Arzneimittel und Therapie

Reizendes Teebaumöl

Auswertung zeigt problematisches Nebenwirkungsprofil

gg | Von Naturprodukten aus der Apotheke erhoffen sich viele sanfte und nebenwirkungsfreie Lösungen für ihre Beschwerden. Doch diese Rechnung geht nicht immer auf. In einer niederländischen Studie wurden 161 an die Weltgesundheits­organisation gemeldete Fälle von Nebenwirkungen bei der Anwendung von Teebaumöl ausgewertet. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Sicherheit von Teebaumöl-haltigen Produkten.

Akne, Warzen, Schuppen – das Terpen-reiche Öl von Melaleuca alterni­folia und weiteren Arten der Gattung Melaleuca erfreut sich großer Beliebtheit bei der Behandlung von Hautproblemen aller Art. Neben seiner antimikrobiellen Wirkung ist Teebaumöl aber auch als Kontaktallergen bekannt. Verantwortlich für die allergischen Reaktionen sind insbesondere durch Luftsauerstoff hervorgerufene Oxidationsprodukte, die vor allem bei der unsachgemäßen Lagerung des Öls entstehen können. Wie gravierend sind diese und weitere unerwünschte Wirkungen des ätherischen Öls?

Im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten Studie aus den Niederlanden wurden das Sicherheitsprofil und ins­besondere die Nebenwirkungen von Teebaumöl untersucht. Hierzu wurden 161 in die Datenbank VigiBase der Weltgesundheitsorganisation eingetragene Meldungen über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Teebaumöl oder Teebaumöl-Präparaten ausgewertet.

Foto: Olga/AdobeStock

Hautreaktionen und Atemwegsreizungen

Wenig überraschend waren Haut­reaktionen, wie Kontaktdermatitiden, Hautausschläge und Erytheme, die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen. Aber auch Reizungen der Atemwege (mutmaßlich durch Ein­atmen des Öls), des Gastrointestinaltrakts und der Augen wurden wiederholt beobachtet. In einigen Fällen war das Teebaumöl oral aufgenommen worden, was neben Hautreaktionen auch zu Ataxie (Störung der Bewegungskoordination) und Schläfrigkeit führte. Insgesamt 16 der berichteten Nebenwirkungen (10%) wurden als schwerwiegend eingestuft. Frauen waren mit zwei Dritteln aller Fall­meldungen deutlich häufiger betroffen als Männer. Es wird angenommen, dass Frauen häufiger pflanzliche Präparate anwenden und auch häufiger Nebenwirkungen melden. Neun Fallmeldungen gehen aber auch auf Kinder zurück, die versehentlich exponiert wurden.

Nicht oral anwenden

Schlussfolgernd wird dringend von einer oralen Anwendung abgeraten, denn sie kann zu schwerwiegenden unerwünschten zentralnervösen und pulmonalen Nebenwirkungen führen. Die kutane Anwendung wird zudem nur unempfindlichen („non-vulnerablen“) Personen mit leichten entzünd­lichen Hauterkrankungen empfohlen. Dies deckt sich weitestgehend mit den Empfehlungen der HMPC-Monographie von 2015 (Monographie ist derzeit in Überarbeitung, HMPC = Committee on Herbal Medicinal Products). Gemäß dieser kann das Öl im Rahmen des „traditional use“ pur oder verdünnt dermal bei kleinen oberfläch­lichen Wunden, Insektenstichen, kleinen Furunkeln und Fußpilz sowie verdünnt oromukosal bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut eingesetzt werden.

Zu einer deutlich vorsichtigeren Einschätzung hat die niederländische Studie hingegen die Redaktion des Arzneitelegramms bewogen: „Angesichts der zahlreichen in Teebaumöl enthaltenen Substanzen, der vielfältigen Störwirkungen und der mit häufigerem Luftkontakt des Öls zunehmenden Menge sensibilisierender Oxidationsprodukte raten wir von dem harmlos erscheinenden sogenannten Naturkosmetikum ab“, ist dort zu lesen.

Beratungshinweise für den Apothekenalltag

Fest steht: Ein nebenwirkungsfreies Naturprodukt ist Teebaumöl nicht. Besteht ein entsprechender Produktwunsch, kann das Apothekenpersonal durch einige Hinweise zur richtigen Handhabung und Lagerung die Anwendungssicherheit erhöhen:

  • Flaschen außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren,
  • vor Hitze geschützt, fest verschlossen und lichtgeschützt lagern,
  • dem persönlichen Bedarf entsprechende Packungsgröße einkaufen,
  • nicht angebrochene Packungen nach Ablauf der Haltbarkeit nicht mehr verwenden,
  • angebrochene Packungen nicht länger als drei Monate nach dem Öffnen verwenden,
  • bevorzugt Öle in pharmazeutischer Qualität verwenden,
  • im Rahmen der Selbstmedikation nicht bei Schwangeren, Stillenden, Kindern oder Haustieren anwenden
  • nicht bei bekannter Allergie gegen das Öl selbst, Terpentinöl oder Kolofonium (Geigenharz) einsetzen,
  • im Rahmen der Selbstmedikation nicht unverdünnt verwenden. |

Literatur

Bekhof AMW et al. Safety assessment and adverse drug reaction reporting of teatree oil (Melaleuca aetheroleum). Phytother Res 2022, doi: 10.1002/ptr.7687

Nebenwirkungen: Kontaktallergien und systemische Störwirkungen unter Teebaumöl. a-t 2023;54:8

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