Arzneimittel und Therapie

Unterstützung für unruhige Beine

Nichtmedikamentöse Maßnahmen gegen das Restless-Legs-Syndrom

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Je nach Schweregrad kann es die Lebensqualität der Patienten stark beeinträchtigen. Hilfe bieten medikamentöse Therapien, die aber oft mit störenden Nebenwirkungen einher­gehen. Lässt sich das Syndrom der unruhigen Beine auch durch nichtmedikamentöse Verfahren lindern? Dieser Frage gingen Experten im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nach.

Bei einem Restless-Legs-Syndroms treten Bewegungsdrang und unangenehmes Empfinden in den Beinen gehäuft in Ruhesituationen, abends oder nachts auf. Der Schweregrad der Erkrankung wird mithilfe des Fragen­katalogs International RLS Severity (IRLSS) Scale beurteilt. Zur medikamentösen Behandlung sollte laut Leitlinie bei einem Ferritin-Wert ≤ 75 μg/l zunächst eine Eisen-Substitution erfolgen. Wird dadurch bei einem mittel- bis schwergradig ausgeprägten Syndrom keine ausreichende Sym­ptomkontrolle erreicht, sind Non­-Ergot-Dopamin-Agonisten (Rotigotin, Ropinirol oder Pramipexol) Mittel der ersten Wahl [1]. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Somnolenz oder die Bildung von Ödemen führen bei Patienten mitunter dazu, sich nach nichtmedikamentösen Therapie­optionen zu erkundigen. So auch im Fall einer Bürgerin, die sich mit dieser Thematik an den ThemenCheck Medizin wandte. In dessen Rahmen können Bürger Vorschläge zur Bewertung von Untersuchungs- und Behandlungs­verfahren einbringen, aus denen das IQWiG auswählt und Experten mit der Erstellung eines Health Technology Assessments betraut [2].

Im konkreten Fall wurden Wissenschaftler der Gesundheit Österreich GmbH und der Medizinischen Universität Graz beauftragt. Das Experten­team identifizierte 22 randomisierte kontrollierte Studien zu 17 verschiedenen nichtmedikamentösen Verfahren bei RLS [3]. Kategorisiert wurde in Eisen-Präparate und Nahrungs­ergänzungsmittel, Medizinprodukte zur Elektro-/Magnetstimulation, sonstige Medizinprodukte, Bewegungs­interventionen und sonstige Interventionen. Zusätzlich wurden vier Studien zur intravenösen Eisen-Zufuhr ausgewählt, obwohl es sich dabei um eine medikamentöse Maßnahme handelt. In die Studien eingeschlossen waren erwachsene Personen zwischen 42 und 68 Jahren mit meist schwerer RLS-Symptomatik.

Zum Weiterlesen

Weitere Informationen zum Thema RLS finden Sie in dem Beitrag „Neues zu Restless Legs: Diagnostik und Therapie verändern sich durch die neue S2k-Leitlinie“ von Dr. Markus Zieglmeier in der DAZ 2022, Nr. 49, S. 32.

Keine klaren Empfehlungen

Die Evaluation der vorliegenden Studien ergab, dass keine eindeutigen Aussagen gemacht werden können, welche nichtmedikamentösen Ver­fahren das Restless-Legs-Syndrom lindern. Dies lag an methodischen Mängeln, geringen Teilnehmerzahlen (n < 100) sowie kurzen Studien­dauern (im Median fünf Wochen). Dennoch gibt es Hinweise, dass sich die RLS-Symptomatik durch Niedrigfrequenz-Elektrostimulation, Nah­infrarotlichttherapie, pneumatische Kompression, Ganzkörper-Kälte­kammer, Fußmassagegeräte, Vibra­tionsboard, Bewegungsinterventionen wie Krafttraining oder Yoga sowie Akupunktur oder die osteopathische Methode Counterstrain-Manipulation verbessert. Für die orale Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vit­amin D, Baldrian oder Eisen (bei Patienten ohne Mangel) sowie lokale Kälte- oder Wärmetherapien fand sich kein Benefit.

Eine Metaanalyse aus drei Studien, in denen Eisencarboxymaltose intravenös bei Patienten ohne Eisen-Mangel (off label) gegeben wurde, zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung des mittleren IRLSS-Scores um -4,09 Punkte (95%-Konfidenzintervall = -6,33 bis -1,85). In einer Studie zur intravenösen Gabe von Eisensaccharose versus Placebo (ebenfalls bei Patienten ohne Eisen-Mangel) fand sich kein signifikanter Unterschied im IRLSS-Score, aber ein Vorteil des Verums auf der Global Rating Scale.

Niedrige Evidenz

Die Experten fassen zusammen, dass sich ihre Aussagen auf Kurzzeiteffekte beschränken. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz sei aufgrund geringer Studien- und Teilnehmerzahlen „niedrig bis sehr niedrig“. Zudem blieben einige weitere nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen unberücksichtigt, zu denen keine randomisierten, kontrollierten Studien vorlagen. Daher sind zusätzliche Studien mit mehr Teilnehmern, Patienten mit mildem oder moderatem Krankheitsverlauf sowie längerem Follow-up nötig, um Aussagen über (Langzeit-)Effekte von nichtmedikamentösen Verfahren bei verschiedenen Schweregraden des Restless-Legs-Syndroms treffen zu können. |

Literatur

[1] Restless Legs Syndrom. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin unter Beteiligung weiterer Fachgesellschaften, AWMF-Register-Nr.: 030/081, Stand: Juni 2022

[2] Lassen sich durch nichtmedikamentöse Verfahren die Symptome des Restless-Legs-Syndroms lindern? Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 8. August 2023

[3] Stürzlinger H et al, HT21-04: Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine), Lassen sich durch nichtmedikamentöse Verfahren die Symptome lindern? ,Health Technology Assessment im Auftrag des IQWiG, Stand 24.07.2023

Apothekerin Alexandra Hinsken

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