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Beratung
Endlich wieder ganz Ohr
Rote Karte für Wattestäbchen – und was alternativ zur Pflege der Lauscher geeignet ist
Unter normalen Umständen reinigt sich das Ohr selbst. Über die feinen Flimmerhärchen, deren Tätigkeit beim Kauen angeregt wird, wird überschüssiges Ohrenschmalz (Cerumen) nach außen getragen. Das neben Schweißdrüsensekret, Talg und abgestoßenen Hautschüppchen aus Schmutz und Staubpartikeln bestehende Cerumen schützt die empfindliche Ohrhaut vor dem Austrocknen und hält sie geschmeidig und feucht. Das enthaltene Lysozym wirkt desinfizierend und tötet Bakterien ab. Eine übertriebene Ohrhygiene ist daher im Normalfall nicht notwendig. Es reicht aus, die Ohrmuschel sowie die Haut hinter dem Ohr − eine Stelle, die sich besonders häufig bei Kindern entzündet − regelmäßig mit Wasser und einem weichen Tuch zu reinigen. Wattestäbchen sind zwar praktisch, aber ungeeignet für die Reinigung der Ohren. Sie können nicht nur Verletzungen am Trommelfell hervorrufen, sondern auch das vorhandene Ohrenschmalz tiefer in Richtung Trommelfell schieben und die Entstehung eines Pfropfs begünstigen. Zudem irritiert das häufige Nutzen von Wattestäbchen die empfindliche Ohrenhaut und macht so Ekzemen und Entzündungen den Weg frei. Wattefusseln, die nach dem Gebrauch der Stäbchen im Gehörgang verbleiben, können Juckreiz hervorrufen. Die Hals-Nasen-Ohren-Ärzte raten daher generell vom Gebrauch von Wattestäbchen ab und verweisen darauf, dass diese ausschließlich zum Auftragen von Kosmetika oder Arzneimitteln auf die Haut sowie zur sauberen Entnahme von Salben und Cremes aus Tiegeln oder zur Reinigung technischer Geräte genutzt werden sollen. Falls der Kunde unbedingt mithilfe eines Wattestäbchens das Ohr reinigen möchte, sollte er auf Baby-Wattestäbchen zurückgreifen, die durch ihre verdickte Watte ein zu tiefes Eindringen ins Ohr verhindern.
Fertigpräparat/Altersfreigabe | Anbieter | wichtigste Inhaltsstoffe | Hinweise des Herstellers |
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Audibaby® Einzeldosispipetten/0 bis 36 Monate | Coopération Pharmaceutique Française (COOPER) | hypertones Meerwasser | einmal wöchentlich ein paar handwarme Tropfen zehn Sekunden einmassieren, überschüssige Flüssigkeit abwischen |
Audispray® Adult Ohrenspray/ ab zwölf Jahren | Coopération Pharmaceutique Française (COOPER) | hypertones Meerwasser | zwei- bis dreimal pro Woche ein bis zwei Sprühstöße, kurz einmassieren, Kopf zur Seite neigen, damit überschüssige Flüssigkeit herauslaufen kann; bei starker Ohrenschmalzproduktion oder Hörgeräteträgern tägliche Anwendung möglich (CAVE: Hörgeräte vorher entfernen) |
Audispray® Junior Ohrenspray/ von drei bis zwölf Jahre | Coopération Pharmaceutique Française (COOPER) | hypertones Meerwasser, Glycerin | zwei- bis dreimal pro Woche ein bis zwei Sprühstöße, kurz einmassieren, Kopf zur Seite neigen, damit überschüssige Flüssigkeit herauslaufen kann |
Audispray® Ultra/ ab drei Jahren | Coopération Pharmaceutique Française (COOPER) | Docusat-Natrium, Ethoxydiglycol | zweimal täglich zwei Sprühstöße, kurz einmassieren, 15 bis 30 Minuten einwirken lassen, Kopf zur Seite neigen, damit überschüssige Flüssigkeit herauslaufen kann |
Cerustop® Ohrenöl-Spray/ ab drei Jahren | bene-Arzneimittel GmbH | Mandelöl | zwei bis drei körperwarme Sprühstöße (Kinder: ein bis zwei Sprühstöße) in den äußeren Gehörgang, zehn Minuten einwirken lassen, mit warmem Wasser nachspülen |
Normison® Ohrenspray/ ab drei Jahren | bene-Arzneimittel GmbH | Isopropanol, Essigsäure 33%, Dexpanthenol | nach dem Aufenthalt im Wasser zwei bis drei Sprühstöße (Kinder: ein bis zwei Sprühstöße), 20 bis 30 Sekunden mit zur Seite geneigtem Kopf einwirken lassen, Kopf aufrichten und ausfließende Flüssigkeit abwischen |
Otocura® Ohrenspray Pflegeöl/ keine Altersangabe | Optima Pharmazeutische GmbH | Olivenöl, Mandelöl, Ringelblumenöl | Pflege und Reinigung: ein- bis zweimal wöchentlich ein bis zwei Sprühstöße in den äußeren Gehörgang; Prophylaxe: ein bis zwei Sprühstöße vor bzw. nach dem Wassersport in den äußeren Gehörgang |
Otodolor® direkt/ ab Geburt | InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH | Glycerol | neben der vorbeugenden Anwendung vor und nach dem Baden auch zur unterstützenden Behandlung von Entzündungen des äußeren Gehörganges, zur Linderung von Ohrenschmerzen, Reizungen oder Juckreiz; zwei bis drei Tropfen (körperwarm) bei seitlicher Ruhelage in den Gehörgang träufeln, mit Watte verschließen |
Otowaxol® Lösung/keine Altersangabe | Mylan Healthcare GmbH | Docusat-Natrium, Ethanol 96%, Glycerol 85% | Kopf leicht schräg halten, zehn Tropfen in das Ohr träufeln, mit Watte verschließen, nach fünf bis zehn Minuten mit lauwarmem Wasser mithilfe einer Ohrenspritze ausspülen; gegebenenfalls wiederholen oder Einwirkzeit erhöhen |
Vaxol® Ohrenspray/ ab einem Jahr | Schäfer Pharma GmbH | Olivenöl | ein- bis zweimal pro Woche ein bis zwei Sprühstöße |
Sprühen, ölen oder spülen
Ein Pfropf aus Ohrenschmalz entsteht, wenn zu viel Ohrenschmalz gebildet wird. Dies wird zum Beispiel durch häufiges Tragen von Ohrstöpseln, Kopfhörern und Hörgeräten begünstigt. Bei einem verengten Gehörgang können hingegen selbst geringe Mengen Ohrenschmalz verklumpen und einen Pfropf bilden. Aufgrund der verlangsamten Selbstreinigungsprozesse klagen zudem ältere Menschen häufig über verstopfte Ohren. Wenn kleinere Stücke des Ohrenschmalzes trocknen und zwischen den Flimmerhärchen stecken bleiben, kann außerdem unangenehmer Juckreiz auftreten. Die in der Selbstmedikation erhältlichen Sprays oder Tropfen sollten nur bei mäßiger Ohrenschmalzmenge und Juckreiz angewendet werden. In schwierigeren Fällen oder wenn nach zwei bis drei Anwendungswiederholungen keine deutliche Verbesserung spürbar ist, sollte grundsätzlich ein HNO-Arzt aufgesucht werden (siehe Kasten). Dieser saugt den Pfropf mithilfe eines dünnen Metallrohrs ab oder zieht ihn mithilfe eines kleinen Metallhakens heraus. Bei bekannter übermäßiger Ohrenschmalzproduktion empfiehlt es sich, die Ohren regelmäßig beim Facharzt reinigen zu lassen.
Mit Ohrenkerzen den Pfropf ausräuchern?
Auch Ohrenkerzen werden immer wieder damit beworben, Ohrenpfropfen lösen zu können und gleichzeitig entspannend zu wirken. Dabei handelt es sich um etwa 20 bis 30 cm lange Hohlkerzen aus Bienenwachs, ätherischen Ölen, Gaze und pulverisierten Pflanzenteilen. Bei der Anwendung legt sich der Patient auf die Seite, das verstopfte Ohr zeigt nach oben. Eine zweite Person setzt nun die Hohlkerze mit einer Drehbewegung senkrecht auf das betroffene Ohr und zündet sie an. Es wird postuliert, dass beim Anzünden der Kerze durch den sogenannten Kamineffekt ein leichter Unterdruck entsteht, der verstopfte Poren öffnen, die Hautatmung aktivieren sowie Abfallstoffe und Sekret in das Innere der Kerze fördern soll. Wenn die Kerze etwa zur Hälfte abgebrannt ist, soll der Luftzug nach oben steigen und es zur Druckentlastung kommen. Den wechselnden Druckverhältnissen werden anregende Effekte auf die Durchblutung und den Lymphfluss im Ohr zugesprochen. Generell raten HNO-Ärzte vom Gebrauch von Ohrenkerzen zum Entfernen von Ohrenschmalzpfropfen ab, nicht nur weil der entstehende Druck kaum ausreicht, um den Pfropf aus dem Ohr zu ziehen, sondern auch weil der unsachgemäße Gebrauch zu Verbrennungen im Gesicht, in der Ohrmuschel, dem Gehörgang und dem Mittelohr führen kann.
Die auf dem Markt erhältlichen Tropfen oder Sprays zur Reinigung und Pflege der Ohren enthalten meist Meerwasser (z. B. Audispray® Adult Ohrenspray) oder Öle wie Olivenöl oder Mandelöl (z. B. Otocura® Ohrenspray Pflegeöl). In der Hand auf Körpertemperatur angewärmt, werden sie ins Ohr eingebracht, kurz einwirken gelassen und anschließend ausgespült (siehe Tabelle 1). Für bereits bestehende Pfropfen eignen sich Präparate mit dem Tensid Docusat-Natrium, welches nach einigen Minuten Einwirkzeit die Bestandteile des Ohrenschmalzpfropfens zersetzt (z.B. Audispray® Ultra, Otowaxol® Lösung). Otowaxol® enthält in der Kombipackung zusätzlich eine Ohrenspritze, mit der nach der Einwirkzeit körperwarmes Wasser kräftig ins Ohr gedrückt werden kann, um so das Ohr auszuspülen. Damit es nicht zu Schwindel kommt, muss darauf geachtet werden, dass die Temperatur des Wassers wirklich lauwarm und nicht zu heiß oder zu kalt ist.
Ab zum Arzt
- Kunden, die über Ohrenschmerzen, Hörverlust, Schwindel oder Ohrgeräusche klagen, sollte ein Arztbesuch angeraten werden.
- Bei Mittelohrentzündungen, Trommelfellperforationen, Vorerkrankungen des Gehörganges oder nach Operationen am Ohr sollten reinigende oder pflegende Ohrentropfen oder -sprays nicht angewendet werden.
Zusatztipps für Wasserratten
Häufig klagen Wassersportler über juckende, schmerzende und entzündete Ohren. Der häufige Kontakt mit Meerwasser oder chlorhaltigem Schwimmbadwasser zerstört die empfindliche Schutzschicht der Ohrhaut. Hier helfen ebenfalls pflegende ölhaltige Präparate, die vorsichtig in das Ohr eingerieben werden. Bei Schmerzen haben sich glycerolhaltige Ohrentropfen (z. B. Otodolor®) bewährt. Zum einen haftet Glycerol aufgrund seines öligen Charakters gut auf der empfindlichen Ohrhaut, pflegt und schützt sie. Zum anderen entzieht das stark hygroskopische Glycerol dem geschwollenen Gewebe Wasser und nimmt so den Druck aus den Ohren, die Entzündung geht zurück. Säurehaltige Präparate (z. B. Normison® Ohrenspray) regenerieren zusätzlich den Säureschutzmantel der Haut.
Bezeichnung | Anbieter | wichtigste Inhaltsstoffe | Anwendungshinweise des Anbieters |
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Actuel Ohrloch-Cosmeticum | Axisis GmbH | Isopropylalkohol, Kamillen-Extrakt, Arnika-Extrakt | zweimal täglich auf die Ohrlöcher auftragen |
Forasept Ohrlochkosmetikum Tropfen | Pegasus Pro GmbH | Alcohol denat, Arnikablüten-Extrakt, Kamillenblüten-Extrakt | bis zu mehrmals täglich einige Tropfen auf die entzündete Stelle auftragen; vorbeugende Verwendung möglich |
Ohrlochhygiene Gel | FCN(Fein-Chemikalien Nord) | Alcohol denat, Aloe vera, D-Panthenol | auf das Ohrläppchen auftragen, einwirken lassen, mit einem Wattepad abnehmen |
Gesunde Ohrlöcher
Der Brauch, das Ohr nicht nur als Sinnesorgan, sondern auch zum Tragen von Schmuck zu nutzen, reicht lange zurück. So schmücken Ohrringe aus Metall, Knochen, Holz, Kunststoff und anderen Materialien seit Jahrtausenden die Ohren von Frauen und Männern. Hierzulande wird dazu mithilfe einer Ohrlochpistole ein Ohrring aus chirurgischem Stahl durch das Ohrläppchen gestochen. Nach etwa sieben bis acht Wochen ist das Loch verheilt und ein Ohrring lässt sich befestigen. Manchmal entzündet sich jedoch die empfindliche Ohrläppchenhaut unmittelbar nach dem Ohrlochschießen oder auch zu einem späteren Zeitpunkt. In diesem Fall sollte zunächst mit einem Wattestäbchen und 0,9%iger Kochsalzlösung der Eiter entfernt und das Ohrläppchen gereinigt werden. Zur Keimreduktion und Pflege eignen sich desinfizierende Sprays wie Octenisept® Spray oder auch diverse Kosmetika mit beruhigenden Pflanzenextrakten (s. Tab. 2). |
Literatur
Audispray. Entdecken Sie unsere Produktpalette. Informationen der Coopération Pharmaceutique Française, www.audispray.com/de/gamme, Abruf am 17. August 2023
Dost V, Waitz M. Verstopfte Ohren? So reinigen Sie Ihre Ohren richtig. Informationen der Barmer Krankenkasse. www.barmer.de/gesundheit-verstehen/koerper/ohren/ohrpflege-1056150, Stand 16. August 2023
Lauer-Fischer-Ttaxe, https://lto.cgmlauer.cgm.com/
Otodolor. Informationen der InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH, www.otodolor.de/otodolor/, Abruf am 23. August 2023
Schneider A. Ohren reinigen: Wie löse ich ein verstopftes Ohr? Informationen der Sanova Retail Deutschland GmbH, www.geers.de/wissenswertes-und-tipps/ohren-reinigen/, Abruf am 16. August 2023
Tipps zur richtigen Ohrenpflege. Informationen des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V., www.hno-aerzte-im-netz.de/unsere-sinne/hno-hygiene/tipps-zur-richtigen-ohrenpflege.html, Abruf am 16. August 2023
Wissenswertes zu Ohrenkerzen. Informationen der Amplifon Deutschland GmbH. Stand: 21. September 2020, www.amplifon.com/de/amplifon-blog/ohrenkerzen
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