Kühlkleidung hilft MS-Patienten

Bei hoher Umgebungstemperatur, körperlichen Anstrengungen oder Fieber nehmen bei schätzungsweise 60 bis 80% der MS-Patienten neurologische Symptome zu. Diese Beeinträchtigung durch Wärme ist als Uhthoff-Phänomen bekannt. Viele Patienten vermuten wegen der ausgeprägten Symptomzunahme einen MS-Schub. Anders als bei einem Krankheitsschub bilden sich die Verschlechterungen nach Abkühlung der Körpertemperatur wieder zurück. Bislang gibt es kein wirksames Arzneimittel zur Behandlung dieses Phänomens.

Der Ärztliche Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) befürwortet in einer Stellungnahme vom 24. Oktober 2022 den Einsatz von Kühlkleidung bei erhöhter durch multiple Sklerose (MS) bedingter Wärmeempfindlichkeit. Wie die DMSG berichtet, kamen mehrere klinische Studien zu dem Ergebnis, dass die Abkühlung des Körpers von MS-Patienten mit Uhthoff-Phänomen Gangstörungen und Muskelkraft verbessern kann. Zehn Patienten trugen dazu in einer verblindeten Cross-Over-Studie Kühlwesten oder gleich aussehende, nicht kühlende Westen im Wechsel. Signifikant länger und weiter konnten die Patienten gehen, während sie die kühlenden Westen trugen [2]. Zudem kam 2019 ein Forscherteam in einem systematischen Review zu dem Ergebnis, dass Patienten durch frühzeitige Kühlmaßnahmen (pre-cooling) einer Symptomverschlechterung vorbeugen können [3]. Die Mediziner der DGMS empfehlen aufgrund dieser Evidenz den vorbeugenden Einsatz von Kühlkleidung, z. B. Kühl­westen, Stirnbändern oder Kühlstrümpfen, als eine Therapieoption bei MS-bedingter erhöhter Wärmeempfindlichkeit. Der DMSG-Bundesverband spricht sich auch dafür aus, dass Kühl­kleidung in das Hilfsmittelverzeichnis aufgenommen wird. |