Arzneimittel und Therapie

Empfehlenswerte Nahrungsergänzung bei Osteoporose

Aktualisierte Leitlinie bietet Orientierung

gg/dab | Am 20. Oktober ist Welt-­Osteoporose-Tag. Zu diesem Anlass lohnt sich ein Blick auf die aktualisierte Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Erkrankung. Denn diese enthält nun unter anderem konkrete Empfehlungen zur Zufuhr von Vitamin D und Proteinen. Welchen Patienten sollten Nahrungsergänzungsmittel empfohlen werden?

Bei der Osteoporose handelt es sich um eine systemische Erkrankung des Skeletts, bei der die Knochenmasse abnimmt und es zu Verschlechterungen in der Mikroarchitektur des Knochengewebes kommt. In Folge ist das Risiko für Knochenbrüche erhöht. In einer europäischen Studie aus dem Jahr 2021 wurde die Prävalenz in Deutschland mit ca. 6,1% beziffert. Sicher ist, dass die Prävalenz mit dem Alter zunimmt und bei Frauen deutlich höher ist als bei Männern.

Für die Knochengesundheit spielen Calcium und Vitamin D eine entscheidende Rolle. Die Calcium-Zufuhr sollte daher bei Osteoporose-Patienten laut S3-Leitlinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr“ bei 1000 mg pro Tag liegen. Ob diese Menge mit der Nahrung aufgenommen wird, kann beispielsweise mit dem Online-Rechner von gesundheitsinformation.de abgeschätzt werden (zu diesem gelangen Sie, wenn Sie auf DAZ.online den Webcode G9EY8 eingeben). Wird die empfohlene Calcium-Menge nicht erreicht, ist zu Supplementen zu raten. Hoch dosierte Einzelgaben sind hierbei laut der aktualisierten S3-Leitlinie nicht empfehlenswert. Auf die Mindestzufuhr von 1000 mg Calcium am Tag sollte besonders bei Patienten geachtet werden, die eine spezifische, medikamentöse Osteoporose-Therapie erhalten. Insbesondere parenteral verabreichte Antiresorptiva, aber auch das neu in die Leitlinie aufgenommene Osteoanabolikum Romosozumab (s. Kasten „Neu in der Leitlinie“), bringen das Risiko von Hypocalc­ämien mit sich, denen vorgebeugt werden sollte.

Neu in der Leitlinie

Der monoklonale Immun­globulin-G2(IgG2)-Antikörper Romosozumab wurde frisch in die Leitlinie aufgenommen. Romosozumab ist für die Behandlung der manifesten Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit deutlich erhöhtem Frakturrisiko zugelassen. Durch die Hemmung des im Knochenstoffwechsel wichtigen Proteins Sklerostin vermindert der Antikörper die Knochenresorption durch Osteoklasten und steigert die Aktivität der knochenaufbauenden Osteoblasten. Bei der Therapie zu berücksichtigen ist insbesondere das kardiovaskuläre Risikoprofil des Antikörpers.

Bei Vitamin D gilt: nicht zu wenig – aber auch nicht zu viel. Mindestens 800 Internationale Einheiten (IE) Vit­amin D sollen täglich zugeführt werden – entweder durch Sonnenlicht­exposition, die Ernährung oder aber durch Supplemente. Explizit weist die Leitlinie auf die „hohe Prävalenz suboptimaler Vitamin-D-Versorgung“ hin und rät, Supplemente bei unzureichender oder unsicherer Versorgung sowie bei Patienten ab 70 Jahren einzusetzen. Verwendet werden sollten hierbei Präparate mit 800 bis 1000 IE pro Tag. Mehr als 2000 bis 4000 IE Cholecalciferol pro Tag sollten nicht eingenommen werden, um eine Überdosierung zu vermeiden. Wird ein Bolus verabreicht, sollte dieser nicht mehr als 20.000 IE enthalten.

Proteine im Blick behalten

Auch an ihren Proteinbedarf sollten Menschen mit Osteoporose denken. Ab einem Alter von 65 Jahren rät die Leit­linie ihnen zu einer eiweißreichen Ernährung mit einer täglichen Aufnahme von mindestens 1,0 g Eiweiß/kg Körpergewicht und Tag.

Auch für eine ausreichende Versorgung mit K-Vitaminen sollten Patienten mit Osteoporose sorgen, da Vit­amin-K-abhängige Proteine an der geordneten Knochenmineralisierung beteiligt sind. Die Studienlage zum Effekt von Vitamin-K-Präparaten bei Osteoporose ist jedoch uneindeutig, sodass laut Leitlinie eine Supplementierung über den Ausgleich eines ärztlich diagnostizierten Mangels hinaus derzeit nicht empfohlen wird.

Auch zur Substitution von Kalium, B-Vitaminen und Folsäure bei Osteo­porose-Patienten wurden bereits Studien durchgeführt. Ein positiver Effekt durch die Einnahme entsprechender Präparate konnte jedoch jeweils nicht eindeutig oder nur für bestimmte Subgruppen der Patientenpopulation gezeigt werden. Eine Empfehlung zur Einnahme dieser Vitamine und Mineralstoffe sprechen die Leitlinienautoren daher nicht aus.

Der Fokus in der Beratung zur Nahrungsergänzung bei postmenopausalen Frauen und Männern ab 50 Jahren mit Osteoporose sollte daher auf Cal­cium, Vitamin D sowie der Protein­zufuhr liegen. Zusätzlich können Apothekenteams ihre Kunden ermutigen, regelmäßiges körperliches Training zur Verbesserung von Kraft, Balance und Koordination durchzuführen – denn auch dies wirkt Stürzen entgegen und senkt damit das Frakturrisiko. |

Literatur

Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr. S3-Leitlinie unter Federführung des Dach­verbands Osteologie e. V. unter Beteiligung weiterer Fachgesellschaften, AWMF-­Registernr.: 183-001, Stand: 6. September 2023

Straub C. Romosozumab kommt nach Europa. DtschApothZtg 2020;160(7):26

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