Statin versus Nahrungsergänzungsmittel

Zur Senkung erhöhter Blutfettwerte werden neben der medikamentösen Therapie (z. B. mit einem Statin) auch Lebensstiländerungen wie Gewichts­reduktion, Ernährungsumstellung und Bewegung empfohlen. Doch viele Patienten haben Bedenken bezüglich der Statin-Therapie und greifen aus Angst vor Nebenwirkungen zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM). Die Liste der angepriesenen Präparate ist lang – doch wie wirksam sind sie?

Sechs NEM auf dem Prüfstand

In der prospektiven, randomisierten Einfachblindstudie SPORT wurde die Wirksamkeit von niedrigdosiertem Rosuvastatin im Vergleich zu sechs NEM und Placebo untersucht. Die Studie wurde von Mai 2021 bis Juli 2022 durchgeführt. Eingeschlossen wurden insgesamt 190 Studienteilnehmer im Alter von 40 bis 75 Jahren (mittleres Alter 64,4 Jahre) ohne atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Vorgeschichte, aber erhöhtem 10-Jahres-Risiko von 5% bis 20%. Die LDL-Cholesterol-Werte lagen zu Studienbeginn zwischen 70 mg/dl und 189 mg/dl. Die Teilnehmer wurden in acht Gruppen unterteilt und erhielten über einen Zeitraum von 28 Tagen täglich entweder 5 mg Rosuvastatin, Placebo oder eines der folgenden sechs, in den USA erhältlichen Nahrungsergänzungsmittel in der vom Hersteller empfohlenen Dosierung:

• Fischöl (Nature Made Fish Oil 2400 mg),
• Zimtrinden-Pulver (Nutriflair^®Cinnamon 2400 mg),
• Knoblauch-Pulver (Garlique^® mit 5000 µg Allicin),
• Kurkuma-Extrakt (Bio-Schwartz^® Turmeric Curcumin mit 4500 mg Bioperin),
• pflanzliche Sterole (Nature Made CholestOff Plus^® mit 1600 mg pflanzlichen Sterolen) oder
• Roter-Reis-Pulver (Arazo Nutrition Red Yeast Rice 2400 mg)

Rosuvastatin überzeugt

Primärer Endpunkt war die prozentuale Änderung des LDL-Cholesterol-Werts unter Rosuvastatin im Vergleich zu den genannten Nahrungsergänzungsmitteln und Placebo. Nach 28 Tagen war die durchschnittliche Senkung des LDL-Cholesterol-Spiegels unter Rosuvastatin im Vergleich zu Placebo deutlich stärker ausgeprägt (Differenz 35,2%; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 29,1 bis 41,3; p < 0,001). Rosuvastatin reduzierte im Vergleich zu Placebo und den sechs untersuchten NEM den LDL-Cholesterol-Wert signifikant am stärksten (p < 0,001). Die Veränderungen des LDL-Cholesterol-Werts unter NEM waren mit denen unter Placebo vergleichbar. Mit einer Ausnahme – unter der Einnahme des Knoblauchpulver-Präparats kam es zu einem signifikanten Anstieg des LDL-Cholesterol-Werts (+7,8%).

Darüber hinaus wurden als sekundäre Endpunkte sowohl der Einfluss auf die Gesamtcholesterol-, HDL-Cholesterol- und Triglycerid-Spiegel als auch auf Entzündungsmarker im Blut untersucht. Auch hier zeigte sich Rosuvastatin klar im Vorteil gegenüber Placebo und allen NEM – im Vergleich zum Ausgangswert sank der Gesamtcholesterol-Spiegel um -24,4% (95%-KI = -27,6 bis -21,3) und der Triglycerid-Wert um -19,3% (95%-KI = -27,6 bis -9,9). Die NEM zeigten auch hier keinen Vorteil im Vergleich zu Placebo.

Pflanzliche Sterole senken HDL

Keinen Effekt hatte die Einnahme von Rosuvastatin auf den HDL-Cholesterol-Spiegel – hier konnte keine signifikante Veränderung festgestellt werden. Die Einnahme von pflanzlichen Sterolen führte hingegen zur einer deutlichen Verringerung des HDL-Cholesterol-Werts (-7,5%). Während der 28 Tage konnte für keine Intervention ein Einfluss auf die Entzündungsmarker im Blut festgestellt werden.

Nebenwirkungen waren in allen Gruppen ähnlich, aber am häufigsten unter Einnahme von pflanzlichen Sterolen und Rotem Reis. Jeweils ein schwerwiegendes Ereignis trat in der Placebo- und in der Fischöl-Gruppe auf.

Fazit

In der Studie konnte festgestellt werden, dass bereits die niedrigdosierte Gabe von Rosuvastatin im Vergleich zu Placebo und Nahrungsergänzungsmitteln die Blutfettwerte signifikant senkt. Die sechs untersuchten NEM zeigten in dem kurzen Studienzeitraum keine Vorteile. Limitierend war die kleine Studienpopulation mit durchschnittlich 24 Probanden pro Studienarm. |