Arzneimittel und Therapie

Gemeinsam gegen rheumatoide Arthritis

Patienten mehr in ärztliche Therapieentscheidungen einbinden

Eine rheumatoide Arthritis manifestiert sich an den Gelenken und ruft Schmerzen, Schwellungen und Funktionseinschränkungen hervor. Aber nicht nur: Rheuma hat auch einen starken Einfluss auf viele Aspekte des Lebens. Strukturierte Fragebögen erleichtern es, den Gesundheitszustand des Patienten zu ermitteln und eine angemessene, möglichst personalisierte Therapie auszuwählen.

Mittlerweile lässt sich die rheumatoide Arthritis medikamentös gut behandeln. Doch trotz niedriger Krankheitsaktivität oder gar Remission fühlen sich die Betroffenen oft sehr eingeschränkt und berichten über eine enorme subjektive Krankheitsbelastung. Sie leiden nicht nur unter Gelenkschmerzen, sondern auch unter Schlafstörungen mit Müdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen. Diese Symptome sowie die Un­vorhersehbarkeit von Schüben beeinträchtigen die Lebensqualität, soziale Aktivitäten und das Arbeitsvermögen. Mehr als die Hälfte der Patienten mit rheumatoider Arthritis fürchten ein Fortschreiten der Krankheit oder ein Therapieversagen. Nur ein Drittel beschreibt den aktuellen Gesundheits­zustand als gut oder exzellent.

Foto: narstudio/AdobeStock

Therapie auf Patientenwünsche abstimmen

Fakt ist: Die Patientenerwartung hinsichtlich eines Therapieerfolgs weicht oft von den Erwartungen des Arztes ab. Während bei den Ärzten die Therapie geschwollener Gelenke und Laborwerte im Vordergrund stehen, sind es bei den Patienten die Schmerzreduktion und eine Verbesserung der Fatigue. Hier kommen Patient Reported Outcome Measures (PROM) ins Spiel. Sie erfassen den von den Patienten subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand im Verlauf oder nach einer Behandlung – mit dem Ziel, die Therapie dann besser auf die Patientenwünsche abstimmen zu können. Ein bekannter Messwert in der Rheumatologie ist der RAID (Rheumatoid Arthritis Impact of Disease)-Score. Auf einer numerischen Skala von 0 bis 10 fragt RAID den Einfluss der rheumatoiden Arthritis in sieben verschiedenen Bereichen ab. Hierzu zählen Schmerzen, Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit, Müdigkeit/Erschöpfung, Schlaf, körperliches beziehungsweise psychisches Wohlbefinden und die Krankheitsbewältigung. Interessant sind diesbezüglich die Ergebnisse einer britischen Studie. Sie zeigte erhöhte RAID-Scores bei Patienten, die nicht mit biologischen oder zielgerichteten-synthetischen Disease-modifying anti-rheumatic drugs behandelt wurden. Zudem waren Schwierigkeiten bei täglichen körperlichen Aktivitäten sowie verschlechtertes physisches und emotionales Befinden eindeutig assoziiert mit mehr Schmerz, einer höheren Schubrate und einer geringeren Fähigkeit, mit den Beschwerden umzugehen. Anhand dieser Daten lässt sich ablesen, wie wichtig es ist, die persönlichen Erfahrungen der Betroffenen zu berücksichtigen, um Rückschlüsse auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die Krankheitslast zu ziehen. Und das gelingt am besten über einen zeitnahen und effektiven Einsatz von Patient Reported Outcomes (PRO). Zur digitalen, also ePRO-Erfassung stehen verschiedene rheumatologische Apps und digitale Gesundheitsanwendungen (z. B. Rheuma Auszeit, Arthritis Tracker, RheCORD) zur Verfügung. Sie beteiligen die Patienten an der Krankheitskontrolle und fördern somit die Adhärenz und das Selbstmanagement. Unter Berücksichtigung der Patientenpräferenzen hinsichtlich Verträglichkeit des Wirkstoffs sowie der bevorzugten Applikationsweise (oral vs. subkutan) wird dann ein „shared decision making“, also eine gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Patient und Arzt bei der Auswahl der medikamentösen Therapie möglich. Letztendlich kann so ein personalisierter Behandlungsansatz verfolgt werden. |

Literatur

[1] Alten RHE. Vortrag: Der Kopf bei RA – Werden Symptome abseits der Gelenke ausreichend gewürdigt? Industriesymposium Galapagos Biopharma Deutschland GmbH, Deutscher Rheumatologiekongress 01.09.2020, Berlin

[2] Simon D. Vortrag: Digitalisierung heute und morgen – Welche Trends können die Patientenversorgung verbessern? Industriesymposium Galapagos Biopharma Deutschland GmbH, Deutscher Rheumatologiekongress 01.09.2020, Berlin

[3] Kleinert S et al. A real-world rheumatology registry and research consortium: the german RheumaDatenRhePort (RHADAR) Registry. J Med Internet Res. 2021 May 20;23(5):e28164; doi: 10.2196/28164

[4] Austin L et al. Providing ‚the bigger picture‘: benefits and feasibility of integrating remote monitoring from smartphones into the electronic health record. Rheumatology (Oxford). 2020 Feb 1;59(2):367-378; doi: 10.1093/rheumatology/kez207

[5] Krusche M et al. Acceptance, usage, and barriers of electronic patient-reported outcomes among german rheumatologists: survey study. JMR Mhealth Uhealth 2020; 8(7): e18117; doi: 10.2196/18117

[6] Taylor PC et al. Treatment satisfaction, patient preferences, and the impact of suboptimal disease control in a large international rheumatoid arthritis cohort: SENSE Study. Patient pref adher 2021; 15: 359-373; doi: 10.2147/PPA.S289692

[7] Michaud K et al. Systematic literature review of residual symptoms and an unmet need in patients with rheumatoid arthritis. Arthritis Care Res (Hoboken). 2021 Nov;73(11):1606-1616; doi: 10.1002/acr.24369

[8] Nikiphorou E et al. Disease impact of rheumatoid arthritis in patients not treated with advanced therapies; survey findings from the National Rheumatoid Arthritis Society. Rheumatol Adv Pract 2021; 5(1): rkaa080; https://doi.org/10.1093/rap/rkaa080

[9] Mistry J et al. Use of rheumatoid arthritis impact of disease (RAID) in routine care; identification of DAS28 remission and unmet patient-reported outcomes. Rheumatol Adv Pract 2020;4(2): rkaa013; doi: 10.1093/rap/rkaa013

[10] Smolen JS et al. Discordance between patient and physician assessments of global disease activity in rheumatoid arthritis and association with work productivity. Arth Res Therap 2016; 18(1):114; doi: 10.1186/s13075-016-1004-3

[11] Galloway J et al. Direct healthcare resource utilisation, health-related quality of life, and work productivity in patients with moderate rheumatoid arthritis: an observational study. BMC Musculoskelet Disord 22, 277 (2021); https://doi.org/10.1186/s12891-021-04110-1

Apothekerin Dr. Ines Winterhagen

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Vergleich von Studienergebnissen mit Real-World-Daten bei rheumatoider Arthritis

Jackpot für Rheumatiker – wie sicher sind JAK-Inhibitoren?

Interleukin-6-Inhibitor ist ähnlich wirksam wie Adalimumab

Olokizumab überzeugt bei rheumatoider Arthritis

Frühes Erreichen einer minimalen Krankheitsaktivität verbessert Lebensqualität

Neues zur Therapie der Psoriasis-Arthritis

Bei der Wirkstoffauswahl Interaktionen, Alter und Nierenfunktion berücksichtigen

Bunte Vielfalt der DMARDs

Interaktionen, Alter und Nierenfunktion berücksichtigen

Wirkstoffauswahl: Bunte Vielfalt der DMARDs

Neue Januskinase-Inhibitoren werden Therapie der rheumatoiden Arthritis erweitern

Baricitinib besser als Methotrexat?

Adipositas mindert Wirksamkeit bestimmter Antirheumatika

Viele Kilos, wenig Wirkung

Frühzeitiger Einsatz des Biologikums in zwei Studien untersucht

Rheuma mit Abatacept verhindern?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.