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Prisma
Nützliche Zombiespinnen
Forscher entwickeln Necrobotics
mp | Wenn Halloween naht, wärmen sich auch wieder alte Gruselgeschichten auf, wie die des Forschers Viktor Frankenstein, der einen künstlichen Menschen aus Leichenteilen erschuf. Mary Shelleys Horror-Fiktion war vielleicht die Inspirationsquelle für ein Forschungsteam an der Rice University in Texas: Sie führten das Feld der Necrobotics ein, eine Kombination des griechischen nekrós (Leiche) und der Robotik. Will heißen: Ingenieure nutzen totes, tierisches Gewebe für ihre Technologien. Ihre Methode rechtfertigen die Autoren so: „Schon unsere frühen Vorfahren nutzten Felle toter Tiere als Kleidung oder Knochen als Werkzeug.“ Das mag stimmen. Doch wie sie die Necrobotics anwendeten, erinnert eher an einen Gruselroman. Sie verwandelten tote Spinnen in Greifarme. Denn Spinnen bewegen ihre Beine rein hydraulisch. Ohne Luftdruck ziehen sich die Beine zusammen, was sich etwa bei toten Spinnen beobachten lässt. Mit Luftdruck strecken sich die Beine. Die Forscher nutzen dieses Prinzip, um ungewöhnlich geformte Objekte zu greifen. Als Greifer dient die tote Spinne, die, je nach Bedarf, „aufgeblasen“ (Spinnenbeine bzw. Greifarm geht auf) und „abgelassen“ (Greifer geht zu) wird. Der Aufbau der Apparatur könnte kaum einfacher sein: zuerst eine Spinne finden, dann die Spinne töten, zuletzt wird eine Spritze mit einer Kanüle angeklebt. Bis zu 130% der eigenen Masse können die Zombie-Spinnen halten, rund 700 mal können sie greifen, bis sie verschleißen. Auch wenn das Prinzip schauerlich klingt: Es hat enorme Vorteile. Anders als andere technische Präzisionsgreifer sind Spinnen extrem kosteneffizient und noch dazu biologisch abbaubar. Das ist für die Forscher auch der Grund, weshalb nach weiteren Anwendungen der Necrobotics gesucht werden sollte. Sie könnten ein Schlüssel zu einer nachhaltigen Technik sein. |
Literatur
Yap TF et al. Necrobotics: Biotic Materials as Ready-to-Use Actuators. Advanced Science 2022, https://doi.org/10.1002/advs.202201174
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