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Arzneimittel und Therapie
Mit Anthracyclinen gegen Brustkrebs
Patientinnen mit frühem Mammakarzinom und hohem Rezidivrisiko können profitieren
Eine effektive Standardtherapie des frühen Mammakarzinoms besteht aus einem Anthracyclin und einem Taxan (meist zusätzlich mit Cyclophosphamid). Im Vergleich mit keiner Chemotherapie kann dadurch die Sterblichkeit um mindestens ein Drittel gesenkt werden. Allerdings ist dieses Vorgehen mit Kurz- und Langzeitrisiken assoziiert, sodass tendenziell weniger toxische, Anthracyclin-freie Regime gewählt werden. Doch wiegt eine weniger toxische Therapie den Benefit einer effektiven, aber mit stärkeren Risiken behaftete Therapie auf? Mit dieser Frage befasste sich eine umfangreiche Metaanalyse der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG). Die Grundlage der Metaanalyse waren die Daten von mehr als 100.000 Brustkrebspatientinnen, die in 86 Studien erhoben worden waren. Von diesen Studien, in denen Taxan-haltige Regime mit oder ohne Anthracycline miteinander verglichen wurden, gingen 15 Studien mit 18.103 Frauen in die Metaanalyse ein. Primäre Studienendpunkte waren das Wiederauftreten eines invasiven Mammakarzinoms, Brustkrebsmortalität, Tod ohne ein Wiederauftreten der Tumorerkrankung und die Gesamtmortalität.
Anthracyclin-Taxan-Regime am wirksamsten
Unter einem Anthracyclin-Taxan-basierten Regime kam es weniger häufig zu einem Wiederauftreten des Mammakarzinoms als unter einem Anthracyclin-freien Regime, was sich in einer um durchschnittlich 14% erniedrigten Rezidivrate zeigte. Die absolute Abnahme des Rezidivrisikos nach einer Anthracyclin-haltigen Therapie innerhalb von zehn Jahren lag bei 2,6%, die der Brustkrebs-bedingten 10-Jahres-Mortalität bei 1,6%.
Die in der Metaanalyse verglichenen Studien wiesen unterschiedliche Anthracyclin-haltige und Anthracyclin-freie Regime auf (Unterschiede in Sequenzen, Dosierungen, Zahl verabreichter Zyklen, Patientenparameter). Hier kristallisierte sich heraus, dass Regime mit höheren kumulativen Dosierungen von Anthracyclinen und Taxanen sowie dosisintensivere Regime wirksamer waren. Bei der Verhinderung von Rezidiven war die zeitgleiche Gabe von Anthracyclinen und Taxanen wirksamer als eine sequenzielle Therapie.
Den Studienautoren zufolge stützt das Ergebnis der Metaanalyse den gegenwärtigen Trend zu einer Deeskalation mit „schwächeren“ Therapien nicht. So könnte man Frauen mit einem frühen Mammakarzinom und bestehendem Rezidivrisiko ein Anthracyclin-Taxan-basiertes Regime anbieten, allerdings nur bei körperlich guter Verfassung der Patientin.
Was deutsche Leitlinien empfehlen
Die Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) spricht die höchste Empfehlung für eine dosisdichte Anthracyclin-Taxan-basierte Therapie aus. Dosisdicht bedeutet, dass die Abstände zwischen den einzelnen Wirkstoffen kürzer sind als in einem Standardtherapieregime. Eine konventionelle Anthracyclin-Taxan-basierte Therapie hat ebenfalls einen hohen Empfehlungsgrad. Soll auf Anthracycline verzichtet werden, kommen Taxan-haltige Therapien – Docetaxel plus Cyclophosphamid oder Paclitaxel in Monotherapie – oder eine Kombination aus Cyclophosphamid, Methotrexat und Fluorouracil (CMF) infrage. |
Literatur
Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG). Anthracycline-containing and taxane-containing chemotherapy for early-stage operable breast cancer: a patient-level meta-analysis of 100 000 women from 86 randomised trials. Lancet 2023;401(10384):1277-1292, doi: 10.1016/S0140-6736(23)00285-4
Diagnostik und Therapie früher und fortgeschrittener Mammakarzinome: Adjuvante zytostatische und zielgerichtete Therapien. Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V., Stand: April 2023
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