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Management

Viele Facetten der Personalentwicklung

Das lebenslange Lernen und Erwerben von neuen Kompetenzen ist in allen Bereichen der Wirtschaft und der Wissenschaft unumgänglich. Mitarbeiter, die sich beruflich entwickeln können und Leidenschaft und In­teresse an der Arbeit haben, sind wesentlich produktiver. Die Lernbereitschaft der Mitarbeiter, muss allerdings mit den Interessen des Arbeitgebers und seinen Zielen übereinstimmen. Worauf kommt es bei Maßnahmen zur Personalentwicklung an?

Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist in Sachen Personalentwicklung gefragt – dies umfasst insbesondere die persönliche Berufsplanung, aber ebenso die individuelle Gesundheitsvorsorge oder die eigene Fort- und Weiterbildung. Personalentwicklung umfasst alle Maßnahmen zur Erweiterung der individuellen beruflichen Handlungskompetenz und zur Verbesserung der Leistung. Das Spektrum möglicher Maßnahmen der Personalentwicklung ist breit und beinhaltet unter anderem:

  • fachliche Aus-, Fort- und Weiterbildung,
  • Betriebliches Gesundheits­management (BGM),
  • Coaching, Mentoring und Maßnahmen zur Teamentwicklung,
  • Training der Führungskräfte,
  • strategische Personaleinsatz­planung,
  • Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie,
  • Maßnahmen zur Unterstützung für Berufsanfänger und Wiedereinsteiger.

Wem nützt Personal­entwicklung?

Ziel der Personalentwicklung ist es, sowohl die Beschäftigungs­fähigkeit der Mitarbeiter als auch den langfristigen Erfolg der Apotheke vor Ort zu sichern. Weiterqualifizierte Mitarbeiter machen gleichermaßen sich selbst als auch den Arbeitgeber zu einer unverwechselbaren Marke, wenn durch ihre zusätzlichen Kompetenzen innovative Dienstleistungen in der Apotheke angeboten werden können.

Weiterbildungen und Trainingsprogramme dienen daher nicht dem Apothekeninhaber, damit die Ware besser verkauft wird, sondern in erster Linie dem Mit­arbeiter selbst.

Ein kompetenter Mitarbeiter baut seine Position im Team und bei Kunden aus und erweitert sein Wissenskapital. Dieses Kapital darf er auf allen Wegen seiner beruflichen Karriere und seines privaten Lebens nutzen.

Die gemeinsamen Ziele müssen im Rahmen der Mitarbeitergespräche besprochen werden, damit Mit­arbeitende, die aus eigenem In­teresse an einer Weiterbildung teilnehmen, nicht frustriert sind, wenn sie später die Kompetenzen an dem aktuellen Arbeitsplatz nicht nutzen können.

Pharmazeutische Fortbildung gilt als selbstverständlich

Innovative Arzneimittelformen, neue Wirkstoffe, moderne Hilfsmittel und Medizinprodukte kommen dauernd hinzu: Die Wissenschaft entwickelt sich schnell, und das Wissen muss ergänzt werden. Viele Fortbildungen finden im Rahmen der Abendveranstaltungen oder Teambesprechungen statt, einiges wird im Selbststu­dium durch Lesen der Fachzeitschriften oder „on the job“ dazu­gelernt. Apothekenmitarbeiter sind der pharmazeutischen Fort- und Weiterbildung gegenüber in der Regel sehr offen. Die Apothekenteams nahmen 2021 laut ABDA an mehr Fortbildungen teil als jemals zuvor. Die Fortbildungsstatistik zeigt deutlich, dass Apothekenmitarbeiter sich ihrer Verantwortung bewusst sind und ständig daran arbeiten, noch besser zu werden.

Nachhaltige Handlungskompetenzen

Weiterbildungs- und Fortbildungsmaßnahmen sollten allerdings nicht nur fachspezifisch, sondern breit gefächert angeboten werden. Handlungskompetenzen werden dann am effektivsten erweitert, wenn sie in Zukunft bei verschiedenen beruflichen und auch persönlichen Herausforderungen helfen. Und deshalb sind neben Fachkompetenzen auch Methoden-, Sozial-, und Selbstkompetenzen für die Personalentwicklung gleichermaßen relevant.

Berufliche Handlungskompetenzen umfassen:

  • Fachkompetenzen: Dazu gehören alle Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sich auf die Aufgaben am Arbeitsplatz beziehen.
  • Methodenkompetenzen sind Techniken und Methoden zur Strukturierung der Arbeit, zur Beschaffung und Interpretation der Informationen, zur Darstellung der Ergebnisse, Problem­lösekompetenzen (z. B. verbales Ausdrucksvermögen, logisches Denken, Kreativität, Strukturierung des Wissens).
  • Sozialkompetenzen/Schlüsselkompetenzen/Soft Skills sind Fähigkeiten, die dazu befähigen, sich im sozialen Umgang angemessen zu verhalten (z. B. Konfliktmanagement, Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz, Kritikfähigkeit, Zuverlässigkeit, Empathie).
  • Selbstkompetenzen sind Fähigkeiten, die sich darauf beziehen, wie die Mitarbeiter mit sich selbst bei der Arbeit umgehen (z. B. Stressbewältigung, Zeit­management, Organisations­fähigkeit, Beurteilungsvermögen, Eigenverantwortung etc.).

Ausbau der digitalen Kompetenzen – eine Privatsache?

Apothekenmitarbeiter werden täglich mit verschiedenen Kundenfragen konfrontiert. Um sie zu beantworten, bedienen sie sich häufig Informationen im Internet. Ebenfalls müssen PTA, PKA und Apotheker täglich Briefe und E-Mail-Korrespondenz managen, Dokumente erstellen, sie zur Verfügung stellen oder abspeichern. Um effektiv und effizient die Arbeit erledigen zu können, müssen Apothekenmitarbeiter auch digital kompetent sein. Digitale Kompetenz ist eine sehr relevante Handlungskompetenz und ein Werkzeug, das täglich im Berufsalltag dringend benötigt wird.

Digitale Kompetenzen beschreiben die Fähigkeit, digitale Informa­tionen zu finden, zu ordnen, zusammenzufassen, zu beurteilen und für weiterführende Aufgaben zu nutzen.

Zielgerichtete Recherche, sowie Beurteilung der Seriosität der Quellen und Datenbanken, Umgang mit den gängigen Office-Programmen (Word, Excel, Outlook), routinierter Umgang mit Apps und Software, sinnvolle und logische Dokumentation und Erstellung der Dokumente (Briefe, E-Mails, Informationsblätter) zur eigenen oder allgemeinen Weiterverwendung gehören zu den wichtigsten Aspekten der digitalen Kompetenz. Auch die Berücksichtigung der gesetzlichen Vorschriften, die mit der Nutzung digitaler Inhalte zusammenhängt, wie Urheber-, Bilder-, Datenschutzrecht, gehören dazu.

Im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung nicht nur im Gesundheitswesen ist diese Kompetenz sehr dynamisch und eine stetige Weiterbildung in diesem Bereich von größter Bedeutung. Maßnahmen, die auf die Erweiterung der Kenntnisse in MS-Office, fachliche Recherche in Datenbanken und digitale Kommunikation abzielen, sollten im Rahmen der Personalentwicklung als selbstverständlich betrachtet werden.

Schlüsselkompetenzen – Soft Skills/Life Skills

In Apothekenberufen wie in anderen sozialen Berufen machen Interaktionen mit anderen Menschen einen erheblichen Teil des Arbeitsalltags aus. Sozial- und Lebenskompetenzen beeinflussen die Fähigkeit zu kritischem Denken, Empathie, Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle und adäquatem Verhalten in zwischenmenschlichen Situationen.

Allerdings werden soziale Kompetenzen nicht durch Zeugnisse oder Abschlussurkunden bescheinigt, sondern in Interaktionen mit Kunden und Kollegen sichtbar.

Viele soziale Kompetenzen können im Rahmen psychologischer Interventionen trainiert oder erworben werden wie z. B. Organisations­fähigkeit, Kundenorientierung, Flexibilität, Gefühl- und Stress­bewältigung, interkulturelle Kompetenzen. Einige der sozialen Kompetenzen sind allerdings ein Abbild der Persönlichkeit, so kann Empathie oder Kreativität im Rahmen der Personalentwicklung nicht erlernt werden.

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Gesundheitliche Einschränkungen werden mit zunehmendem Alter zwar wahrscheinlicher, lassen sich aber durch geeignetes Verhalten, eine gesunde Lebensumgebung, sowie durch eine ergonomische Ausstattung des Arbeitsplatzes reduzieren.

Es ist daher wichtig, ein Gesundheitsmanagement präventiv auf­zubauen, um eine Steigerung von krankheitsbedingten Fehltagen und krankheitsbedingtem vorzeitigen Ausscheiden vorzubeugen. Der Aspekt der körper­lichen wie auch der psychischen Gesundheit müssen gleichermaßen berücksichtigt werden.

Statistiken der Krankenkassen zeigen, dass gerade die Fehltage, die wegen einer psychischen Erkrankung anfallen, bei weib­lichen Mitarbeitern im Gesundheitswesen am häufigsten sind.

Dieser Fakt zeigt, dass die Beurteilung der psychischen Gefahren am Arbeitsplatz und die sukzessive Minderung der Gefahren bedeutsam sind, um beruflich bedingten Stress und psychische Belastung zu reduzieren.

Für die Erhaltung der Gesundheit der Mitarbeiter, haben beide Seiten – sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer – zu sorgen. Präventionsmaßnahmen – wie beispielsweise Stressmanagementtrainings in denen Verhaltens­änderungen erlernt werden – nutzen wenig, wenn sie im privaten oder beruflichen Alltag nicht verfolgt werden.

Im Bereich Gesundheitsmanagement können Apotheken ihren Mitarbeitern folgende Maßnahmen anbieten:

  • Gesundheitstage mit unterschiedlichen Schwerpunkten
  • Veranstaltungen zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit
  • Betriebssport und physiotherapeutische Behandlungen
  • Präventionskurse wie zum Beispiel Angebote zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit, Stressresistenz und Burn-out-Prophylaxe, Raucherentwöhnungskurse u. a.

Krankenkassen und Berufsgenossenschaften unterstützen und beraten Betriebe bei der Einführung und Umsetzung eines ganzheit­lichen Gesundheitsmanagements. Unabhängig davon können sich Mitarbeitende zu Präventions­kursen bei ihrer Krankenkasse individuell beraten lassen. Im Rahmen der primären Prävention können gesetzlich Versicherten Kurse, die nach § 20 SGB V anerkannt sind, in Anspruch nehmen.

Zertifikate sagen wenig aus – die Praxis entscheidet

Bei der Entscheidung für eine Aus- oder Weiterbildung ist es wichtig zu wissen, wie die Qualität der Maßnahme ist und welche Kompetenzen dort ver­mittelt werden. Das Angebot ist heutzutage sehr breit gefächert und es ist im Dschungel der Begriffe nicht immer ersichtlich, um welche Form der Aus -und Weiterbildung es sich handelt. Zertifi­kate, Diplome und „attraktive“ Abschlüsse können heutzutage innerhalb einer kurzen Zeit erworben werden. Allerdings bescheinigen Zertifi­kate und Urkunden kein Wissen, sondern lediglich die Teilnahme an einer Veranstaltung.

Bei Seminaren, die mit einer Prüfung abschließen und mit einem benoteten Zeugnis bescheinigt werden, müssen sich die Lernenden aktiv und kritisch mit den Inhalten auseinandersetzen.

Studie: Digitale Kompetenzen bei jungen Menschen

Die Nutzung von Social Media macht nicht digital kompetenter. Eine Langzeitstudie, an der 13 Forschungsinstitute und 12.000 Befragten beteiligt waren, zeigt, dass eine intensive Nutzung von Social Media sogar zu geringeren digitalen Kompetenzen führt.*

Soziale Aktivitäten, wie Chatten, Teilen von Bildern und Erstellung von privaten Videos haben daher kaum Aussagekraft über die vorhandenen digitalen Kompetenzen.

*Gnambs, T, & Senkbeil, M. (2023) Wie entwickeln sich ICT Kompetenzen im Jugendalter? Nationales Bildungspanel, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe.

Ausbildung zur Fachkraft an einem Wochenende?

Hinsichtlich der Qualität der Ausbildung ist die Qualifikation der Dozenten von großer Bedeutung, denn für eine erfolgreiche Wissensvermittlung sind didaktische Kompetenzen und Kenntnis der Lehrmethoden bei Lehrenden ausschlaggebend. Aber auch die Dauer der Maßnahme kann eine Aussage zu ihrer Qualität machen: Kurze Veranstaltungen (z. B. an einem Wochenende) eignen sich gut als Einstieg „in die Materie“, um einen Teilaspekt aus einem Bereich zu erlernen.

Fortbildungsreihen, die sich über mehrere Wochenenden erstrecken, eine Transfermöglichkeit und Praxisbezug aufweisen sowie eine fachliche (Online-)Betreuung zwischen den Präsenzveranstaltungen anbieten, eignen sich demgegenüber durchaus für eine Weiterbildung zum Beispiel zu einer Fachkraft für Social Media oder Fachkraft für betriebliches Gesundheitsmanagement.

Eine Weiterbildung an einer Universität / Hochschule

Staatlich-anerkannte Hochschulen und Universitäten bieten Studiengänge an, die einem Standard entsprechen müssen. Bei Weiterbildungsmaßnahmen, die von staatlich anerkannten Universitäten und Hochschulen angeboten werden, können Weiterbildungs­interessierte von einer hohen Qualität der Ausbildung ausgehen. Universitäten verleihen akademische Grade, die sich an international vergleichbaren Akkreditierungsrichtlinien orientieren. Die rechtlichen Grundlagen für Universitäten in Deutschland sind im Grundgesetz (GG), in den Hochschulgesetzen der Länder und in den Hochschulrahmen­gesetzen festgelegt. So regeln gesetzliche Grundlagen, in welchem Fall eine Hochschule oder Weiterbildungsinstitution die Bezeichnung Universität (engl. University) führen darf.

Ein Studium an einer Akademie

Die Verwendung des Begriffs „Akademie“ für eine private Weiterbildungseinrichtung ist grundsätzlich zulässig.** Eine Aus- oder Weiterbildung an einer privaten Akademie, die nicht staatlich als Hochschule oder Universität anerkannt ist, führt allerdings nicht zu einem Abschluss mit einem akademischen Grad.

Auch hinter der Bezeichnung Studium oder dem „Diplom“ verbergen sich nicht immer Ausbildungen oder Abschlüsse an einer wissenschaftlichen Einrichtung, denn auch diese Begriffe werden nicht selten zu Werbezwecken durch andere (private) Bildungseinrichtungen verwendet. Um nicht in die Gefahr des Missbrauchs eines Titels zu laufen, ist es wichtig zu wissen, dass die Führung der akademischen Grade, sowie beruflichen Abschlüsse, die eine Approbation erfordern (wie Apotheker oder Psychotherapeut) gesetzlich geregelt sind und ein Titelmissbrauch strafbar ist.

Fort- und Weiterbildung kostet Zeit und Geld

Fortbildungsmaßnahmen können sowohl im Rahmen der Arbeitszeit stattfinden, als auch in der Freizeit. Hierzu können aber auch Mitarbeiter in Absprache mit dem Arbeitgeber den Bildungsurlaub oder den tariflichen Freistellungsanspruch nehmen.

Kosten für Fortbildungsveranstaltungen fallen unterschiedlich hoch aus. Einige Arbeitgeber können auch die Kosten für Fortbildungen übernehmen und für den Fall des vorzeitigen Ausscheidens aus dem Arbeitsverhältnis mit dem Mitarbeiter eine Rückzahlungsvereinbarung abschließen.

Unabhängig davon, wer die Kosten für eine Fortbildung übernimmt, ist es ratsam, sich im Vorfeld mit der Qualität der Maßnahme zu beschäftigen und auch alternative Angebote von anderen Anbietern im Hinblick auf Inhalt, Kosten und fachliche Eignung der Dozenten zu überprüfen. |

Tatiana Dikta, B. Sc. Psychologie, Lehrassistentin an der PTA-Schule, PTA, 
www.tatiana-dikta.de

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