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Arzneimittel und Therapie
Cortison-Injektionen mit Folgen
Intraartikuläre Applikation in die Hüfte kann raschen Gelenkzerfall begünstigen
Intraartikuläre Corticoid-Injektionen kommen häufig zur Therapie von Hüftgelenksarthrosen zum Einsatz. Seit einigen Jahren besteht jedoch der Verdacht, dass solche Injektionen möglicherweise im Zusammenhang mit der Entwicklung einer rasch fortschreitenden, massiven destruierenden Arthrose der Hüfte stehen. Okike und sein Team (Kaiser Moanalua Medical Center, Honolulu, Hawaii) haben daher versucht, mehr Licht ins Dunkel zu bringen, und haben eine zweiteilige Untersuchung gestartet.
In der zuerst erfolgten Fall-Kontroll-Analyse sollte zunächst ermittelt werden, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Cortison-Injektion und der raschen Gelenkzerstörung besteht. Dazu wurden alle erwachsenen Patienten, die zwischen 2013 und 2016 im Institut zur Behandlung einer rasch fortschreitenden, massiven destruierenden Hüftarthrose waren, als Fallgruppe definiert. Als Kontrollgruppe dienten Patienten, die laut der Datenbank der Kaiser Permanente, Hawaii, zwischen 2013 und 2016 am Institut eine totale Hüftarthroplastik erhalten hatten, die nicht aufgrund einer RDHD durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 40 Fall-Patienten mit einer röntgenologisch bestätigten schnell fortschreitenden Hüftarthrose und 717 Kontroll-Patienten in die Analyse eingeschlossen. Das mittlere Alter lag bei 66 Jahren und 56,7% waren weiblich.
Risiko steigt mit der Dosis
Und tatsächlich: Corticoid-Injektionen in die Hüfte erhöhten die Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung einer rasch fortschreitenden, massiven destruierenden Hüftarthrose um mehr als das Achtfache (adjustierte Odds Ratio [OR] = 8,56; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 3,29 bis 22,3; p < 0,0001). Der Effekt war dosisabhängig: Niedrigdosierte Injektionen (≤ 40 mg Triamcinolon) erhöhten die Wahrscheinlichkeit um das Fünffache (adjustierte OR = 5,44; 95%-KI: 1,61 bis 18,4; p = 0,007) und hochdosierte Injektionen (≥ 80 mg Triamcinolon) um knapp das Zehnfache (adjustierte OR = 9,69; 95%-KI: 3,68 bis 25,5; p < 0,0001). Ein ähnlicher dosisabhängiger Effekt zeigte sich auch bei wiederholten niedrigdosierten Injektionen.
Fünf Monate nach der Injektion folgt die Diagnose
Im zweiten Teil sollte im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie die Rate an rasch fortschreitenden, massiven destruierenden Hüftarthrosen nach einer Cortison-Injektion ermittelt werden. Hierzu wurden alle erwachsenen Patienten eingeschlossen, die zwischen 2013 und 2016 im Institut eine Corticoid-Injektion in die Hüfte unter fluoroskopischer Kontrolle erhalten hatten. Insgesamt traten 37 Fälle von post-injizierter RDHD auf – die Rate lag bei 5,4%. Die Diagnose wurde im Schnitt fünf Monate nach Injektion gestellt. Kriterien für die Diagnosestellung waren eine rasch fortschreitende Gelenkspaltverengung, Osteolyse, partieller Einbruch und Aszension des Hüftkopfs. Auch in der Kohortenstudie war ein dosisabhängiger Effekt ersichtlich. In einer Post-hoc-Analyse konnten die Wissenschaftler zudem feststellen, dass nach Reduktion der Corticoid-Behandlungen, insbesondere der hochdosierten Injektionen, die Rate an neu diagnostizierten rasch fortschreitenden, massiven destruierenden Hüftarthrosen deutlich zurückging.
Fazit
In der Studie konnte lediglich eine Assoziation zwischen Corticoid-Injektionen der Hüfte und der Entwicklung einer schnell fortschreitenden Hüftarthrose gezeigt werden, ein Kausalzusammenhang lässt sich hiermit jedoch nicht belegen. Da insbesondere häufige und hochdosierte Corticoid-Injektionen das Risiko erhöhten, sollten die Patienten vor der Behandlung intensiv aufgeklärt und sowohl die Anzahl als auch die Dosis der Injektionen begrenzt werden. |
Literatur
Okike K et al. Rapidly Destructive Hip Disease Following Intra-Articular Corticosteroid Injection oft he Hip. J Bone Joint Surg Am. 2021; 103:2070-9
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