Arzneimittel und Therapie

Eins gegen alles

Über den Nutzen von Kombinationspräparaten bei Erkältung

Fiel die Erkältungssaison im ersten Pandemiewinter fast komplett aus, begegnen einem tropfende Nasen, Husten und Heiserkeit in diesem Winter wieder häufiger im Apothekenalltag. Passend dazu hat die Cochrane Collaboration eine neue Metaanalyse veröffentlicht, die sich mit Kombinationspräparaten für Erkältungen befasst. Aus den wenigen verfügbaren Daten lässt sich ein gewisser Effekt ableiten.

Eine Erkältung ist zwar keine ernste Erkrankung, aber doch die am häufigsten auftretende. Die verursachten Ausfälle in Schulen und am Arbeitsplatz haben volkswirtschaftliche Dimensionen. Ein nicht unwichtiges Thema also, meint auch die Cochrane Organisation, die ihren Report zur Wirksamkeit und Sicherheit von oralen Kombinationspräparaten bei Erkältungen aktualisiert hat [1].

Foto: nakedking/AdobeStock

Heterogene Studienlage

Die Auswahl im HV ist groß - unzählige Kombinationspräparate stehen zur Verfügung. Besonders auffällig ist den Autoren zufolge, dass es trotzdem nur wenige Studien dazu gibt, gerade einmal 30 Untersuchungen mit insgesamt 6304 Probanden, hinter einem Großteil steht die Industrie. Oder wurden negative Ergebnisse einfach nicht publiziert? Einen solchen Reporting-Bias schlossen die Autoren nicht aus. Die erfassten Studien waren ausgesprochen heterogen, weshalb die Daten oft nicht gepoolt werden konnten. Untersucht wurden orale Kombinationen (z. B. Chlorphenamin, Triprolidin) aus abschwellenden Wirkstoffen (z. B. Pseudoephedrin, Phenylpropanolamin) und Analgetika (z. B. Paracetamol und verschiedene nichtsteroidale Antirheumatika). Als harte Kennzahl für die Wirksamkeit bestimmten die Autoren die Odds Ratio für das Therapieversagen, also die Chance, dass die Behandlung nicht anschlug. Genauere Aussagen zu einzelnen Symptomen waren kaum möglich.

Vier Kombinationsmöglichkeiten

Die erste untersuchte Gruppe war eine Fixkombination aus Antihistaminika und abschwellenden Wirkstoffen (z. B. Rhinopront®). Das Urteil der Autoren: Die Kombi zeigt eine gewisse Wirkung. 55% der Teilnehmer in der Placebo-Gruppe und 70% in der Verum-Gruppe profitierten. Die Chance, dass die Therapie versagte, lag bei 31% (OR = 0,31; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,2 bis 0,48). Unterschiede in den Nebenwirkungen gab es kaum zwischen den beiden Gruppen, Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit traten häufiger mit der Fixkombination auf. Möglicherweise verbessern derartige Prä­parate auch das Laufen der Nase und Niesen, die klinische Relevanz konnte aber nicht abgeschätzt werden. Für die nächste Gruppe, Kombinationen von Analgetika und Antihistaminika (z.B. Grippostad®) lagen nur zwei Studien vor, die nicht gepoolt werden konnten. Bei einer der beiden Untersuchungen, einer Grippostad®-Studie aus dem Jahr 2003, waren 70% der Teilnehmer der Verum-Gruppe nach sechs Tagen wieder gesund gegenüber 43% in der Placebo-Gruppe (OR = 0,33; 95%-KI: 0,23 bis 0,46) [1, 2]. Solche Kombinationen erwiesen sich als gut verträglich. Präparate, die einen abschwellenden Wirkstoff mit einem Analgetikum kombinierten (z. B. Aspirin complex®), bildeten die nächste untersuchte Gruppe. Von sieben Studien berichtete nur eine (mit einer Paracetamol-Phenylpropanolamin-Kombination) Daten zur globalen Wirksamkeit. 73% der Probanden fühlten sich mit der Therapie besser, während nur 52% der Teilnehmer mit Placebo befanden, dass die Tabletten ihnen geholfen haben (OR = 0,28; 95%-KI: 0,15 bis 0,52). Negativ fiel die mangelnde Verträglichkeit dieser Kombinationen auf, unerwünschte Wirkungen traten mit der Therapie signifikant häufiger auf, insbesondere Schwindel, Mundtrockenheit und gastrointestinale Nebenwirkungen. Bei Kombinationen aus allen drei Wirkstoffklassen lag die Chance, dass solch eine Therapie nicht anschlug, bei 47% (OR = 0,47; 95%-KI: 0,33 bis 0,67). Nebenwirkungen, beispielsweise Schläfrigkeit, traten nur in einer von drei Studien häufiger mit der Therapie auf.

Wirksame Präparate

Auf Basis dieser spärlichen Datenlage kann also abgeleitet werden, dass Kombinationspräparate einen gewissen Benefit bringen. Das gilt allerdings nur für Erwachsene und Kinder älter als sechs Jahre, für den Einsatz bei Kleinkindern spricht keine Evidenz. |

Literatur

[1] De Sutter AI et al. Oral antihistamine-decongestant-analgesic combinations for the common cold. Cochrane Database Syst Rev 2022;1:CD004976

[2] Koytchev R et al. Evaluation of the efficacy of a combined formulation (Grippostad-C) in the therapy of symptoms of common cold: a randomized, double-blind, multicenter trial. Int J Clin Pharmacol Ther 2003;41:114-215

Apotheker Dr. Tony Daubitz

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