Ernährung

Mit Pausen essen

Was für und was gegen Intervallfasten spricht

Fasten ist im Trend und neben dem klassischen Heilfasten nimmt auch die Beliebtheit des Intervallfastens immer mehr zu. Welche Fasten­modelle gibt es dabei? Für welche Personen ist Fasten ungeeignet? Und wie sieht die Studienlage aus?
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Einen bestimmten Abstand zwischen den Mahlzeiten einzuhalten, kann beim ­Abnehmen helfen.

In der Entwicklungsgeschichte des Menschen stellte ein natürlicher Wechsel von Zeiten mit einem reich­lichen Nahrungsangebot sowie Monaten, in denen das Nahrungsangebot eher rar war, den Stoffwechsel der Menschen vor die Herausforderung mit diesen Schwankungen umzugehen. In der heutigen westlichen Welt besteht dieser Zwang aufgrund eines permanenten Überangebots von Nahrungsmitteln nicht mehr. Dennoch gibt es etliche Menschen, die aus verschiedenen Gründen fasten. Dabei kann Fasten bedeuten auf ein bestimmtes Produkt, wie z. B. Alkohol oder Schokolade, zu verzichten, für manche heißt Fasten aber auch der komplette Verzicht auf feste Nahrung. Während die einen das Fasten benutzen um Gewicht zu reduzieren, wollen andere ihren Körper „entschlacken“.

Fasten ist nicht immer gesund

Therapeutisch gesehen kann Fasten einen positiven Einfluss auf unterschiedliche Erkrankungen haben, da eine Vielzahl von Stoffwechsel­vorgängen und somit verschiedene Organsysteme beeinflusst werden. (s. Tab.) Einige Menschen jedoch sollten nicht fasten. Dazu gehören neben Schwangeren und stillenden Personen mit Kachexie, Anorexia nervosa oder dekompensierter Hyperthyreose. Ebenso stellen eine fortgeschrittene zerebrovaskuläre Insuffizienz bzw. Demenz sowie eine fortgeschrittene Leber- oder Niereninsuffizienz Kontraindikationen für das Fasten dar. Vorsicht ist geboten bei Diabetes mellitus Typ 1, Suchterkrankungen, Krebs­erkrankungen, Magengeschwüren oder Psychosen – in diesen Fällen sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt gefastet werden [1].

Tab.: Erkrankungen, bei denen mit Fasten positive Effekte beobachtet wurden [1]
Erkrankungsform
Beispiele
metabolische Erkrankungen
metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas, Hyper­lipidämie, Gicht
chronisch-entzündliche Erkrankungen
rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, chronisch-entzünd­liche Darmerkrankungen
kardiovaskuläre Erkrankungen
koronare Herzkrankheit, Herz­insuffizienz, arterielle Verschlusskrankheit
chronische Schmerzsyndrome
Fibromyalgie
atopische Erkrankungen
Asthma bronchiale, Neurodermitis

Was man unter Intervallfasten versteht

Eine Form des Fastens, der verschiedene gesundheitsfördernde Einflüsse auf den Stoffwechsel zugeschrieben werden, ist das sogenannte Intervallfasten (= intermittierendes Fasten). Im Gegensatz zu anderen Fastenarten wird Intervallfasten nicht temporär angewendet. Ziel ist eine langfristige Reduktion des Körpergewichts. Beim Intervallfasten wird entweder tage- oder stundenweise auf eine Nahrungszufuhr verzichtet. Bei der Zwei-Tage-Diät werden so an zwei aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche nur jeweils 650 kcal zugeführt, an den anderen fünf Tagen wird zu einer klassischen, mediterranen Ernährungsweise geraten, nur 40% der Energiezufuhr darf aus Kohlenhydraten stammen. Die 5 : 2-Diät „erlaubt“ fünf Tage normale Ernährung ohne jegliche Einschränkungen, an zwei festen Tagen pro Woche darf nur etwa 25% der sonst üblichen Energiemenge aufgenommen werden. Eine weitere Form des Intervallfastens ist das Alternate-Day-Fasting, auch Eat Stop Eat oder Up-Day Down-Day genannt. Hierbei folgen Fastentage und Nicht-Fastentage im täglichen Wechsel aufeinander. Während es für Nicht-Fastentage keine Einschränkungen gibt, darf an Fastentagen nur 25% der sonst aufgenommenen Energiemenge zugeführt werden. Stundenweise Begrenzungen bieten Dinner-Cancelling – es wird auf das Abendessen verzichtet –, die Leangains-Methode – acht Stunden essen, 16 Stunden fasten – sowie die Warrior-Diät – vier Stunden essen, 20 Stunden fasten [2, 3]. In einer kürzlich im Journal of American Medical Association veröffentlichten Studie [4] gingen die Autoren der Frage nach, wie effektiv intermittierendes Fasten zur Reduktion von Körpergewicht und -fett ist und ob der Effekt vom Zeitraum der Essensaufnahme abhängt.

Enges Zeitfensters wirksamer als reine Kalorienreduktion

90 Probanden zwischen 25 und 75 Jahren mit einem Body Mass Index (BMI) von 30 bis 60 wurden 14 Wochen in der randomisierten Studie untersucht. Alle Teilnehmer erhielten eine reduzierte Energiezufuhr. Des Weiteren erfolgte eine randomisierte Zuteilung entweder zu einer Gruppe, die während eines achtstündigen Zeitfensters von 7 bis 15 Uhr essen durfte (eTRE) oder zur Kontrollgruppe (CON), die ein Zeitfenster über zwölf Stunden zum Essen nutzen konnte. Primäre Endpunkte waren Gewichtsverlust und Fettabbau. Zu den sekundären Endpunkten gehörten Blutdruck, Herzfrequenz, Glucose-Spiegel, Insulin-Spiegel und Plasmalipid-Spiegel.

Es zeigte sich, dass diese Beschränkung auf Mahlzeiten zwischen 7 und 15 Uhr erfolgreich zum Abnehmen führte (–6,3 kg vs. –4,0 kg, Differenz –2,3 kg; 95%-Konfidenzintervall [KI], –3,7 bis –0,9 kg; p = 0,002). Es gab jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede im absoluten Fettabbau (–1,4 kg; 95%-KI, –2,9 bis 0,2 kg; p = 0,09) oder bei dem Verhältnis von Fettabbau zu Gewichtsverlust (n = 41; −4,2%; 95%-KI, −14,9 bis 6,5%; p = 0,43). Die Auswirkungen der Ernährung in einem achtstündigen Zeitfenster entsprachen einer zusätzlichen Kalorienreduktion von 214 kcal/Tag. Des Weiteren konnte mit dieser Intervention der diastolische Blutdruck verbessert werden (–4 mmHg; 95%-KI, –8 bis 0 mmHg; p = 0,04) und hatte einen positiven Einfluss auf Stimmungs­beeinträchtigungen. Alle anderen kardio­metabolischen Risikofaktoren, Nahrungsaufnahme, körperliche Aktivität und Schlafergebnisse waren zwischen den Gruppen ähnlich. Die Studienautoren kamen somit zu dem Schluss, dass eine Ernährung in einem achtstündigen Zeitfenster eine wirksame Behandlungsstrategie für Fettleibigkeit und Bluthochdruck darstellen kann. Allerdings sollten künftig noch Studien mit größeren Teilnehmerzahlen durchgeführt werden, auch um zu untersuchen welche Personengruppen ein Programm der Ernährung zwischen 7 und 15 Uhr durchhalten können und welche nicht.

Problem Essstörungen

Neben positiven Effekten kann Intervallfasten jedoch auch die Entwicklung von Essstörungen begünstigen – zu diesem Schluss kamen jedenfalls die Autoren einer kanadischen Studie [5] mit über 2700 Probanden zwischen 16 und 30 Jahren. In dieser wurden mehrere Poisson- und Regressions­analysen durchgeführt um den Zusammenhang zwischen intermittierendem Fasten (in den letzten zwölf Monaten bzw. 30 Tagen) und Essstörungen (gemessen mit dem Eating Disorder Examination Questionnaire) zu bestimmen. Insgesamt gaben 48% der Frauen und 38% der Männer an, in den letzten zwölf Monaten intermittierend gefastet zu haben. Intermittierendes Fasten war sowohl bei männlichen als auch weiblichen Teilnehmern signifikant mit der Psychopathologie von Ess­störungen assoziiert. Vor allem bei Frauen konnte ein Zusammenhang zwischen ungesunden Verhaltensweisen hinsichtlich des Essens – z. B. Ess­anfälle, Einsatz von Abführmitteln und absichtliches Erbrechen – und Intervallfasten festgestellt werden. Beide Geschlechter wiesen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf zwanghaft Sport zu betreiben, was in Kombination mit Fasten zu einer Belastung des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Somit könnte Intervallfasten zumindest bei Heranwachsenden bedenklich sein. Auch hier sind weitere Studien nötig, um umfassendere Daten zu erhalten [6]. |

 

Literatur

[1] Leitlinien zur Fastentherapie. Stand: 2013, Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e. V., https://aerztegesellschaft-heilfasten.de/informationsdienst/leitlinien-zur-fastentherapie/

[2] Backes G. Intervallfasten. Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/intervallfasten/?L=0, 2018

[3] Schlank durch Intervallfasten? Informationen vom Trias, Georg Thieme Verlag KG, www.thieme.de/de/ernaehrung/intervallfasten-133854.htm

[4] Jamshed H et al. Effectiveness of Early Time-Restricted Eating for Weight Loss, Fat Loss, and Cardiometabolic Health in Adults With Obesity: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med 2022;182(9):953-962, doi: 10.1001/jamainternmed.2022.3050

[5] Ganson KT et al. Intermittent fasting: Describing engagement and associations with eating disorder behaviors and psychopathology among Canadian adolescents and young adults. Eating Behaviors 2022;47:101681, doi.org/10.1016/j.eatbeh.2022.101681

[6] Intervallfasten: Begünstigt der Ernährungstrend Essstörungen? Informationen des Bundeszentrum für Ernährung, www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2022/november/intervallfasten/?fbclid=IwAR2wInCHgWJ45R4uu_epuRprhB3CBPAznLKZfcrGovEwe8zBvAqiQWXaAKI

Autorin

Dr. Sabine ­Fischer ist Apothekerin aus Stuttgart. Seit dem Pharmaziestudium in Freiburg und einer Promotion in Tübingen arbeitet sie an der PTA-Schule und in öffentlichen Apotheken. Nebenbei schreibt sie als freie Journalistin.

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