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Wirtschaft

Die Kosten der Karte

Rechnet es sich für Apotheken, wenn Kunden bargeldlos bezahlen?

Auf dem Markt für Kartenzahlungen ist Bewegung: Seit Anfang Juli 2023 werden keine Girocards mit Maestro-Funktion mehr ausgegeben. Zahlungen im Ausland werden mit diesen Karten damit künftig nicht mehr möglich sein, Kunden müssen sich auf alternative Kartenmodelle einstellen. Auch Händler und Apotheker sollten sich Gedanken machen, ob sie ihr Terminal für andere Karten freischalten lassen, um künftig bargeldlose Zahlungen annehmen zu können. Dabei stellt sich unter anderem die Frage nach den Kosten der verschiedenen Kartensysteme. Ein Überblick über einen nicht sehr übersichtlichen Markt. | Von Thorsten Schüller

Kartenzahlung setzt sich immer mehr durch, ob an der Supermarktkasse, in der Apotheke, bei Onlinegeschäften oder der Mietwagenbuchung im Urlaub. Zwar zählt Deutschland zu den Ländern, in denen Bargeld noch immer das beliebteste Zahlungsmittel ist, doch auch hier geht der Trend zum bargeldlosen Zahlungsverkehr. In einer Studie der Deutschen Bundesbank mit dem Titel „Zahlungsverhalten in Deutschland 2021“ gaben vier von zehn Befragten an, Kartenzahlungen vor Bargeld zu bevorzugen. Das gelte vor allem für Debitkarten, beziehungsweise der deutschen Variante Girocard, die bis 2007 noch unter dem Namen EC-Karte lief. Dabei handele es sich um das zweithäufigste Zahlungsmittel nach dem Bargeld. Ebenso hätten Kreditkarten an Bedeutung gewonnen.

Auch das Handelsforschungsinstitut EHI kommt in seiner Untersuchung „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2022“ zu dem Ergebnis, dass das Bezahlverhalten der Kundschaft immer mehr in Richtung Kartenzahlung geht. So sei der Umsatzanteil im stationären Handel seit 2019 von 50,5% auf 58,8% gestiegen, während der Transaktionsanteil der Karte von 26,1% auf 37,9% zugelegt hat.

Für Händler und damit auch für Apotheker ist es heutzutage weniger die Frage, ob sie Kartenzahlung anbieten, sondern vielmehr, für welche Karten sie den Service anbieten. So empfiehlt die Berliner Sparkasse Ladenbesitzern, in jedem Fall eine oder gar mehrere Möglichkeiten zur Kartenzahlung anzubieten. Wie viele Apotheken in Deutschland derzeit Kartenzahlung anbieten und für welche Art von Karten, darüber gibt es keine gesicherten Informationen. Eine Anfrage der DAZ bei der ABDA ergab, dass dazu keine Daten vorliegen.

In jedem Fall ist es nicht leicht, in dem Kartendschungel aus Girocard, Debitkarte, Kreditkarte, Electronic Cash den Durchblick zu behalten. Zumal dieses Dickicht immer wieder Veränderungen unterworfen ist, wie aktuell am Beispiel der Girocards mit Maestro-Funktion zu beobachten ist. Maestro ermöglicht mit der Karte das Bezahlen im europäischen Ausland. Da aber der Kreditkartenbetreiber Mastercard diese Funktion einstellen wird, werden seit Anfang Juli 2023 keine Karten mit Maestro-Anwendung mehr ausge­geben. Die rund 100 Millionen existierenden Karten, die in Deutschland im Umlauf sind, können allerdings noch bis Ablauf der Gültigkeit benutzt werden. Da die Girocard meist vier Jahre gilt, wird sie erst ab 2027 endgültig verschwinden. Parallel werden Kunden von ihrer Bank sukzessive eine neue Debitkarte mit neuen Funktionen erhalten.

Laut Süddeutscher Zeitung haben die Banken verschiedene Kartenmodelle als Nachfolger für die Kombination aus Girocard und Maestro entwickelt. So ersetzen manche Institute die Funktion Maestro durch das konkurrierende Auslandsverfahren V-Pay des Zahlungskonzerns Visa. Eine andere Variante ist die Kombination der Girocard mit der Funktion „Visa-Debit“. Viele Sparkassen wiederum kombinieren die Girocard mit der Mastercard-Debitfunktion. Manche Onlinebanken geben hingegen nur noch reine Visa- oder Mastercard-Debitkarten heraus. In diesen Fällen müssen die Kunden die Girocard als zweite Karte dazubuchen. Und schließlich gibt es laut der Zeitung einige wenige Banken, die nur noch auf die reine Girocard ohne Auslandsfunktion setzen.

Verbraucherschützer: Viele Händler akzeptieren Debitkarten nicht

Die EC- beziehungsweise Girokarten-Nachfolger haben nach Einschätzung von Verbraucherschützern aber auch Nachteile. Zum einen werde die Debitkarte nicht überall als vollwertiger Ersatz für eine Kreditkarte akzeptiert. Bei Hotels oder Autovermietungen könne es sein, dass die Sparkassen-Card oder vergleichbare Karten abgewiesen werden. Zum anderen warnt die Verbraucherzentrale, dass Kunden künftig bei vielen Händlern nicht mehr mit Karte bezahlen könnten. In manchen Hotels oder bei Firmen aus dem Bereich der Autovermietung werde zudem nach wie vor eine klassische Kreditkarte benötigt. Die Verbraucherzentrale weist außerdem darauf hin, dass möglicherweise viele Händler die Debit­karte nicht akzeptieren, weil deren Serviceprovider hohe Gebühren für damit getätigte Zahlungen verlangten.

Handlungsbedarf für Händler

In jedem Fall stellt sich auch für Händler und damit auch für Apotheker die Frage, auf welches Kartensystem sie künftig setzen. Einen entscheidenden Faktor spielen dabei die Kosten. Grundsätzlich ist zwischen fixen und variablen Ausgaben zu unterscheiden. Fixe Kosten entstehen in der Regel aufgrund von Miet- und Servicegebühren seitens des Dienstleisters. Variable Kosten fallen mit jeder Transaktion an, also pro Zahlvorgang, der mit dem Kartenlesegerät durchgeführt wird.

Einmalige Anschaffungskosten

Beim Kauf eines EC-Terminals fallen einmalige Anschaffungskosten an. Diese beginnen nach Angaben des Portals Kartenzahlung-Vergleich oft bei 29 Euro im Angebot und belaufen sich meist auf nicht mehr als 100 Euro. Allerdings sind für den Betrieb der Kartenzahlung zusätzlich ein Smartphone oder ein Tablet nötig.

Bei Mietgeräten fallen die Anschaffungskosten weg, dafür entstehen hier monatliche Fixkosten für Miete und Serviceleistungen. Diese liegen je nach Anbieter und Terminal bei 14 bis 20 Euro.

Bei einer Miete beträgt der monatliche Grundpreis zwischen 8 und 15 Euro, je nachdem, für welches Terminal der Apotheker sich entscheidet. Allerdings ist der Betrag abhängig von der Vertragsdauer. Bei Angeboten, bei denen die monatliche Gebühr sehr günstig ist, finden sich nach Erfahrung von Marktkennern in den Verträgen zudem oftmals versteckte Gebühren.

Zum Grundpreis kommt in der Regel eine monatliche Servicegebühr dazu. Damit werden beispielsweise die Kosten für den dauerhaften Betrieb, Updates oder Hotline-Beratungen des Anbieters abgerechnet. Einige Anbieter führen die Servicegebühr nicht separat auf, sondern rechnen diese in die Miete ein. In der Regel beträgt eine solche Gebühr monatlich zwischen 5 und 10 Euro.

Variable Kosten

Zu den fixen Kosten kommen die variablen Ausgaben hinzu. So wird bei jeder Transaktion, also der Nutzung des Kartenzahlungsgeräts, eine Gebühr berechnet. Dabei gibt es keine Unterscheidung, ob eine in Deutschland übliche EC-Karte oder eine international gebräuchliche Debit- beziehungs­weise Kreditkarte eingesetzt wird. Die Kosten liegen meist zwischen 7 und 12 Cent pro Transaktion.

Zu den Transaktionskosten gesellt sich eine umsatzabhängige Gebühr. Hier ist es laut Kartenzahlung-Vergleich wichtig, zwischen den verschiedenen Zahlungsmitteln zu unterscheiden. Am günstigsten ist die Zahlung mit Girocard (EC-Karte). Die Gebühr liegt hier je nach Anbieter zwischen 0,2 und 1% vom Umsatz.

Debitkarten und Kreditkarten werden dagegen teurer berechnet. Der Abschlag, das sogenannte Disagio, liegt hier zwischen 0,89 und 3%.

Bei den umsatzabhängigen Gebühren für Zahlungen mit dem Smartphone per App kommt es darauf an, welches Zahlungsmittel der Endverbraucher auf seinem Handy hinterlegt hat. Wurde die Kreditkarte hinterlegt, fallen die Kreditkartengebühren an. Ist die App mit dem Girokonto verknüpft, fallen die Gebühren für die EC-Karte an. Für die Nutzung der App entstehen den Händlern keine weiteren Kosten.

Glossar

Was ist eine Debitkarte?

Eine Debitkarte ist ein allgemeiner Begriff für eine Karte, mit der Kunden direkt auf ihr Bankkonto zugreifen und Transaktionen durchführen können. Das englische Wort „Debit“ steht für „Belastung“ oder auch „Soll“. Bei einer Debitkarte werden somit alle getätigten Zahlungen direkt und zeitnah vom Girokonto abgebucht – im Gegensatz zu Kreditkarten.

Was ist eine Kreditkarte?

Bei einer Kreditkarte wird das Konto des Inhabers nicht sofort, sondern in bestimmten Intervallen – meistens einmal im Monat – belastet. Die Bank streckt den zu bezahlenden Betrag also vor. Dabei können je nach Anbieter allerdings Zinsen anfallen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Girocard und einer Debitcard?

Die Girocard ist eine spezielle Art von Debitkarte, die von Banken und Sparkassen in Deutschland ausgegeben wird. Ein wichtiger Unterschied zwischen Girocard und Debitkarte besteht darin, dass die Girocard in Deutschland weit verbreitet ist und hauptsächlich hier verwendet wird. Debitkarten wie Visa Debit oder Mastercard Debit werden dagegen weltweit akzeptiert und können häufig auch für Online-Transaktionen eingesetzt werden. Generell funktionieren Girocard und Debitkarten jedoch ähnlich, da beide Karten direkt mit einem Girokonto verbunden sind und die Transaktionen in Echtzeit abgewickelt werden.

Gibt es noch EC-Karten?

Seit 2007 wird die EC-Karte in Deutschland als „Girocard“ bezeichnet. Diese Änderung hat jedoch keine Auswirkungen auf die Funktionsweise oder die Akzeptanz der Karte.

In jüngerer Zeit gab es einige Änderungen im Zusammenhang mit der Girocard in Deutschland, wie zum Beispiel die Einführung des kontaktlosen Bezahlens mit der Girocard, bei dem Beträge bis zu einer bestimmten Höhe ohne Eingabe einer PIN bezahlt werden können. Außerdem wurde die Haftung für Missbrauchsfälle bei Verlust oder Diebstahl der Karte eingeschränkt.

Was ist Maestro?

Maestro ist eine Debitkartenmarke von Mastercard. Maestro bezieht sich auf die spezifischen Funktionen, die mit der Debitkarte verbunden sind wie das Abheben von Bargeld, das Bezahlen von Einkäufen oder das Senden von Geld an andere Personen. Debitkarten mit Maestro erlauben das Bezahlen im Ausland, allerdings läuft diese Funktion seit 1. Juli 2023 allmählich aus.

Was ist die V-Pay-Funktion?

V-Pay ist eine Debitkartenmarke von Visa. Die V-Pay-Karte funktioniert ähnlich wie eine Girocard und ermöglicht dem Karteninhaber den direkten Zugriff auf sein Bankkonto, um Geld abzuheben oder bargeldlose Zahlungen in Geschäften zu tätigen.

Im Gegensatz zur Visa Debit oder Mastercard Debit, die auch von Visa und Mastercard angeboten werden und weltweit akzeptiert werden, ist die V-Pay-Karte hauptsächlich auf Europa beschränkt.

Individuelle Zusatzkosten

Darüber hinaus gibt es laut Kartenzahlung-Vergleich eine Reihe von wahlweisen Zusatzservices wie das Clearing. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, sämtliche Transaktionen eines Tages zusammenzufassen, um diese gesammelt zu überweisen. Weitere Gebühren können für das Erstellen von Buchungslisten seitens des Anbieters anfallen. Dabei werden tägliche, wöchentliche oder monatliche Übersichten aller Transaktionen erstellt und den Händlern übermittelt. Nach Branchenkennern rechnen einige wenige Anbieter diese Dienstleistung in die Fixkosten ein, während die Mehrheit eine Gebühr pro Transaktion erhebt. Die Kosten für diese Services betragen circa 2 bis 5 Euro monatlich.

Kosten konkret: Beispielrechnung

Die monatlichen Kosten der Kartenzahlung sind für Apotheker und Händler eng mit dem Umfang ihrer Geschäftstätigkeit verknüpft, also abhängig von der Höhe des Umsatzes, der Art des Gerätes oder der Anzahl der Transaktionen, die über das Terminal durchgeführt werden.

In einer beispielhaften Kalkulation geht das Portal Ratgeber Kartenzahlung von einem kleinen Geschäft aus, das 20 Tage pro Monat geöffnet hat. Jeden Tag werden drei Karten­zahlungen mit EC-Karte durchgeführt. Der Händler kommt damit auf 60 Transaktionen im Monat bei einem Durchschnittswert von 30 Euro, was einem Umsatz von 1800 Euro entspricht.

Die Fixkosten belaufen sich in diesem Fall auf circa 10 Euro Miete für ein stationäres Kartenterminal. Die Service- beziehungsweise Grundgebühr schlägt mit weiteren 5 bis 10 Euro zu Buche. Hinzu kommen als Individualleistung 2 Euro pauschale Clearinggebühr. Die Fixkosten liegen damit bei 17 bis 22 Euro pro Monat.

Dazu sind die variablen Kosten zu addieren, die in diesem Fall bei 8,34 bis 12,60 Euro liegen. Die Gesamtkosten betragen in diesem Beispiel somit 25 bis 35 Euro.

Zum Vergleich: Bei 200 Kartenzahlungen pro Monat und einem Umsatz von 6000 Euro liegen die monatlichen Kosten bei circa 48,50 Euro.

Übrigens: Die Frage, ob es teurer oder günstiger ist, ein Kartenzahlungsgerät zu kaufen oder zu mieten, hängt laut Kartenzahlung-Vergleich vor allem von den Transaktionskosten ab. Bei EC-Terminals, die gekauft werden, seien diese deutlich höher. Bei jeder Zahlung mit EC-Karte würden 0,9% oder mehr vom Umsatz fällig. Anbieter, die Terminals gegen Grundgebühr vermieten, nähmen hingegen nur rund 0,25% plus eine Transaktionsgebühr von 7 bis 9 Cent. Bei Kreditkarten sei der Unterschied sogar noch größer: Je nach Anbieter geht es hier bei 0,90% los; bei Kaufgeräten werden dagegen 1,90% bis 2,75% fällig.

Bei einem gemieteten EC-Terminal fallen die variablen Kosten, also die Kosten pro Transaktion, somit deutlich geringer aus als bei einem EC-Terminal, das gekauft wurde. Deshalb sei es sinnvoll, sich vor dem Kauf des EC-Geräts zu über­legen, wie viele Transaktionen monatlich anfallen werden. Je höher der monatliche Umsatz mit dem EC-Terminal ist, umso größer sind die Kostenvorteile durch ein Mietgerät.

Auch Bargeld kostet

Bei der Gesamtbetrachtung der Kosten ist zu berücksichtigen, dass es auch Bargeld nicht umsonst gibt. Nach einer Studie der Deutschen Bundesbank zum Thema Kosten der Bargeldzahlung im Einzelhandel wird vor allem die Kassierzeit als der größte Kostenfaktor genannt. Neben dem Personalaufwand, der für den Zahlungsvorgang an der Kasse benötigt wird, fallen weitere interne Kosten für Abrechnung, Wechselgeldbeschaffung und den sicheren Transport des Bargelds zur Bank an. So verursache jede Barzahlung im Schnitt Kosten in Höhe von 24 Cent. Dem gegenüber stünden circa 33 Cent pro bargeldloser Zahlung mit EC-Karte.

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass heutzutage eher kleinere Beträge bar beglichen werden, durchschnittlich 13 Euro. Dagegen liegt der Durchschnittswert, den die Deutschen mit der Girokarte bezahlen, bei rund 50 Euro. Bezogen auf den Umsatz wird deutlich, dass die Girocard damit kostengünstiger für den Händler ist. Während bei der Bezahlung mit Bargeld 1,8% des gemachten Umsatzes größtenteils auf Personalkosten entfallen, entsprechen die Kosten, die bei der Bezahlung mit Girocard anfallen, lediglich 0,7% des Umsatzes. |

Literatur

Infoportal: Ratgeber Kartenzahlung. Informationen von Matthias Scholze, www.ratgeber-kartenzahlung.de

Informationen der BE Bezahlexperten GmbH, www.bezahlexperten.de

Informationen der Verbraucherinformation GmbH, www.finanztip.de

Informationen der Verbraucherzentrale, www.verbraucherzentrale.de

Vergleich von Kartenzahlung und Anbieter, Online-Rechner zu Kartenzahlungssystemen. Informationen von Matthias Scholze, www.kartenzahlung-vergleich.de

Autor

Thorsten Schüller ist freier Wirtschaftsjournalist und schreibt u. a. für DAZ, AZ und DAZ.online über den Apotheken-, Pharma- und Großhandelsmarkt.

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