Medizin

Sind die Hormone schuld?

Ein Viertel aller Frauen erkrankt in ihrem Leben an einer Depression, doppelt so viele wie Männer. Verhindert ein falsches Bild von Männlichkeit deren Diagnose? Oder liegt es an der Biologie? Dass die weiblichen Sexualhormone die Psyche beeinflussen, kann jede Frau bestätigen. Ob das Gleiche für hormonelle Kontrazeptiva gilt, bejahen zumindest einige Studien. Während die Datenlage insgesamt wackelig ist, stimmen die Frauen mit den Füßen ab und kehren der hormonellen Verhütung – nicht nur aus diesem Grund – zunehmend den Rücken zu. | Von Tony Daubitz

Sind die Hormone schuld?

„Kondom löst Pille als Verhütungsmittel Nummer eins ab“ verkündete die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Ende 2023 in einer Pressemitteilung: In einer Umfrage gaben 38% der befragten Erwachsenen an, in ihrer Partnerschaft mit hormonellen Kontrazeptiva zu verhüten [1, 2], eine Abnahme um 17% gegenüber den Zahlen von 2011. Was die „Pille“ an Beliebtheit einbüßte, gewann das Kondom hinzu. Mit 53% war es zum ersten Mal seit Beginn der Befragung im Jahr 2007 das beliebteste Verhütungsmittel (+17% gegenüber 2011). Die Zahlen spiegeln wider, dass die hormonelle Verhütung zunehmend kritisch gesehen wird. In der Umfrage der BZgA stimmten 61% der Befragten der Aussage zu, dass die „Pille“ negative Auswirkungen auf Körper und Seele habe. Noch 2018 sagten das lediglich 48%. Besonders skeptisch zeigte sich die junge Generation der 18- bis 29-Jährigen: Bei ihnen fiel die Nutzung hormoneller Kontrazeptiva von 72% im Jahr 2011 auf aktuell 46%.