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Arzneimittel und Therapie
Toasted-Skin-Syndrom nach zu viel Hitze
Was Wärmflaschen und Co. alles auf der Haut anrichten können
Wenn Hitze über längere Zeit auf die Haut einwirkt, können sich netzartige Rötungen oder bräunliche Verfärbungen bilden, die bestehen bleiben, auch wenn die Wärmequelle entfernt wurde. Dieses Phänomen ist unter vielen verschiedenen Bezeichnungen bekannt. Am geläufigsten ist das Toasted-Skin-Syndrom. Dermatologen verwenden die ICD-10-Kategorie L59.0, Erythema ab igne, was sich mit „Röte durch Feuer“ übersetzen lässt. Die Hautschädigung ist häufig reversibel, kann aber chronifizieren, wenn die Hitze mehrfach über längere Zeit eingewirkt hat.
Zur Entstehung der Hautveränderungen gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Zunächst kommt es durch die Wärmeeinwirkung zu einer Gefäßerweiterung. Hält die Hitze an, treten Erythrozyten aus Blutgefäßen aus und werden von Makrophagen durch Phagozytose aufgenommen. Beim Abbau der roten Blutkörperchen entsteht die Eisen-haltige Verbindung Hämosiderin, die zu netzartigen Hyperpigmentierungen führen kann (s. Abb.). Wahrscheinlich kommt es durch die Wärmeeinwirkung auch zur Lähmung von Gefäßgeflechten in tieferen Hautschichten. Andere Wissenschaftler erklären die Hyperpigmentierung als Folge eines Abbaus von elastischen Hautfasern und Basalzellen, wodurch Melanin freigesetzt wird.
Wärmequellen als Auslöser
Der Begriff „Röte durch Feuer“ könnte zunächst die Assoziation auslösen, dass vor allem beim gemütlichen Sitzen am Kamin oder am Feuer Vorsicht geboten ist. Doch tatsächlich kommen auch zahlreiche andere Wärmequellen wie Wärmflaschen oder Wärmegürtel, Heiz- und Körnerkissen, Infrarotlampen, Heizlüfter, die Auto-Sitzheizung oder ein auf den Oberschenkeln platzierter Laptop als Auslöser infrage, selbst wenn ein Kleidungsstück dazwischen liegt. Die Gefahr wird häufig nicht erkannt, da Temperaturen um 40 °C meistens als angenehm empfunden werden und die Schmerzgrenze bei etwa 45 °C liegt.
Tipps für die Beratung
Temperaturen von 40 °C werden auch bei Anwendung von Wärmeumschlägen oder -auflagen erreicht, die beispielsweise bei chronischen Rückenschmerzen empfehlenswert sind. Zur Hautschädigung kommt es in der Regel nicht, da Gewebezerstörungen erst ab 44 °C auftreten. Wirkt die Wärme über längere Zeit ein und handelt es sich um hautempfindliche Patienten, können sie jedoch auch bereits unterhalb dieser Grenze stattfinden. Deshalb enthalten Wärmeauflagen entsprechende Hinweise. So sollen beispielsweise Thermacare® Wärmeauflagen bei Personen über 55 Jahren zunächst nicht nachts angewendet werden, um die individuelle Verträglichkeit festzustellen. Alternativ empfiehlt der Hersteller, ein dünnes Kleidungsstück unter dem Wärmeumschlag zu tragen. Diese Hinweise sollten bei der Abgabe in der Apotheke an Kunden weitergegeben werden. Auch Menschen, die ohne medizinischen Hintergrund gerne mit einer Wärmflasche einschlafen, sollten die entsprechenden Hautregionen regelmäßig kontrollieren und die Wärmflasche nicht mit kochendem Wasser füllen. Eine spezifische Behandlung ist beim Toasted-Skin-Syndrom in der Regel nicht notwendig. Wenn die schädigenden Temperatureinflüsse identifiziert wurden und zukünftig gemieden werden, verschwinden die Hautveränderungen nach einigen Wochen bis Monaten von selbst. Bei Juckreiz kann ein juckreizlinderndes Gel aufgetragen werden. Im Zweifelsfall empfiehlt sich jedoch der Besuch in der dermatologischen Praxis. Denn in der Literatur finden sich Einzelfallberichte, in denen sich Jahrzehnte nach der Hitzeeinwirkung eine Hautkrebserkrankung als seltene Komplikation entwickelt hat. |
Literatur
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Kraft V. Toasted-Skin-Syndrom: Wenn die Wärmflasche die Haut schädigt, Apotheken Umschau, 31. Oktober 2022, www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/hautkrankheiten/toasted-skin-syndrom-wenn-die-waermflasche-die-haut-schaedigt-909111.html
L59.0: Erythema ab igne. Information von Gesund.Bund.de, gesund.bund.de/icd-code-suche/l59-0
Thermacare® bei Rückenschmerzen, Produktinformationen, www.thermacare.de/produkte/waermepflaster/rueckenumschlaege
Riahi RR, Cohen PR. Laptop-induced erythema ab igne: Report and review of literature. Dermatol Online J 2012;18(6):5
Tiefenböck F. Verbrennung. Information von Netdoktor, 29. Dezember 2021, www.netdoktor.de/krankheiten/verbrennung/
Wilder EG et al. Erythema ab igne and malignant transformation to squamous cell carcinoma. Cutis 2021;107(1):51-53
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