Prisma

Im eigenen „Bett“ schläft man am besten

Gilt auch für Paviane

Foto: Jo/AdobeStock

us | Ausreichend erholsamer Schlaf ist wichtig für die Gesundheit. Wer nachts schlecht geschlafen hat, verspürt tagsüber das Bedürfnis, den fehlen­den Schlaf bei einem Mittagsschläfchen nachzuholen. Das gilt im Prinzip auch für Tiere. Paviane haben jedoch andere Prioritäten und opfern ihren Schlaf im Zweifel der evolutionären Fitness. Dies beobachteten amerikanische Verhaltensforscher an einer Gruppe frei lebender Paviane in Kenia. Sie statteten die insgesamt 26 Tiere mit Halsbändern mit GPS- und Beschleunigungs-Sensoren aus und sammelten so Daten über das Verhalten der Tiere während mehr als 500 Nächten. Außerdem filmten sie den Schlafbaum der Affen mit einer Wärme­bildkamera. Die Paviane schliefen im Schnitt gut neun Stunden pro Nacht. Ihr Schlaf währte länger, wenn die Tiere sich in einer vertrauten Umgebung befanden. Eines Nachts wurden die Wissenschaftler Zeugen, wie ein Leopard den Schlafbaum der Gruppe attackierte. Zwar schlug der Angriff fehl und alle Affen kamen mit dem Leben davon, die Paviane wechselten jedoch aus nachvollziehbaren Gründen zu einem 1,5 Kilometer entfernten Schlafbaum. In dieser nicht vertrauten Umgebung schliefen die Tiere deutlich kürzer und wachten häufiger auf. Auch auf soziale Interaktionen wollten die Affen in der Nacht nicht verzichten. So beobachteten die Verhaltensforscher oft synchrone Wachphasen. Wenn ein Tier erwachte, wachten meist bald weitere Tiere oder sogar die ganze Gruppe auf. Die Forscher fanden keine Hinweise darauf, dass die Paviane den schlechten Schlaf mancher Nächte später nachholten, etwa durch tieferen Schlaf in folgenden Nächten. Menschen in der Urzeit, die in Gruppen durch die Savanne streiften, könnte es ähnlich ergangen sein. Auch sie mussten, zumindest vor der Zähmung des Feuers, nachts auf der Hut vor Raubtieren sein. Und auch heute stellen viele Menschen fest, dass sie die ersten Nächte in einer neuen Umgebung schlechter schlafen als in ihrem vertrauten Bett. |

Literatur

Loftus JC et al. Ecological and social pressures interfere with homeostatic sleep regulation in the wild. Elife 2022;11:e73695

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