Aus der Hochschule

Ehrung für Professor Leslie Z. Benet

Lifetime Achievement Award als Preis für sein Lebenswerk verliehen

In einer Feierstunde am 15. Mai 2023 in Frankfurt wurde Professor Leslie Z. Benet von der University of California San Francisco (UCSF) für sein Lebenswerk geehrt. Die Frankfurt Foundation Quality of Medicines (FFQM) würdigte mit dem Lifetime Achievement Award seine außergewöhnlichen Leistungen auf dem Gebiet der pharma­zeutischen Wissenschaften und seine herausragenden Beiträge zur Verbesserung der Qualität und Wirksamkeit von Arzneimitteln. Professor Benet wird als einer der „25 Top Pharmazieprofessoren der USA“ geführt. Ein „Gömböc“ aus sandgestrahltem Aluminium – die traditionelle Skulptur des Lifetime Achievement Awards (s. Kasten) – wurde durch den Stifter und Vorstandsvorsitzenden der FFQM, Prof. Dr. Henning Blume, überreicht.
Foto: Frankfurt Foundation Quality of Medicines

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Leslie Z. Benet erhält die Auszeichnung und den traditionellen „Gömböc“ aus den Händen von Prof. Dr. Henning Blume (v. r.).

Ein zentrales Anliegen der Frankfurt Foundation ist es, Forschungsaktivitäten zur Optimierung der Arzneimittelqualität sowie zur Sicherung der therapeutischen Austauschbarkeit von wirkstoffgleichen Produkten (Generika) zu fördern und vor allem junge Wissenschaftler zu motivieren, sich forschend mit diesen Thematiken auseinanderzusetzen. Mit dem „Preis für das Lebenswerk/Lifetime Achievement Award“ jedoch werden heraus­ragende Persönlichkeiten der pharmazeutischen Wissenschaften für ihr unermüdliches, besonderes Engagement zur Optimierung der Arznei­mittelqualität ausgezeichnet.

Der diesjährige Preisträger, Professor Dr. Dr. h. c. mult. Leslie Z. Benet, leitete mehr als zwei Dekaden das Department of Bioengineering and Therapeutic Sciences, Schools of Pharmacy and Medicine der University of California San Francisco. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auch heute noch auf den Gebieten der Biopharmazie und Pharmakokinetik. Die Ergebnisse seiner Arbeiten haben zur Verbesserung der Eigenschaften von Arzneistoffen sowie zur Optimierung der Arzneiformulierungen geführt, in die diese verarbeitet werden und letztlich beim Patienten angewendet werden. Darüber hinaus haben die Ergebnisse seiner Forschungen maßgeblich Eingang in die Leitlinien für die Zulassung von Arzneimitteln nicht nur in den USA, sondern auch in Europa gefunden.

Die Laudatio auf den Preisträger hielt Prof. Dr. Erem Bilensoy (Hacettepe Universität Ankara, Türkei), die frü­here Präsidentin der European Fede­ration for Pharmaceutical Sciences (EUFEPS), die mit einigen Highlights die wissenschaftliche Karriere von Professor Benet nachzeichnete. 1986 gründete er die American Association of Pharmaceutical Scientists (AAPS), deren erster Präsident er war. Über 20 Jahre leitete er das Department of Pharmacy der UCSF, welches unter seiner Ägide zum Department of Biopharmaceutical Science umgewidmet wurde. Er verfasste über 570 Artikel in peer-reviewed Journals, mehr als 100 Buchkapitel und sieben Bücher. Professor Benet wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und hat Ehrendoktorwürden von neun Universitäten erhalten.

Eine seiner wichtigen konzeptionellen Arbeiten auf dem Gebiet der Bioäquivalenz betraf den Vorschlag, das Biopharmaceutics Classification System (BCS) durch Berücksichtigung pharmakokinetischer Aspekte zu erweitern. Dies führte schließlich zur Entwicklung des Biopharmaceutical Drug Disposition Classification Systems (BDDCS), mit dessen Hilfe Vorhersagen zum Einfluss von Transportern und von Enzymen sowie des Wechselspiels zwischen beiden möglich werden. Auch manche Interaktionen werden dadurch erklärlich und in ihren klinischen Auswirkungen besser verständlich.

Die Bedeutung biopharmazeutischer Zusammenhänge stellte auch Prof. Dr. Peter Langguth von der Gutenberg Universität Mainz in seinem Fest­vortrag „Effective and Safe: BA/BE research for high quality medicines“ heraus und erläuterte anhand von eindrucksvollen Beispielen, wie wichtig die Qualität von Arzneimitteln für deren Wirksamkeit und Sicherheit ist. Daher unterstütze er nachdrücklich die Intention der Frankfurt Foundation Quality of Medicines, Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet zu initiieren und zu unterstützen.

Unter den Gästen der Feierstunde waren auch einige Wissenschaftler, die längere Forschungsaufenthalte bei Professor Benet in San Francisco verbracht hatten, bevor sie dann in Deutschland ihre wissenschaftliche Karriere fortsetzten. Sie wollten durch ihr Kommen ihre Dankbarkeit und Wertschätzung dem Preisträger gegenüber zum Ausdruck bringen. Als einer von ihnen gratulierte Prof. Dr. Hilde Spahn-Langguth in einer sehr persönlich gehaltenen Ansprache dem Preisträger und stellte heraus, wie wichtig der Forschungsaufenthalt in San Francisco für ihre weitere wissenschaftliche Laufbahn gewesen sei.

Der Gömböc: Skulptur mit wissenschaftlichem Hintergrund

Foto: Frankfurt Foundation Quality of Medicines

Der Gömböc, der 2006 von den ungarischen Mathematikern Gábor Domokos und Péter Várkonyi entdeckt – oder besser gestaltet – wurde, ist das erste und bislang einzige bekannte Beispiel eines Körpers mit nur einem stabilen und einem instabilen Gleichgewichtspunkt. Diese besondere Eigenschaft führt dazu, dass ein Gömböc auf einer glatten Oberfläche stets in die stabile Gleichgewichtslage zurückkehrt, egal wie er vorher positioniert wurde. Er verhält sich also ähnlich wie ein „Stehaufmännchen“, das sich jedoch nur deshalb aufrichtet, weil sein Schwerpunkt nicht homogen verteilt, sondern in den Boden verschoben ist.

Lange Zeit war die beherrschende Lehrmeinung, dass dreidimensionale Körper stets mindestens vier Gleich­gewichtspunkte aufweisen – zwei stabile und zwei instabile. Dieses Para­digma wurde aufgrund theoretischer Überlegungen von dem russischen Mathematiker Wladimir Arnold in den 1990er-Jahren infrage gestellt. Nach fast zehnjähriger intensiver Forschung gelang es den beiden ungarischen Mathematikern Domokos und Várkonyi, die Richtigkeit von Arnolds Annahme zu belegen.

Bei der Überreichung des Gömböc erklärt Professor Blume, wie stolz die Stiftung sei, ihren Preis für das Lebenswerk an solch einen heraus­ragenden Wissenschaftler verleihen zu können. In diesem Fall sei der Gömböc besonders passend, schließlich war auch die Entwicklung der Skulptur das Resultat jahrelanger mathematischer Grundlagenforschung, mit der bewiesen wurde, dass es entgegen der bis dahin geltenden Lehrmeinung einen Körper mit homogener Massenverteilung gibt, der nicht, wie allgemein angenommen, wenigstens vier Gleichgewichtspunkte aufweist, sondern nur zwei, von denen wiederum nur einer eine stabile Lage repräsentiert.

In seiner Dankesrede betonte Professor Benet, wie sehr er sich über diese Ehrung freue und welch hohen Stellenwert diese für ihn habe. Die Aktivitäten der Frankfurt Foundation Quality of Medicines verfolge er seit Längerem und unterstütze deren Aktivitäten nachdrücklich. Er hoffe, dass viele junge Wissenschaftler aufgrund der Förderung wichtige Beiträge zur Optimierung der Arzneimittelqualität erbringen können. Wenn er durch sein Beispiel hierzu Motivation sein könne, mache ihn das besonders glücklich.

Professor Benet ist der dritte Preis­träger, der für sein Lebenswerk durch einen Gömböc der Frankfurt Foundation Quality of Medicines gewürdigt wird.

Bisherige Preisträger sind:

  • Professor emeritus Dr. José Augusto Guimarães Morais vom Department für Pharmakologische Wissenschaften der Pharmazeutischen Fakultät der Universität Lissabon/Portugal (2021)
  • Professor Dr. Laszlo Endrenyi vom Department für Pharmakologie & Toxikologie der Universität Toronto/Kanada (2020 posthum) |

Frankfurt Foundation Quality of Medicines, 
Prof. Dr. Henning Blume

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