Arzneimittel und Therapie

Topische Phosphodiesterase-Hemmer bremsen Hautentzündungen

Roflumilast-Schaum bei seborrhoischer Dermatitis in der Entwicklung

Fettige Schuppen, gerötete Haut und Juckreiz – das sind die typischen Symptome einer seborrhoischen Dermatitis. Sie betrifft vor allem den Kopf sowie die Augenbrauen und Nasolabialfalten. Die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Eine zukünftige Therapie­option könnte lokales Roflumilast sein. Dieser Phosphodiesterase-4-Hemmer zeigte Potenzial in einer Phase-IIa-Studie und linderte deutlich Juckreiz, Schuppen und Erythem.

Das seborrhoische Ekzem, auch seborrhoische Dermatitis (SD) genannt, ist eine weitverbreitete, chronische entzündliche Hauterkrankung. Als charakteristische Symptome finden sich weiß-gelbliche, fettige Schuppen, die Haut darunter ist entzündet und gerötet, manchmal tritt auch Juckreiz auf. Entwickelt sich das Ekzem erst im Jugend- oder Erwachsenenalter, kommt es im Laufe des Lebens wiederholt zu Hautschüben – vor allem in Körper­regionen mit vielen Talgdrüsen.

Neben einer genetischen Veranlagung, einer geschwächten Immunabwehr und einer erhöhten Sebumproduktion trägt auch eine Überbesiedelung der Haut mit Malassezia furfur zur Entstehung des seborrhoischen Ekzems bei. Dieser Hefepilz baut die Talgfette ab und löst eine Entzündungsreaktion und vermehrte Schuppenbildung aus. Die Therapie setzt daher primär auf topische Antimykotika. Bewährt haben sich in erster Linie Shampoos für die Kopfhaut (z. B. Ciclopirox, Ketoconazol oder Selendisulfid). Bei starker Hautentzündung werden Topika mit Cortison oder Calcineurin-Hemmern (Pimecrolimus, Tacrolimus) eingesetzt. Sie wirken immunsuppressiv, antiphlogistisch und antipruriginös.

PDE-4-Hemmer bei Hauterkrankungen

Verschiedene Inhibitoren der Phosphodiesterase 4 konnten bereits bei der Psoriasis und der atopischen Dermatitis ihre Wirksamkeit zeigen. Zugelassen sind:

  • Crisaborol (topisch): leichte bis moderate atopische Dermatitis, ab zwei Jahren zugelassen (USA 2016: Eucrisa™, EU 2020: Staquis®, in Deutschland nicht im Handel)
  • Difamilast (topisch): atopische Dermatitis, ab zwei Jahren zugelassen (Japan 2021: Moizerto®)
  • Roflumilast (topisch): Plaque-Psoriasis, ab zwölf Jahren zugelassen (USA 2022: ZoryveTM)
  • Apremilast (oral): Plaque-Psoriasis, ab 18 Jahren zugelassen (EU 2015: Otezla®)

Hemmung der ­Phospho­diesterase 4

Ein neuer Ansatzpunkt bei sebor­rhoischer Dermatitis ist es, die Phosphodiesterase 4 (PDE-4) zu hemmen, ein intrazelluläres Enzym, das für den Abbau von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP) sorgt und damit Entzündungsprozesse auslöst. Inhibitoren der PDE-4 lässt die intrazellulären cAMP-Spiegel steigen, die Produktion proinflammatorischer Zytokine wird verringert, wodurch die Entzündungsreaktion unterdrückt wird.

Bei der seborrhoischen Dermatitis war in kleineren Studien bisher ein Effekt mit den PDE-4-Hemmern Crisaborol (topisch) und Apremilast (oral) zu sehen. In einer doppelblinden, vehikelkontrollierten, randomisierten Phase-IIa-Studie wurde nun bei Erwachsenen mit moderater bis schwerer seborrhoischer Dermatitis die Wirkung von Roflumilast getestet, einem PDE-4-Hemmer mit einer 25- bis 300-fach höheren In-vitro-Potenz. Im Behandlungszeitraum von acht Wochen applizierten die 226 Patienten einmal täglich entweder Roflumilast 0,3%igen Schaum oder das wirkstofffreie Vehikel. Als Behandlungsziel definiert wurde ein Investigator-Global-Assessment(IGA)-Score von 0 bzw. 1 (erscheinungsfrei oder fast erscheinungsfrei) oder eine Verbesserung im IGA-Score um zwei Stufen im Vergleich zum Ausgangswert. Das Ergebnis: Fast Dreiviertel der Patienten zeigten signifikante Hautverbesserungen, profitierten also vom PDE-4-Schaum (73,8% vs. 40,9% unter Placebo). Auch der Juckreiz ging entscheidend zurück (59,3% vs. 36,6%, gemessen anhand der Worst Itch Numeric Rating Scale). Insgesamt wurde der Roflumilast-Schaum gut vertragen. Nur wenige Patienten aus beiden Behandlungsgruppen berichteten über Brennen oder Hautreaktionen an der Applikationsstelle. Somit scheint der Schaum ein gut gewähltes Vehikel. Vor dem Hintergrund einer erhöhten PDE-4-Aktivität bleibt abzuwarten, welchen Stellenwert die PDE-4-Hemmer zukünftig bei psoriatisch, atopisch und seborrhoisch veränderter Haut einnehmen werden. |

Literatur

Brückmann H, Zhong S, Stark H. Blick in die Zukunft. Neue Wirkstoffe gegen atopische Dermatitis im Markt und in der Pipeline. DAZ 2018;31:46, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-31-2018/blick-in-die-zukunft

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Apothekerin Dr. Ines Winterhagen

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