Prisma

Auch Ameisenbabys bekommen Milch

Nährstoffreiches Sekret entdeckt

Foto: Miroslav Beneda/AdobeStock

Weiße Ameisenpuppen und voll ausgebildete Ameisen in der Kolonie.

jr | Ameisen sind soziale Insekten, die in einer hierarchisch organisierten, arbeitsteiligen Gesellschaft leben. Allein kann keine Arbeiterin überleben. Sie braucht ihr Ameisenvolk, um Fressfeinde abzuwehren und den Fortbestand der Spezies zu sichern. Ein Forscherteam der Rockefeller Universität in New York hat nun eine neue Dimension im Sozialleben dieser Insekten entdeckt: Ameisenpuppen produzieren eine milchähnliche Substanz, die von Ameisenlarven und anderen Mitgliedern des Stamms getrunken wird. Anlass für die Untersuchung war eine Zufallsentdeckung: Um Reaktionen auf Isolation zu untersuchen, entfernten die Forscher einzelne Ameisen in verschiedenen Entwicklungsstadien aus der Kolonie und beobachteten sie. Bei isolierten Puppen bemerkten sie Flüssigkeits­ansammlungen. Ameisen beginnen ihr Leben in Eiern, aus denen Larven schlüpfen, die von Arbeiterinnen gefüttert werden. Aus den Larven bilden sich während des unbeweglichen Puppenstadiums die voll ausgebildeten Ameisen. Es stellte sich in weiteren Analysen heraus, dass die Flüssigkeit, die die Puppen absondern, durch Häutungsprozesse im Puppenstadium entsteht. Bei anderen Insektenarten wird das nährstoffreiche Sekret vom Individuum selbst wiederaufgenommen. Bei Ameisen wird es von frisch geschlüpften Larven entweder direkt aus den Puppen oder über Arbeiterinnen konsumiert. Larven, die in Experimenten keine Puppenmilch erhielten, wiesen Wachstumsdefizite auf und starben früher. Verblieb das Sekret bei den Puppen und wurde nicht aufgenommen, wuchsen Pilze und die Puppe starb. Diese wechselseitige Abhängigkeit zwischen Puppen und Larven sei ein bisher übersehenes Interaktionsnetzwerk in der Ameisengesellschaft, so die Autoren.

Die Forscher wollen nun die genauen sozialen Mechanismen der Flüssigkeit der Puppen herausfinden. |

Literatur

Snir O et al. The pupal moulting fluid has evolved social functions in ants. Nature, 2022, Ausgabe 612, S. 488-494

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.