Kongresse

Schmerztherapie in allen Krebsstadien

Schnell die Schmerzen ausreichend lindern

gg | Schmerzen im Rahmen einer Tumorerkrankung können verschiedene Ursachen haben. Der Tumor an sich erzeugt Schmerzen, aber auch durch Tumoroperationen oder als Nebenwirkungen der verwendeten Arzneimittel können Schmerzen auftreten. Wie Schmerzen in all diese Situationen adäquat behandelt werden können, erläuterte Prof. Dr. Claudia Sommer von der Neurologischen Klinik und Poli­klinik des Universitätsklinikums Würzburg.
Foto: DAZ/gg

Prof. Dr. Claudia Sommer

Für viele Tumorpatienten steht am Anfang ihrer onkologischen Therapie ein operativer Eingriff, der mit Schmerzen während und nach der Operation verbunden sein kann. Dementsprechend blicken viele der Operation mit Sorge oder sogar Angst entgegen. Umso wichtiger ist die Beratung der Betroffenen zur Schmerztherapie, erklärt Sommer. Vermieden werden soll bei dieser sowohl unrealistische Erwartungen an die Schmerzmedikamente zu schüren als auch übermäßige Sorge vor Nebenwirkungen auszulösen. Stattdessen sollte „positiv, aber realistisch“ zu den Möglichkeiten der Schmerzlinderung aufgeklärt werden. Zu den peri- und postoperativ einsetzbaren Schmerzmitteln gehören Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac und Coxibe sowie Opioide verschiedener Potenz. Letztere kommen für die patientenkontrollierte Analgesie infrage, bei der die Operierten innerhalb festgelegter Grenzen ihre Dosis selber steuern können. Gabapentinoide sollten hingegen aufgrund des fehlenden klinischen Vorteils und des Risikos für Nebenwirkungen perioperativ nicht routinemäßig eingesetzt werden. Die Anwendung von Lokalanästhetika kann bei manchen Operationen hingegen den Opioid-Bedarf reduzieren und daher sinnvoll sein.

Durch den Tumor bedingte Schmerzen treten in fast der Hälfte der Fälle auf. Verursacht werden sie sowohl durch die Raumforderung des Tumors als auch durch vom Tumor freigesetzte Botenstoffe. Die hierdurch in Gang gesetzten Schmerzmechanismen eignen sich jedoch nur begrenzt als Targets für neue Analgetika, gab Sommer einen Einblick in die Forschung. So führt im Mausmodell eine Blockade vom Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) zwar zu einem Rückgang von Schmerzen, allerdings ist TNF seinem Namen entsprechend auch an der Bekämpfung von Tumorzellen beteiligt und eine Blockade ist mit einem Wachstum des Tumors verbunden.

Wichtig ist, dass rasch mit einer die Schmerzen ausreichend lindernden Medikation begonnen wird. Während früher gemäß dem WHO-Stufenschema mit Nicht-Opioidanalgetika begonnen und über schwach- zu starkwirksamen Opioiden eskaliert wurde, empfiehlt Sommer nun die Schmerzmedikation mit in Art und Stärke individuell geeigneten Analgetika zu beginnen und sich gerade bei starken Schmerzen nicht zu lange mit schwachen Opioiden aufzuhalten. Hinweise, dass hierbei ein Opioid grundsätzlich anderen überlegen ist, gibt es nicht, sodass die Präparateauswahl anhand von Kinetik, Neben- und Wechselwirkungsprofil erfolgen kann. Nicht vergessen werden sollte die Obstipationsprophylaxe, wenn Opioide angewandt werden. Zusätzlich zu Opio­iden und Nicht-Opioidanalgetika können auch Adjuvanzien eingesetzt werden, etwa Steroide (bei Druckschmerz durch Ödeme oder das Tumorvolumen), Antidepressiva, Antiepileptika oder Bisphosphonate (bei Knochenschmerzen). Für die rasch und heftig auftretenden Durchbruchschmerzen sollten die Erkrankten mit einem schnellwirksamen Opioid ausgestattet sein.

Neuropathische Schmerzen können auftreten, wenn Tumore Nerven in­filtrieren. Aber auch wenn durch eine Operation Nerven zu Schaden kommen, eine Herpes-zoster-Infektion aufflammt oder als Nebenwirkung bestimmter Tumortherapeutika treten Neuropathien bei Krebspatienten auf. Häufig sind Nervenschmerzen z. B. unter Bortezomib. Hier werden Gabapentin, Pregabalin und Duloxetin eingesetzt. Zum Schluss ging Sommer noch auf die palliative Schmerz­therapie ein. Hier sind der Erhalt der Lebensqualität und die Wünsche von Patienten und Angehörigen die ausschlaggebenden Faktoren. Dazu ist aufmerksame und regelmäßige Rücksprache mit den Beteiligten nötig. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.