Arzneimittel und Therapie

Calciumkanal-Blocker mit erhöhtem Glaukomrisiko assoziiert

Pathomechanismus wohl unabhängig vom Augeninnendruck

Bereits in der Vergangenheit wurde eine Therapie mit Calciumkanal-­Blockern mit dem Auftreten eines Glaukoms in Verbindung gebracht, allerdings ohne einen Zusammenhang konkret zu bestätigen. Da sowohl Hypertonie, die oft mit einem Calciumkanal-Blocker therapiert wird, als auch Glaukome häufig auftreten, könnte ein Zusammenhang Konsequenzen für die Behandlung vieler Patienten haben. Daher wurde dem Verdacht nun erneut nachgegangen und eine Studie auf Grundlage der UK-Biobank durchgeführt. Hierfür wurden Patientendaten analysiert, aus denen u. a. der Glaukomstatus und der Augeninnendruck hervorgingen. Von den knapp 430.000 Erwachsenen mit bekanntem Glaukomstatus nahmen 7,8% (n = 33.175) Calciumkanal-Blocker, z. B. Amlodipin, ein. Die Einnahme dieser Wirkstoffklasse war signifikant mit einem um 39% erhöhten Glaukomrisiko verbunden. Andere Antihypertensiva erhöhten das Glaukomrisiko nicht. Auch war die Einnahme eines Calcium­kanal-Blockers mit einer dünneren retinalen Nervenfaserschicht (mRNFL) und dünneren inneren plexiformen Schicht der Makula-Ganglienzelle (mGCIPL) assoziiert – beides Marker der neuroaxonalen Degeneration –, was als strukturelle Grundlage für den Zusammenhang mit einem Glaukom angesehen wird. Der Augen­innendruck unterschied sich nicht zwischen Patienten mit und ohne Calciumkanal-Blocker. Dies lässt vermuten, dass ein vom Augeninnendruck unabhängiger Mechanismus an der Glaukombildung beteiligt ist. Obwohl kein kausaler Zusammenhang belegt werden konnte, sollte bei Patienten, bei denen sich ein Glaukom verschlechtert, erwogen werden, einen Calciumkanal-Blocker ab- bzw. zu ersetzen. |

Literatur

Kastner A et al. Calcium Channel Blocker Use and Associated Glaucoma and Related Traits Among UK Biobank Participants. JAMA Ophthalmol 2023;141(10):956-964, doi: 10.1001/jamaophthalmol.2023.3877

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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