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Arzneimittel und Therapie
Beeinträchtigter Geschmacks- und Geruchssinn nach COVID-19
Frauen sind häufiger betroffen
Mithilfe eines systematischen Reviews und einer darauf basierenden Metaanalyse untersuchte eine internationale Arbeitsgruppe Häufigkeit und Persistenz von Geruchs- und Geschmacksstörungen nach einer COVID-19-Erkrankung. Ausgewertet wurden 18 Studien mit 3699 Patienten, in denen die Probanden vor und nach einer SARS-CoV-2-Erkrankung ihren Geruchs- und Geschmackssinn eingeschätzt hatten. Der primäre Studienendpunkt war der Anteil der Patienten mit bleibenden Geschmacks- und Geruchsstörungen; in einem sekundären Endpunkt wurden prognostische Faktoren ermittelt. Mithilfe eines parametrischen Modells konnten folgende Aussagen getroffen werden: 5,6% der an COVID-19 Erkrankten leiden an lang anhaltenden Geruchsstörungen und 4% an Einbußen ihres Geschmacksinns. Auf die weltweit an COVID-19 erkrankte Bevölkerung bezogen, bedeutet das, dass rund 15 Millionen an Geruchs- und 12 Millionen an Geschmacksstörungen leiden. Die Beschwerden nehmen im Lauf der Zeit ab. So hatten der Metaanalyse zufolge 74% der Teilnehmenden ihren Geruchssinn nach 30 Tagen wiedererlangt, 86% nach 60 Tagen, 90% nach 90 Tagen und 96% nach 180 Tagen. Der Geschmack kam bei 79% der Erkrankten nach 30 Tagen, bei 87,7% nach 60 Tagen, bei 90,3% nach 90 Tagen und bei 98,0% nach 180 Tagen zurück.
Die Auswertung konnte auch prognostische Parameter festmachen. So hatten Frauen ein um 48% höheres Risiko, dass der Geruchssinn nicht mehr zurückkehrt und ein um 69% höheres Risiko, die Einbußen beim Geschmack beizubehalten. Des Weiteren wiesen anfänglich starke Einbußen beim Riechen und Schmecken sowie eine verstopfte Nase während der Erkrankung auf eine Persistenz der Beschwerden hin. Lagen diese Parameter vor, war die Wahrscheinlichkeit geringer, den Geruchssinn wiederzuerlangen.
Kaum Therapiemöglichkeiten
Ein Kommentator der Studie geht auf die nur in Bruchstücken bekannte Pathogenese chemosensorischer Dysfunktionen ein. Vermutlich greift SARS-CoV-2 unterstützende Zellen des olfaktorischen Neuroepithels an, und virale oder zelluläre Komponenten, die von diesen unterstützenden Zellen freigesetzt werden, führen zu einer Downregulation olfaktorischer Rezeptoren. Die bisher einzige spezifische und wirksame Intervention bei Riechstörungen infolge einer COVID-19-Erkrankung ist ein olfaktorisches Training, das möglichst frühzeitig begonnen werden sollte. Bei diesem Riechtraining werden Patienten wiederholt starken oder wechselnden olfaktorischen Reizen, etwa mit ätherischen Ölen, ausgesetzt. Eine weitere Möglichkeit ist die nasale Applikation von Steroiden, um die durch SARS-CoV-2 induzierte Entzündung abzuschwächen. Andere Optionen wie die intranasale Vitamin-A-Applikation oder die Gabe von Alpha-Liponsäure oder Omega-3-Fettsäuren waren in kleinen Studien nur marginal erfolgreich. |
Literatur
Tan B et al. Prognosis and persistence of smell and taste dysfunction in patients with covid-19: meta-analysis with parametric cure modelling of recovery curves. BMJ2022;378:e069503http://dx.doi.org/10.1136/bmj-2021-069503.
Boscolo-Rizzo P et al. Smell and taste dysfunction after covid-19. BMJ2022;378:o1653http://dx.doi.org/10.1136/bmj.o1653
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