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- DAZ 31/2022
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Prisma
Mit Bakterien abnehmen
Darmmikroben interagieren mit Fettgewebe
jr | Immer mehr Menschen sind übergewichtig. Um dauerhaft Gewicht zu reduzieren und Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 besser in den Griff zu bekommen, sind Adipositas-chirurgische Maßnahmen die Ultima Ratio. Ein Forscherteam an der Universität Bonn hat sich jetzt damit beschäftigt, wie positive Effekte auf den Glucose- und Fettstoffwechsel nach bariatrischer Operation molekularbiologisch vermittelt werden. Fernes Ziel der Forschung ist es, die gesundheitsrelevanten Veränderungen mithilfe von Tabletten statt einer OP zu erzielen. Das Darmmikrobiom scheint dafür eine entscheidende Rolle zu spielen: Bereits in früheren Versuchen hat sich gezeigt, dass veränderte Stoffwechselaktivität bestimmter Bakteriencluster den Energieverbrauch des braunen Fettgewebes bei Versuchstieren steigert. Zellen braunen Fettgewebes sind in der Lage, durch Oxidation Wärme aus Fettsäuren zu generieren. Um zu analysieren, wie das Darmmikrobiom nach Magen-Bypass-Operation in Mechanismen des Fettstoffwechsels eingreift, wurden zwei Tierversuchsreihen durchgeführt: Zunächst wurde operierten Mäusen ein Antibiotika-Cocktail verabreicht und dadurch die Darmbakterien stark dezimiert. Die positiven Effekte der OP auf Übergewicht und Stoffwechselfunktion blieben aus. Im nächsten Schritt wurde das Darmmikrobiom vor oder nach der bariatrischen Operation in ein adipöses, nicht-operiertes Tiermodell transplantiert. Die rektale Übertragung von lebenden Darmbakterien bariatrisch operierter Tiere hatte eine Verbesserung des Glucosestoffwechsels und eine deutliche Reduktion des Übergewichts der Empfängertiere zur Folge. Es zeigte sich sowohl bei den operierten als auch bei den nicht-operierten Tieren eine gesteigerte Aktivität des braunen Fettgewebes und damit einhergehende Reduktion der Fettmasse. Die Versuche zeigen, dass Darmbakterien die Stoffwechsellage ihrer Träger beeinflussen können. Das Forscherteam konnte zudem molekularbiologische Signalwege zwischen Darmmikrobiom und Fettgewebe identifizieren. Spezielle Gallensäure-Rezeptoren reagieren auf von Darmmikroben veränderte Gallensäuren. Über mehrere zelluläre Signalkaskaden wird dadurch eine Modulation der Stoffwechsellage vermittelt. Das könnte der Grundstein für Mikrobiom-basierte Therapiekonzepte in der Adipositas-Behandlung sein. |
Literatur
Münzker J et al. Functional changes of the gastric bypass microbiota reactivate thermogenic adipose tissue and systemic glucose control via intestinal FXR-TGR5 crosstalk in diet-induced obesity. Microbiome 2022;10:96, doi: 10.1186/s40168-022-01264-5
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