Prisma

Kindliche Gefühlskontrolle

Handy zur Beruhigung stört Emotionsregulation

Foto: apinya dawan/EyeEm/AdobeStock

jr | Die Eltern sind müde, das Kind quengelt. Da ist es für die Erziehungsberechtigten verlockend, der Tochter oder dem Sohn das Smartphone oder Tablet in die Hand zu drücken, um endlich Ruhe zu haben. Dass das vielleicht keine gute Idee ist, legt eine Studie der Medizinischen Fakultät der Universität in Michigan nahe.

Das Forschungsteam hat den Einfluss untersucht, den der Einsatz mobiler Endgeräte zur Beruhigung auf die kindliche Emotionsregulation hat. Dazu wurden mit drei bis fünf Jahre alten Kindern Tests durchgeführt. Eingangs, nach drei Monaten und nach einem halben Jahr wurde die Fähigkeit zur Emotionskontrolle erfasst. Die Eltern der 422 teilnehmenden Kinder wurden außerdem befragt, wie wahrscheinlich es ist, dass sie zur Beruhigung des Kindes ein Mobilgerät benutzen. Kinder, deren Eltern bei der Drei-Monats-Erhebung angaben, Mobilgeräte häufig zur Beruhigung einzusetzen, wiesen bei der Sechs-Monats-Erhebung eine höhere Reiz- und Irritierbarkeit auf. Die teilnehmenden Jungen, die oft mit Mobilgeräten beruhigt wurden, waren demnach unausgeglich­ener und konnten ihre Gefühle schlechter unterdrücken beziehungsweise differenziert ausdrücken. Bei Mädchen war dieser Trend nicht statistisch signifikant. Kinder, die sich bereits eingangs temperamentvoll gezeigt haben, zeigten durch das häufige beruhigende Einsetzen von Mobilgeräten eine höhere Launenhaftigkeit. Die Autoren kommen zu dem Fazit, dass die häufige Verwendung von Mobilgeräten zur Beruhigung kleinen Kindern möglicherweise die Chance raubt, Strategien zur Emotionsregulation zu erlernen. Eltern sollten dazu ermuntert werden, andere Maßnahmen zur Beruhigung zu verwenden. |

Literatur

Radesky JS et al. Longitudinal Associations Between Use of Mobile Devices for Calming and Emotional Reactivity and Executive Functioning in Children Aged 3 to 5 Years. JAMA Pediatr, 2023, doi:10.1001/jamapediatrics.2022.4793

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