Arzneimittel und Therapie

Elexacaftor / Tezacaftor / Ivacaftor auch für Kinder

Signifikante Verbesserung der Lungenfunktion bei Mukoviszidose

Der CFTR-Modulator Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor (Kaftrio®) wurde im August 2020 zur Therapie der Mukoviszidose für Jugendliche ab zwölf Jahren bei Vorliegen einer F508del-Mutation zugelassen. Anfang dieses Jahres erfolgte eine Zulassungserweiterung für Kinder im Alter ab sechs Jahren, um durch eine frühzeitige Therapie die Entstehung irreversibler Schäden der Lunge zu verhindern. Wirksamkeit und Sicherheit wurden in einer ­Phase-IIIb-Studie mit deutscher ­Beteiligung nachgewiesen.

Die Mukoviszidose ist durch eine oder mehrere Mutationen am CFTR-(cystic fibrosis transmembrane conductance regulator-)Gen gekennzeichnet. Dies führt zu einem gestörten Chloridionen-Transport aus der Zelle, gleichzeitig werden vermehrt Natriumionen über den epithelialen Natriumkanal absorbiert. In der Folge kommt es in der Lunge zu einem vermehrten Wassereinstrom von der Zelloberfläche ins Interstitium und somit zu einer Dehydrierung der Flüssigkeitsschicht der Schleimhaut. Die damit einhergehende Verschlechterung der mukoziliären Clearance führt in der Lunge zu bronchialen Obstruktionen, was eine bakterielle Besiedlung des Tracheobronchialtraktes begünstigt. Des Weiteren wirkt sich eine Störung des CFTR auf die Elektrolyt- und Flüssigkeitsabsorption weiterer Organe (Bauchspeicheldrüse, Galle, Darm) aus. Bei knapp 90% der Mukoviszidose-Patienten wird der Kanaldefekt durch die F508del-Mutation ausgelöst. Mithilfe von CFTR-Modulatoren wie der Kombination aus Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor können ursächliche Defekte einer Mukoviszidose beeinflusst werden. Elexacaftor und Tezacaftor korrigieren die Fehlfaltung des Proteins und er­höhen die Anzahl von CFTR an der Zelloberfläche. Die Wirksamkeit kann durch die Kombination mit dem CFTR-Potenziator Ivacaftor noch verbessert werden. Dass dieses Prinzip funktioniert, wurde bereits in Studien mit Erwachsenen und Jugendlichen gezeigt. Nun wurden Wirksamkeit und Sicherheit der Dreifachkombination bei Kindern zwischen sechs und elf Jahren in einer randomisierten, doppelblinden, multizentrischen placebokontrollierten Phase-IIIb-Studie untersucht.

An der sechsmonatigen Studie nahmen 121 Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren teil, die in ihrem Erbgut mindestens eine Kopie der F508del-Mutation aufwiesen. Die Hälfte von ihnen erhielt ein Placebo, die andere Hälfte gewichtsadaptiert Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor. Der primäre Studienendpunkt war die Veränderung des Lung Clearance Index LCI (s. Kasten) innerhalb der halbjährlichen Behandlungsperiode.

Lungenfunktionstestung mittels LCI

Der sogenannte Lung Clearance Index (LCI) zeigt an, wie gleichmäßig die Lunge belüftet ist. Bereits in frühen Krankheitsstadien der Mukoviszidose kommt es durch die Verlegung der kleinen Atemwege durch zähen Schleim zu einer ungleichmäßigen Belüftung. Zur Erfassung des LCI atmen Patienten ein Markergas ein, und es wird gemessen, wie viele Atemzüge benötigt werden – genauer gesagt, wie oft das eigene Lungenvolumen geatmet wird (bezeichnet als „Lungenumsätze“) – um es komplett von diesem Markergas zu befreien. Eine Beeinträchtigung der Atemwege durch Schleim führt zu einer ungleichmäßigen Belüftung. Dies äußert sich in der Messung dadurch, dass man das eigene Lungenvolumen häufiger als normal atmen muss, um es komplett von einem Markergas zu befreien. Normal wären 6 bis 7,5 Umsätze, bei kleinen Kindern mit leichten Lungenschäden sind im Mittel bereits 8, bei älteren Kindern mit Mukoviszidose bereits 12 Lungenumsätze erforderlich.

Kinder der Verum-Gruppe zeigten eine deutliche Abnahme des LCI von 2,29 Einheiten (Aussagewert lag bei 10,26 Einheiten) im Vergleich zur Placebogruppe mit einer Abnahme von lediglich 0,002 Einheiten. Der Unterschied war statistisch signifikant (p < 0,0001). Auch im Hinblick auf sekundäre Endpunkte wie der Abnahme der Salzkonzentration im Schweiß schnitt die Verum-Gruppe besser ab. Dasselbe galt für weitere sekundäre Parameter wie das forcierte exspiratorische Volumen (FEV1) und für die Auswertung eines krankheitsspezifischen Fragebogens. Die häufigsten, meist nur mild oder moderat ausgeprägten unerwünschten Wirkungen waren Kopfschmerzen und Husten. |

Literatur

Mall MA et al. Efficacy and Safety of Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor in Children 6 Through 11 Years of Age with Cystic Fibrosis Heterozygous for F508del and a Minimal Function Mutation: A Phase 3B, Randomized, Placebo-Controlled Study. Am J Respir Crit Care Med 2022, doi: 10.1164/rccm.202202-0392OC Epub ahead of print, PMID: 35816621

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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