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Arzneimittel und Therapie
Bei Morbus Crohn in Remission Mono- statt Kombitherapie?
Immunsuppressivum kann abgesetzt, Infliximab sollte eher beibehalten werden
Ziel dieser prospektiven, multizentrischen, randomisierten Open-label-Studie war es, bei Patienten, die unter einer Kombinationstherapie aus Infliximab und einem Immunsuppressivum (Azathioprin, Mercaptopurin oder Methotrexat) in klinischer Steroid-freier Remission waren, die Kombinationstherapie entweder weiterzuführen oder einen der beiden Kombinationspartner abzusetzen. Es wurden drei Gruppen mit unterschiedlichen Therapieschemata gebildet:
- Kombinationsgruppe: Die Therapie mit Infliximab und einem Immunsuppressivum wurde beibehalten.
- Infliximab-Gruppe: Das Immunsuppressivum wurde abgesetzt.
- Immunsuppressivum-Gruppe: Infliximab wurde abgesetzt.
Die koprimären Endpunkte waren die Rückfallraten und die Zeit, in denen die Patienten in klinischer Remission waren. Die Studiendauer betrug zwei Jahre. Von 211 randomisierten erwachsenen Probanden konnten die Daten von 207 in der finalen Intention-to-treat-Analyse ausgewertet werden.
Kein Einfluss auf Dauer der Remission
Während der zweijährigen Studiendauer betrug die Rückfallquote unter der Kombinationstherapie 14%, in der Infliximab-Gruppe 10% und 36% in der Immunsuppressiva-Gruppe. Das bedeutet, dass lediglich das Absetzen von Infliximab zu einer erhöhten Rückfallquote führte.
Die mediane Zeit, in der sich der Patient innerhalb von zwei Jahren in einer klinischen Remission befand, betrug unter der Kombinationstherapie 698 Tage, unter einer Monotherapie mit Infliximab 706 Tage und unter einer Monotherapie mit einem Immunsuppressivum 684 Tage. Die Zeit, in welcher die Patienten in klinischer Remission waren, war somit in allen drei Gruppen ähnlich.
28 Patienten (zwei in der Kombinationsgruppe, 23 in der Immunsuppressivum-Gruppe, drei in der Infliximab-Gruppe), die einen Schub erlitten, wurden nach einem prädefinierten Protokoll behandelt. Dabei zeigte sich, dass der neuerliche Start einer Infliximab-Therapie bei 22 von 23 Patienten rasch zu einer neuerlichen Remission führte. Was ernsthafte unerwünschte Wirkungen wie Infektionen oder eine Exazerbation des Morbus Crohn anbelangt, so wurden 31 Ereignisse bei 20 Patienten registriert. Im Hinblick auf deren Häufigkeit wurden keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen festgestellt. Im Studienzeitraum traten weder Todesfälle noch Tumorerkrankungen auf.
Fazit
Aufgrund dieser Ergebnisse kamen die Studienautoren zu dem Schluss, dass Infliximab nur nach sorgfältiger individueller Nutzen-Risiko-Abwägung abgesetzt werden sollte, ein Verzicht auf das Immunsuppressivum hingegen generell in Erwägung gezogen werden könnte. Eine Deeskalation in Richtung Monotherapie mit Infliximab ist demnach bei Patienten, die seit längerer Zeit in Steroid-freier klinischer Remission sind, eine mögliche Therapieoption. |
Literatur
[1] Louis E et al. Withdrawal of infliximab or concomitant immunosuppressant therapy in patients with Crohn‘s disease on combination therapy (SPARE): a multicentre, open-label, randomised controlled trial. Lancet Gastroenterol Hepatol 2023, doi: 10.1016/S2468-1253(22)00385-5
[2] A proSpective Randomized Controlled Trial comParing infliximAb-antimetabolites Combination Therapy to Anti-metabolites monotheRapy and Infliximab monothErapy in Crohn‘s Disease Patients in Sustained Steroid-free Remission on Combination Therapy (SPARE). Studienregister ClinicalTrials.gov, Registernummer: NCT02177071
[3] Morbus Crohn. Colitis ulcerosa. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Informationen der München Klinik, Abruf 10. März 2023
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