel sinkt. Zur Osteoporose-Therapie kommen unter anderem Bisphosphonate zum Einsatz, um das Frakturrisiko zu senken. Die Einnahme geht jedoch mit einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen einher: So klagen viele Patienten über gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Reflux, Ösophagitis und Durchfall. Um das Nutzen-Risiko-Verhältnis abzuwägen, ist es daher entscheidend zu wissen, wie lange Bisphosphonate eingenommen werden müssen, um einen schützenden Effekt zu erzielen.
Metaanalyse soll aufklären
In einer aktuellen Metaanalyse amerikanischer Geriater wurden zehn randomisierte kontrollierte klinische Studien mit 23.384 postmenopausalen Frauen mit Osteoporose ausgewertet. Die Anzahl der Probandinnen in den einzelnen Studien schwankte zwischen 994 und 7765; das mittlere Alter lag zwischen 63 und 74 Jahren. Die Nachbeobachtungszeit lag bei zwölf bis 48 Monaten. Die Bisphosphonat-Dosierungen variierten zwischen 5 und 20 mg pro Tag für Alendronsäure, 2,5 bis 5 mg pro Tag für Risedronsäure und 5 mg pro Jahr für Zoledronsäure.
Ein Jahr warten
Primärer Endpunkt war die Therapiedauer, die erforderlich ist, um in einer Gruppe von 100, 200 oder 500 Probandinnen eine erste nicht-vertebrale (also nicht die Wirbelsäule betreffende) Fraktur zu verhindern (absolute Risikoreduktion [ARR] 0,002, 0,005 und 0,010). Es zeigte sich, dass im Schnitt 12,4 Therapie-Monate (95%-Konfidenzintervall [KI]: 6,3 bis 18,4 Monate) erforderlich sind, um eine nicht-vertebrale Fraktur pro 100 postmenopausaler Frauen mit Osteoporose zu verhindern (ARR 0,010). Bei 200 Frauen war im Schnitt eine 6,5-monatige Therapie notwendig, um eine nicht-vertebrale Fraktur zu vermeiden (95%-KI: 2,2 bis 10,9 Monate; ARR 0,005); bei 500 Frauen war eine durchschnittliche Therapiedauer von 3,3 Monaten ausreichend (95%-KI: 0,2 bis 6,5 Monate; ARR 0,002).
Längere Einnahme beugt auch Hüftfrakturen vor
Als sekundäre Endpunkte wurde die erforderliche Therapiedauer untersucht, um Hüftfrakturen, andere klinische Frakturen und klinisch-vertebrale Frakturen zu vermeiden. In einer Gruppe von 200 Studienteilnehmerinnen konnte nach 20,3 Monaten Bisphosphonat-Therapie eine Hüftfraktur verhindert werden (95%-KI: 11 bis 29,7 Monate; ARR 0,005). Für andere klinische Frakturen zeigte sich bei 200 Frauen nach 7,7-monatiger Einnahmedauer ein protektiver Effekt (95% -KI: 3,3 bis 12,1 Monate; ARR 0,005); für klinisch-vertebrale Frakturen zeigte sich dieser nach 12,1 Monaten (95%-KI: 6,4 bis 17,8 Monate; ARR 0,005).
Fazit
Insgesamt konnte in der Metaanalyse gezeigt werden, dass sich die ersten protektiven Effekte einer Bisphosphonat-Therapie nach ungefähr einem Jahr bemerkbar machen. Da für die meisten postmenopausalen Frauen mit Osteoporose die Lebenserwartung über zwölf Monate liegt, profitieren sie von der Einnahme. Für hochbetagte Patientinnen sollte im Einzelfall abgewogen werden, ob der Nutzen die möglichen Risiken übersteigt. |
Literatur
Daten und Fakten. Informationen des Bundesselbsthilfeverbands für Osteoporose e. V.; www.osteoporose-deutschland.de/osteoporose/daten-und-fakten/, Abruf am 6. Januar 2022
Deardorff WJ et al. Time to Benefit of Bisphosphonate Therapy fort he Prevention of Fractures Among Postmenopausal Women With Osteoporosis. A Meta-analysis of Randomized Clinical Trials. JAMA Intern Med 2021; doi:10.1001/jamainternmed.2021.6745
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