Apotheke und Markt

Pharmazie ganzheitlich denken

Nachhaltigkeit spielt bei Arzneimitteln noch zu kleine Rolle

rs | Eine aktuelle Umfrage im Auftrag von Weleda zeigt, dass Nachhaltigkeit bei der Empfehlung von Arzneimitteln in der Apotheke noch keine Rolle spielt. Auch seitens vieler Pharmaunternehmen beschränken sich Bemühungen, wenn überhaupt, auf die Verbesserung der Klima­bilanz. Nachhaltigkeit muss weitergedacht werden, sagten Experten im Weleda Fachpresse-Club 2022.

Der wichtigste Faktor für ihre Arzneimittel-Empfehlung ist die wissenschaft­lich bestätigte Wirkung, sagten 97% der Apotheker und PTA in der Umfrage von Weleda. Kaufentscheidend für die Kundschaft sind hingegen nach Einschätzung des Fachpersonals die gute Verträglichkeit und ein schneller Wirkeintritt des Mittels. Nachhaltigkeit als Konzept hat dagegen noch keinen Einzug in die Apotheke gehalten, so die Bilanz. Nur knapp 60% des befragten Fachpersonals gaben an, Aspekte der Nachhaltigkeit von Arzneimitteln bei der eigenen Empfehlung zu berücksichtigen. Mehr als die Hälfte (57%) kennt keine Hersteller entsprechender Arzneimittel.

Foto: Weleda/Screenshot DAZ

Nachhaltigkeit in der Pharmazie – was heißt das?

Einige Hersteller bemühen sich, den ökologischen Fußabdruck ihrer ­Produkte zu minimieren. Ein niedrigerer CO2-Ausstoß, die Reduktion von Abwässern, Abfällen und Plastik sind hier gängige Maßnahmen. Doch Ökologie ist nur eine Dimension von Nachhaltigkeit, erklärte Prof. Dr. Michael Müller, Lehrstuhlinhaber für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Universität Freiburg. Eine ökologische Arzneimittelproduktion schließe beispielsweise die Verwendung umweltschädlicher persistenter Stoffe nicht aus. So habe die Synthese fluoridierter Arzneistoffe in den letzten Jahren massiv zugenommen. Deren Abbauprodukte sind hoch persistent, in Kläranlagen kaum zu entfernen, sie erschweren die Trinkwasseraufbereitung und reichern sich in der Umwelt an. Eine nachhaltige Pharmazie muss laut Müller auch die medizinische, soziale, ökonomische, ethische und kulturelle Dimensionen mitdenken. Die Beschränkung auf „grüne Pharmazie“ ohne Einbeziehung der anderen Nachhaltigkeitsdimensionen sieht er als Greenwashing.

Bei Weleda wird ganzheitlich gedacht

Neben pharmazeutischer und ökolo­gischer Nachhaltigkeit habe sich die Weleda AG ein ethisch und sozial faires Wirtschaften zum Ziel gesetzt, erklärt Dr. Stefan Siemer, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit bei dem Unternehmen. Hierbei lägen das Unternehmensmotto „Im Einklang mit Mensch und Natur“ und das One-Health-Prinzip zugrunde: Nur wenn Natur und Erde gesund sind, können Menschen gesund bleiben. 2021 wurde die gesamte Weleda-Gruppe Teil der B-Corporations-Bewegung. Die „B Corp“-Zertifizierung zeichnet Geschäftsmodelle aus, die finanzielle und ethische Wertschöpfung in Balance bringt und bei denen Gewinn kein Selbstzweck ist, sondern der Schaffung eines Mehrwertes für die Gesellschaft dient. Im Oktober letzten Jahres wurde mit Erreichen der Klimaneutralität aller Weleda-­Produkte einschließlich der Arzneimittel ein weiterer großer Meilenstein gesetzt. Für ihre anhaltenden Bemühungen hat Weleda im September 2022 auch vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e. V. (BAH) den Nachhaltigkeitspreis verliehen bekommen.

Quelle
Weleda Fachpresseclub, München, 29.11.2022

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