- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 35/2023
- Gentherapie gegen ...
Arzneimittel und Therapie
Gentherapie gegen Alkoholsucht?
Rhesusaffen bleiben abstinent
js | Alkoholiker können trocken werden, aber ihre Sucht bleibt. Häufig wird das Verlangen nach Spirituosen so stark, dass sie trotz einer Pharmakotherapie rückfällig werden. Dass abstinent zu bleiben so schwer ist, könnte damit zusammenhängen, dass jedes Mal, wenn Alkohol konsumiert wird, eine Veränderung dopaminerger Neuronen im ventralen tegmentalen Areal (VTA) stattfindet, ein Bestandteil des Belohnungssystems im Mittelhirn. Funktioniert dieses Belohnungssystem nicht mehr, resultiert Dysphorie und Betroffene werden rückfällig. Forscher haben nun im Tierversuch untersucht, ob eine Gentherapie mit dem glial-derived neurotrophic factor (GDNF) chronisch alkoholabhängige Rhesusaffen vor Rückfällen schützen kann. Denn das Gen GDNF codiert für ein Protein, das die Funktion dopaminerger Neurone verbessert. Dazu wurden acht Rhesusaffen in einer ersten Versuchsphase chronisch an Alkohol gewöhnt. Anschließend wurden die Affen einer Hirnoperation unterzogen, vier der Tiere wurden Adeno-assoziierte Viren injiziert, welche das Gen GDNF trugen und dieses in das Genom der Versuchstiere einschleusten. Die vier Kontrolltiere erhielten eine Infusion ohne GDNF. Im Anschluss durchliefen die Tiere mehrere Phasen der Abstinenz, sechs Mal wurde ihnen erneut Alkohol angeboten. Während die Kontrolltiere diesen in ähnlichen Mengen konsumierten wie vor dem Eingriff, trank die Interventionsgruppe bevorzugt Wasser. Laut Studienautoren weisen die Ergebnisse darauf hin, dass eine Gentherapie, die auf die Rückfallprävention abzielt, eine Möglichkeit gegen Alkoholabhängigkeit sein könnte. Ob das tatsächlich so ist, muss weiter erforscht werden, auch weil Gentherapien sehr riskant sind. Es besteht das Risiko, dass sich Veränderungen im Genom nicht rückgängig machen lassen und Nebenwirkungen dauerhaft bestehen bleiben. |
Literatur
Ford MM et al. GDNF gene therapy for alcohol use disorder in male non-human primates. Nature medicine 2023;29:2030-2040
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.