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Arzneimittel und Therapie
Empagliflozin versus Linagliptin bei Kindern
SGLT-2-Inhibitor ist DPP-4-Inhibitor überlegen
Weltweit steigt die Zahl an Kindern und Jugendlichen, die an Typ-2-Diabetes erkranken, mitunter bedingt durch die Zunahme an Übergewicht und Adipositas in dieser Altersklasse. Ein Typ-2-Diabetes bringt vor allem bei Erstmanifestation in jungen Jahren ein besonderes Risiko für Komplikationen mit sich. Die rasche Entwicklung einer Insulin-Resistenz und Verschlechterung der Betazell-Funktion kann zu verfrühten Diabetes-bedingten Komplikationen führen. Bisher umfassen die subkutanen Therapieoptionen für unter 18-jährige Typ-2-Diabetiker Insulin sowie die Glucagon-like-Peptide-1(GLP-1)-Agonisten Exenatid (Bydureon® ab zehn Jahren) und Liraglutid (Saxenda® ab zwölf Jahren, Victoza® ab zehn Jahren). Als orale Antidiabetika für Jugendliche und Kinder ab zehn Jahren sind nur Metformin (z. B. Glucophage®) und seit 2021 auch Dapagliflozin (Forxiga®) zugelassen [2].
In der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie DINAMO wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Empagliflozin (Jardiance®) und Linagliptin (in Deutschland kein Monopräparat zugelassen) versus Placebo bei 10- bis 17-jährigen Typ-2-Diabetikern untersucht. Für die Studie wurden 158 Probanden ausgewählt, die seit mindestens acht Wochen vor Studienbeginn an einem Typ-2-Diabetes erkrankt waren, einen HbA1c-Wert von 6,5 bis 10,5% aufwiesen und deren Body-Mass-Index bei der 85. Perzentile oder höher lag. Die Teilnehmer erhielten vor der Studie bereits eine Basistherapie mit Metformin oder Insulin, die beibehalten wurde. 53 Probanden erhielten einmal täglich 5 mg Linagliptin, 52 einmal täglich 10 mg Empagliflozin und 53 Placebo. Teilnehmer der Empagliflozin-Gruppe, deren HbA1c-Wert bis Woche zwölf nicht unter 7,0% lag, wurden in Woche 14 erneut zufällig doppelblind (1:1) aufgeteilt und bekamen entweder weiterhin 10 mg Empagliflozin oder die Dosis wurde auf 25 mg Empagliflozin erhöht. Die Placebogruppe wurde in Woche 26 ebenfalls erneut doppelblind randomisiert (1:1:1), und die Teilnehmer erhielten dann entweder 5 mg Linagliptin, 10 mg oder 25 mg Empagliflozin. Primärer Endpunkt der Studie war eine Veränderung des HbA1c-Werts in Woche 26 gegenüber dem Ausgangswert. Für Empagliflozin wurde eine gepoolte Analyse mit allen Teilnehmern durchgeführt, die diesen Wirkstoff erhalten hatten. Die Sicherheit wurde bis Woche 52 bewertet.
Linagliptin senkte HbA1c-Wert nicht signifikant
Die durchschnittliche, bereinigte Veränderung des HbA1c-Werts betrug in Woche 26 in der gepoolten Empagliflozin-Gruppe -0,84% gegenüber Placebo (95%-Konfidenzintervall [KI] = -1,5 bis -0,19; p = 0,012) und in der Linagliptin-Gruppe -0,34% gegenüber Placebo (95%-KI = -0,99 bis 0,30; p = 0,29).
Nebenwirkungen traten bis Woche 26 bei 64% der Teilnehmer in der Placebogruppe, bei 77% in der gepoolten Empagliflozin-Gruppe und bei 71% der Linagliptin-Gruppe auf. Dabei war Hypoglykämie die häufigste Nebenwirkung. Sie trat öfter in den Verumgruppen als unter Placebo auf.
Fazit
Die Ergebnisse zeigen, dass Empagliflozin eine klinisch signifikante placebokorrigierte Senkung des HbA1c-Werts bei jungen Typ-2-Diabetikern im Alter von zehn bis 17 Jahren bewirkt. Im Gegenzug verringerte Linagliptin den HbA1c-Wert gegenüber Placebo nicht signifikant und führte zu keiner ausreichenden Blutzucker-Kontrolle. Ergebnisse zur Sicherheit von Empagliflozin deckten sich mit denen von Studien mit Erwachsenen.
Eine Indikationserweiterung für Empagliflozin für 10- bis 17-jährige Typ-2-Diabetiker wurde von Boehringer Ingelheim bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur bereits beantragt. Die Entscheidung dazu wird im Laufe des Jahres 2023 erwartet. |
Literatur
[1] Laffel LM et al. Efficacy and safety of the SGLT2 inhibitor empagliflozin versus placebo and the DPP-4 inhibitor linagliptin versus placebo in young people with type 2 diabetes (DINAMO). Lancet Diabetes Endocrinol 2023, doi: 10.1016/S2213-8587(22)00387-4
[2] Dossier zur Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V: Dapagliflozin (Forxiga®), Modul 2. Gemeinsamer Bundesausschuss, 10. Dezember 2021
[3] Korrespondenz mit Boehringer Ingelheim, 27. März 2023
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