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Nachruf: EurimPharm-Gründer Andreas Mohringer verstorben
In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche, unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. Was immer du kannst, beginne es. Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie. Beginne jetzt.
Diese Worte von Goethe könnten die Leitgedanken jenes Mannes gewesen sein, der vor über 40 Jahren eine Idee hatte und der sich dessen bewusst war, dass nichts mächtiger ist als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Es war nicht absehbar, dass dies einen neuen Industriezweig begründen würde, der im Laufe seiner Geschichte nicht nur zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor für viele Marktteilnehmer wie den pharmazeutischen Großhandel und die Apotheken werden würde, sondern für Einsparungen für das Gesundheitssystem von mehreren Milliarden Euro sorgen würde.
Das alles entstand, weil sich vor 48 Jahren ein junger Apotheker aufmachte, um zu tun, was er tun musste: Apotheker Andreas Mohringer.
Begonnen hat alles mit einem Urlaubsaufenthalt in England. Als Andreas Mohringer einen Hustensaft in einer Apotheke kaufte, stellte er überrascht fest, dass dieser deutlich weniger kostete als in Deutschland, obwohl Hersteller und Zusammensetzung identisch waren. Daraus entstand die Idee, Original-Arzneimittel zu günstigeren Preisen anzubieten. 48 Jahre EurimPharm zeigen heute, dass mit Unternehmergeist, Risikobereitschaft und Überzeugungskraft aus seiner Vision eine akzeptierte und anerkannte Realität wurde.
Andreas Mohringer startete 1975 mit nur einem Arzneimittel und dem Vertrieb allein an Krankenhäuser. Doch als er begann, auch Apotheken die preisgünstigen Importarzneimittel anzubieten, regte sich Widerstand. Nicht nur aus den Reihen der Pharmakonzerne, sondern auch andere Interessenvertretungen zeigten offen und teils sehr kreativ ihren Widerstand.
Gemäß seinem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“ erkämpfte sich Andreas Mohringer zusammen mit dem Bundeskartellamt 1996 über eine höchstrichterliche Entscheidung des Bundesgerichtshofs die Aufnahme seiner Arzneimittel in das Sortiment des Großhandels – letztlich in dessen eigenem wirtschaftlichen Interesse. Damit war die flächendeckende und schnelle Versorgung über Großhandel und Apotheken an die Patienten gesichert. Heute schätzen so-wohl die Apotheken als auch der Großhandel EurimPharm als zuverlässigen und vertrauensvollen Partner.
Um die kostensenkenden Effekte von Importarzneimitteln zu fördern, engagierte sich Andreas Mohringer auf nationaler und europäischer Ebene. Auf Initiative von Andreas Mohringer wurde 1983 auf deutscher Ebene der Bundesverband der Arzneimittelimporteure e. V. (BAI) und im Jahre 1998 auf EU-Ebene die „European Association of Euro-Pharmaceutical Companies“ (EAEPC – heute AME „Affordable Medicines Europe“) gegründet. In beiden Organisationen war der geschäftsführende Gesellschafter der EurimPharm-Gruppe Gründungs-Vorstandsvorsitzender.
Selbst mehr als 40 Jahre als Apotheker aktiv, setzte sich Andreas Mohringer stets für die inhabergeführte Vor-Ort-Apotheke ein. Qualität und Sicherheit waren tragende Säulen seiner Unternehmensphilosophie. So war sein Unternehmen der erste Arzneimittelimporteur, der nach der DIN EN ISO-Norm zertifiziert wurde.
Aber auch wirtschaftlich führte Andreas Mohringer sein Unternehmen mit großem Erfolg. So wurde EurimPharm bereits dreimal mit dem Wirtschaftspreis „Bayern’s Best 50“ ausgezeichnet – einem Preis, der besonders wachstumsstarken mittelständischen Unternehmen verliehen wird. Neben seinen unternehmensbezogenen Tätigkeiten war Andreas Mohringer stets sozial aktiv und unterstützte zahlreiche Einrichtungen, Institutionen oder von Schicksalsschlägen betroffene Mitarbeiter. Sozial benachteiligte Kinder waren ihm dabei stets ein besonderes Anliegen.
Andreas Mohringer hat durch seine herausragende Persönlichkeit, die geprägt war von Respekt gegenüber seinen Mitarbeitern und Geschäftspartnern, und durch sein umfassendes Wissen über den Markt und seine Rahmenbedingungen, durch seine Erfahrung sowie durch seinen strategischen Weitblick das Fundament auch für den weiteren zukünftigen Erfolg gelegt. Ein aus erfahrenen Mitgliedern zusammengesetztes Geschäftsleitungsteam wird gemeinsam mit der Eigentümerfamilie und der nächsten Generation das großartige Lebenswerk weiterführen.
Die Familie sowie mehr als 500 Mitarbeiter trauern um ihren Chef, Pionier, Ermöglicher, Visionär und schlichtweg um einen faszinierenden Menschen mit unvergleichlichem Charisma.
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