Rezension

Die Apotheke auf dem Umweltprüfstand

Wie man die berufliche Klimabilanz verbessern kann

Klimawandel und Nachhaltigkeit sind aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken und bestimmen nun den Handlungs­rahmen der Politik in hohem Maße. Das geht an den Apotheken nicht spurlos vorbei.

Esther Luhmann (Hrsg.)

Die nachhaltige Apotheke

Klimawandel, Umweltschutz und Gesundheit

von Florian Giermann, Gabriele Renner und Björn Schittenhelm

XVI, 214 S., 35 farb. Abb., 5 s/w Tab., 
17,0 × 24,0 cm, kartoniert, 32,00 Euro

ISBN 978-3-7692-7809-5

Deutscher Apotheker Verlag 2021

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Der rein operative Apothekenbetrieb verursacht typischerweise CO2-Emissionen in der Größenordnung von 15 bis 30 Tonnen pro Jahr, was etwa dem statistischen Ausstoß von zwei bis drei Bundesbürgern entspricht. Das kann man als viel oder erstaunlich wenig ansehen. Bezieht man jedoch noch die vielen bezogenen Leistungen und Produkte mit ein, von der Verkaufsware über das Büropapier und die zahlreichen Gerätschaften bis hin zu den Zugaben, dann sieht die Bilanz noch einmal erheblich unerfreulicher aus. Handlungsbedarf ist also gegeben.

Insoweit trifft das hier vorgestellte Werk genau den Nerv der Zeit. Und in der Tat wird die Thematik sehr umfassend beleuchtet. Kaum ein Detail in der Apotheke kommt hier nicht auf den Klima- und Umweltprüfstand.

Die Autoren setzen nicht nur die CO2-Brille auf, sondern betrachten zahlreiche weitere Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte, vorrangig unserer Verkaufsware, aber auch von unseren vielfältigen täglichen Arbeits- und Gebrauchsmaterialien. Einen recht großen Teil nehmen die diversen gesundheitlichen Aspekte möglicher Klimaveränderungen hierzulande ein, selbst diverse (in hiesige Brei­ten vorzudringen drohende) Mücken haben es auf einige Seiten geschafft. Erwähnenswert ist freilich, dass wesentlich wärmere Regionen der Erde, deren Temperaturniveau wir nie erreichen werden, schon länger durchaus erfolgreich menschlich besiedelt werden.

Das Buch ist also um viele Detail­aspekte nicht verlegen, und insoweit in der Tat eine wahre Fundgrube. Trotz zahl- und hilfreicher Checklisten bleibt Vieles auf der Metaebene des Ungefähren – Hauptsache, wir tun etwas ungeachtet der Bedeutung im Kontext. Dabei hätte es seinen Reiz, mittels einer Quantifizierung der einzelnen Maßnahmen das wichtige Thema Nachhaltigkeit ergebnisorientiert mit konkreten „Milestones“ anzugehen, den Leser also wirklich zum Erfolg zu führen. Technische Aspekte finden sich eher kurz und knapp. So umfassen beispielsweise die so wirkungsrelevanten Themen Wärme-, Gebäude- und Verkehrswende nicht einmal vier Seiten. Nicht wenige Apotheken befinden sich in eigenen Räumlichkeiten und können hier eigenständig handeln. Andererseits werden klimaschonend recycelte Herz­katheter oder die (Nicht-)Sinnhaftigkeit der Halogenierung von Arzneistoffen thematisiert – Dinge, welchen sicher keine prioritäre Umwelt- und Klimarolle zukommt, bei denen allerdings kritische Aspekte des Patientenschutzes tangiert sind. Indes: Interessant ist es zweifellos, auch einmal dergestalt über den pharmazeutischen Tellerrand hinauszuschauen.

Oftmals wurde versäumt, im Text konkret auf das durchaus ausführliche Quellenverzeichnis zu referenzieren; so bleiben die konkreten Quellen etlicher Angaben im Dunkeln, letztlich aber eine Formalie.

Worin liegt nun der praktische Nutzwert des Buches? Der Parforceritt durch alle Aspekte des Apothekenalltags lässt einen zwar an einigen Stellen etwas ratlos zurück, gleichwohl findet aber wirklich jeder zahlreiche Ansatzpunkte, um seine Apotheken-, Umwelt- und Klimabilanz zu verbessern. Unter dem Strich kann das sogar nicht selten Geld sparen. Wer noch tiefer in die Klimawandel-Thematik an sich einsteigen möchte, dem seien zusätzlich folgende Werke ans Herz gelegt:

  • Christian-Dietrich Schönwiese: Klimawandel kompakt – Ein globales Problem wissenschaftlich erklärt
  • Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber: Der Klimawandel – Diagnose, Prognose, Therapie
  • Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning: Unerwünschte Wahrheiten – Was Sie über den Klimawandel wissen sollten |

Apotheker Prof. Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

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