Arzneimittel und Therapie

Neue Variante und steigende Fallzahlen

Aktuelle Entwicklungen zu SARS-CoV-2 und der Subvariante EG.5

Mit EG.5, genannt Eris, ist eine neue Subvariante von SARS-CoV-2 dabei, die Vorherrschaft unter den zirkulierenden Virusstämmen zu übernehmen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte EG.5 und die Sublinie EG.5.1 kürzlich zwar als Variante von Interesse ein, hält das Risiko aber weiter für gering. Unterdessen ist ein Anstieg der Fallzahlen zu beobachten.

Eris – das ist der „Spitzname“, den die jüngste Variant of Interest in der Reihe der COVID-19-Erreger erhalten hat. Eris ist auch der Name der altgriechischen Göttin des Streits und der Zwietracht. Es handelt sich bei EG.5 um eine weitere Subvariante der Omikron-Variante des SARS-CoV­-2. Sie stammt von den Subvarianten XBB.1.9.2 und XBB.1.5 ab. Mittlerweile fanden sich weltweit bereits EG.5-Sequenzen in mehr als 51 Ländern, auch in Deutschland. Den höchsten Anteil hat die Subvariante aber in China und den USA. Weltweit lag die Prävalenz in der Kalenderwoche 29 bei 17,4% – vier Wochen zuvor erst bei 7,6% [1]. Damit hat die neue Omikron-Variante einen Wachstumsvorteil gegenüber den bisher zirkulierenden Linien entwickelt. Die Reproduktionszahl von EG.5.1 liegt einer als Preprint veröffentlichten Arbeit japanischer Forscher zufolge etwa 1,2-fach über der bislang dominierenden Subvariante XBB.1.5 [2].

Foto: bizoo_n/AdobeStock
Die Zahl laborbestätigter COVID-19-Fälle, die in der Meldewoche 32 an das ­Robert Koch-Institut übermittelt wurden, lag bei 2425.
 

Zwar steigen in mehreren Ländern mit wachsender EG.5-Prävalenz Fall- und Hospitalisierungszahlen, bislang gibt es laut Informationen der WHO jedoch keine klare Evidenz für einen direkten Zusammenhang. Eine erhöhte Gefahr für die globale Gesundheit sieht die WHO derzeit nicht [1].

Neue Mutation im Spikeprotein

Im Vergleich zu ihren Elternlinien XBB.1.9.2. und XBB.1.5 trägt die EG.5-Linie eine neue Mutation im Spike-Protein, die F456L-Mutation, die Sublinie EG.5.1 noch eine weitere Q52H-Mutation [1]. Erst am 17. Februar 2023 wurde EG.5 entdeckt, am 19. Juli wurde sie von der WHO als Variante unter Beobachtung (Variant under Monitoring, VuM) eingestuft – und am 9. August zur Variante von Interesse (Variant of Interest, VOI) hochgestuft. In Deutschland datiert der erste Nachweis auf den 30. März 2023.

Streit über den Einfluss von Eris

Ob und in welchem Ausmaß Eris die COVID-19-­Pandemie wieder befeuern könnte, sind sich Forscher uneins. Einige Wissenschaftler sehen es etwa mit Sorge, dass besonders die Sublinie EG.5.1 der Immunantwort von Patienten entkommen kann, die eine Durchbruchinfektion mit XBB.1.5 oder mit BA.5 und XBB.1.5 hatten [3]. Andere Wissenschaftler wie etwa Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, erklärten, dass man bei Personen mit Grund- und Boosterimmunisierung wahrscheinlich von einem Basisschutz ausgehen könne [4]. Weitere Forschung sei aber für definitive Aus­sagen noch notwendig.

Aktuell ist in Deutschland die Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen „hauptsächlich auf die Zirkulation von Rhinoviren und SARS-CoV-2 zurückzuführen“, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet [5]. In der 32. Kalenderwoche (7. bis 13. August 2023) lag der Anteil an Rhinoviren unter den untersuchten Proben Erkrankter bei 30%, der von SARS-CoV-2 bei 13%. Insgesamt ist laut RKI in den letzten Wochen ein Anstieg der COVID-19­-Fallzahlen zu beobachten. Dabei nahm im gleichen Zeitraum in der genomischen Surveillance von SARS-CoV-2 auch der Anteil der Variante EG.5 – insbesondere der Subvariante EG.5.1 – deutlich zu. In der 30. Kalenderwoche (Stand: 16. August 2023) lag der Anteil von EG.5.1 an allen sequenzierten SARS-CoV-2-Virus­varianten demnach bei 40% [5]. Dennoch seien die Inzidenzwerte „weiterhin sehr niedrig“. Aktuell (Stand: 22. August 2023) liegt die Sieben-­Tage-Inzidenz in Deutschland bei fünf COVID-19-­Fällen pro 100.000 Einwohner [6]. Zudem gibt es laut dem RKI bisher keine Hinweise auf eine sich ändernde Krankheits­schwere [5]. |
 

Literatur

[1] EG.5 Initial Risk Evaluation. Risikobewertung der Weltgesundheitsorganisation, 9. August 2023, www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/09082023eg.5_ire_final.pdf?sfvrsn=2aa2daee_1

[2] Kaku Y. Antiviral efficacy of the SARS-CoV-2 XBB breakthrough infection sera against Omicron subvariants including EG.5. bioRxiv 2023, doi.org/10.1101/2023.08.08.552415

[3] Focosi D. Post auf X (früher: Twitter) vom 9. August 2023, twitter.com/dfocosi/status/1689347595993288705

[4] WHO: Neue SARS-CoV-2-Variante EG.5 könnte für weltweit steigende Fallzahlen sorgen. Meldung des Deutschen Ärzteblatts, 11. August 2023, www.aerzteblatt.de/nachrichten/145192/WHO-Neue-SARS-CoV-2-Variante-EG-5-koennte-fuer-weltweit-steigende-Fallzahlen-sorgen

[5] Buda S, Dürrwald R, Biere B et al. ARE-Wochenbericht KW 32/2023 (7. August bis 13. August 2023), Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert Koch-Instituts, doi: 10.25646/11679

[6] Die Situation der Corona-Pandemie in Deutschland. Informationen von Corona-Pandemieradar.de, dem Bundesministerium für Gesundheit und des Robert Koch-Instituts, https://corona-pandemieradar.de/inzidenz, Aufruf am 22. August 2023

Volker Budinger, Dipl.-Biologe

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