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- DAZ 15/2023
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Prisma
Affen, die Nüsse knacken
Dem Ursprung der menschlichen Entwicklung auf der Spur
js | Wie knacken Sie eine harte Nuss? – Ohne Nussknacker? Eine elegante Methode nutzen Javaneraffen im thailändischen Phang-Nga-Nationalpark. Die Langschwanzmakaken (Macaca fascicularis) verwenden Steine als Hammer und Amboss, um die Nuss zu öffnen. Das ist zunächst nicht überraschend, denn auch andere Primaten wie Schimpansen oder Weißschulter-Kapuzineraffen nutzen Steine als Werkzeuge, um Nüsse zu knacken, Samen zu bearbeiten, Schalentiere zu öffnen oder um zu graben. Trotzdem fanden Forscher aufgrund des Knackens von Nüssen mit Steinen einen erstaunlichen Hinweis auf unsere Entwicklungsgeschichte.
Während der Evolution der Menschenaffen war die absichtliche Herstellung von scharfkantigen Steinwerkzeugen einzigartig und ist ein Beleg für deren fortgeschrittene Intelligenz – das wurde zumindest bisher angenommen. Forscher vom Max-Planck-Institut stellen diesen Ursprung der bewussten Werkzeugherstellung nun infrage. Verantwortlich dafür sind besagte Affen. Diese knacken Nüsse, indem sie Steine als Hammer und Amboss verwenden. Manchmal zerbrechen die Steine dabei. Zurück bleibt eine beträchtliche Ansammlung von Steinsplittern, die sich kaum von menschlichen Artefakten aus den Epochen des Plio- und Pleistozän (3,3 bis 1,56 Millionen Jahre zuvor) unterscheiden. Diese Beobachtung wirft nun neue Ideen auf, wie die Herstellung von Steinwerkzeugen bei unseren Vorfahren begonnen haben könnte. Möglicherweise war die instinktive Verwendung von Steinen als Hammer und der daraus zufällig entstehenden Steinsplitter der Vorläufer der bewussten Herstellung von Steinwerkzeugen. Das Knacken von Nüssen oder ein ähnliches Verhalten könnte somit Grundlage dieses Entwicklungsschrittes sein. Damit zurück zur Einstiegsfrage, die nicht so banal ist, wenn man bedenkt, dass sie der Ursprung der Schlüsseltechnologie in unserer Evolution sein könnte. |
Literatur
Proffitt T et al. Wild macaques challenge the origin of intentional tool production. Sci Adv, 2023, doi: 10.1126/sciadv.ade8159
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