Arzneimittel und Therapie

Wenn der Tumor die Knochen schädigt

Denosumab scheint vorteilhafter als Zoledronsäure zur Osteoprotektion zu sein

Zur Prävention skelettbezogener Komplikationen werden in der Onkologie das Bisphosphonat Zoledronsäure und der RANK-Ligand-Inhibitor Denosumab eingesetzt. ­Eine Therapie sollte unmittelbar nach dem Auftreten von Metastasen eingeleitet werden. Welchem Wirkstoff der Vorzug zu geben ist, hängt von mehreren Parametern ab, vermutlich ist Denosumab etwas effektiver.

Knochenmetastasen, die besonders häufig bei Tumoren der Brust und der Prostata, aber auch bei Schilddrüsen-, Leber- und Lungenkrebs auftreten, erhöhen das Risiko für skelettbezogene Komplikationen (Skeletal-related event, SRE). Darunter fallen insbesondere pathologische Frakturen mit einer Abnahme von Lebensqualität und Mobilität, negativen Auswirkungen auf soziale Aktivitäten und einer Zunahme von Schmerzen. Um dies zu verhindern, werden Bone-targeted Agents (BTA) eingesetzt, vor allem das Bisphosphonat Zoledronsäure (z. B. ­Zometa®) und der RANK-Ligand-Inhibitor Denosumab (Xgeva®). Der Benefit dieses Vorgehens, nämlich eine Abnahme des Risikos für skelettbezogene Komplikationen um 20 bis 40%, wurde vornehmlich bei Tumorerkrankungen der Brust und der Prostata gezeigt. Günstige Auswirkungen wurden auch bei weiteren soliden Tumoren sowie beim multiplen Myelom nachgewiesen.

Welcher Zeitpunkt, welcher Wirkstoff?

Gängige Leitlinien wie etwa die Leit­linie der European Society for Medical Oncology (ESMO-Guideline) empfehlen den Einsatz von Bone-targeted Agents bei allen soliden Tumoren, sobald Metastasen aufgetreten sind, und dies unabhängig davon, ob diese Symp­tome verursachen oder nicht. Die Frage nach einem bevorzugten Wirkstoff kann nicht so deutlich beantwortet werden. Einiges spricht für Denosumab. Studien, in denen Zoledronsäure mit Denosumab bei Brustkrebs und Prostatakarzinomen verglichen wurde, zeigen eine Überlegenheit von Denosumab im Hinblick auf die Reduktion skelettbezogener Ereignisse. Bei Tumoren der Lunge und bei weiteren soliden Tumoren war Denosumab der Zoledronsäure nicht unterlegen. Ferner spricht die renale Toxizität von Zoledronsäure für die Gabe von Denosumab, insbesondere beim Multiplen Myelom. In einer doppelblinden Studie zur Therapie von Knochenmetastasen bei Brustkrebs war Denosumab (n = 1020) gegenüber Zoledronsäure (n = 1013) auch bei einigen anderen Nebenwirkungen überlegen (siehe Tab.) [2].

Tab.: Häufigkeit unerwünschter Wirkungen unter Zoledronsäure und Denosumab [2]
Nebenwirkung
Zoledronsäure
Denosumab
jegliche unerwünschte Wirkung
97%
96%
akute Reaktionen (innerhalb der ersten drei Tage)
27%
10%
Kieferosteonekrose
1%
2%
renale Nebenwirkungen
9%
5%
schwere Infektionen
8%
7%
Nausea
38%
35%
Knochenschmerzen
24%
18%
Fieber
24%
17%
Anämie
23%
19%

Unabhängig von der Wahl des Wirkstoffs ist auf eine Supplementation von Calcium und Vitamin D zu achten.

Wird Zoledronsäure verabreicht, kann eine Prämedikation mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAR) erwogen werden, um Akute-Phase-­Reaktionen wie Fieber und Knochenschmerzen vorzubeugen.

Nach einer längerfristigen Gabe von Denosumab darf die Behandlung nicht abrupt beendet werden, um Reboundfrakturen zu verhindern. Zur Nachbehandlung wird Zoledronsäure empfohlen. Über die Dauer einer Behandlung mit Bone-targeted Agents besteht derzeit kein Konsens. Liegen progressive Knochenmetastasen vor oder trat eine skelettbezogene Komplikation ein, sollte die Therapie fortgeführt werden.

Prävention eines Therapie-induzierten Knochenabbaus

Eine antihormonelle Therapie bei postmenopausalen Brustkrebspatientinnen mit einem Aromatase-Hemmer erhöht die Häufigkeit skelettaler Ereignisse. Die halbjährliche Gabe von 60 mg Denosumab verringert die Inzidenz skelettbezogener Komplikationen deutlich. Denselben günstigen Einfluss zeigt Denosumab bei Patienten mit Prostatakarzinom unter einer Antiandrogen-Behandlung. Die Gabe von Denosumab wird daher für Brustkrebspatientinnen mit einer Aro­matase-Hemmer-Therapie und für Androgen-deprivierte Prostata­karzinompatienten empfohlen. |

Literatur

[1] Bergen E. Osteoprotektion. Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), 8. Oktober 2022, Wien

[2] Stopeck AT et al. Denosumab compared with zoledronic acid for the treatment of bone metastases in patients with advanced breast cancer: a randomized, double-blind study. J Clin Oncol. 2010;28(35):5132-5139

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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