Warnstreiks in Baden-Württemberg

„Wir protestieren“

Esslingen - 05.09.2012, 12:09 Uhr


Als erstes Bundesland macht Baden-Württemberg ernst: Am heutigen Mittwoch, 5. September, hielten die Apothekerinnen und Apotheker von Esslingen und Sigmaringen ihre Apotheken von 9 bis 12 Uhr geschlossen und versorgten die Patienten nur über die Notdienstklappe. Das Echo in den Medien und in der Bevölkerung war groß.

Geschlossene Apotheken, das Plakat „Warnstreik" in den Schaufenstern und ein, zwei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an einem Tisch mit Protestflyern vor der Tür – so fanden die Patienten in Esslingen und Sigmaringen ihre Apotheken heute morgen vor. Die Patienten konnten ihre Rezepte einlösen, aber nur durch die Notdienstklappe. Und sie erhielten einen Flyer mit der Überschrift „Wir protestieren!“. Viele Kunden fragten interessiert nach und ließen sich über das Anliegen der Apotheken aufklären. Das Verständnis in der Bevölkerung für die Apotheken war groß.

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Wie der Leiter der Kommunikation des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg,  Frank Eickmann, auf einer Pressekonferenz in der Schwan-Apotheke, Esslingen, den zahlreich erschienenen Medien (auch TV) deutlich machte, soll von den Warnstreiks ein Signal an die Politik ausgehen: Die Apotheker sind bereit, für ihre berechtigten Forderungen zu kämpfen. In seinem Statement an die Presse erläuterte er den Medien, warum der Frust und die Enttäuschung bei Apothekerinnen und Apothekern so groß ist: fehlende Honoraranpassung seit 2004, hoher Abschlag an die Krankenkassen, überbordende Bürokratie, neue kostenintensive Auflagen durch die neue Apothekenbetriebsordnung.

Beim LAV zeigte man sich sehr zufrieden über den großen Zusammenhalt und die gemeinsame Aktion in Esslingen und Sigmaringen: Alle Apotheken im Stadtgebiet von Esslingen und nahezu alle Apotheken in Sigmaringen hatten sich dem Streikaufruf angeschlossen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bereit, für eine adäquate Erhöhung des Honorars zu kämpfen.

Nächste Woche: Landesweiter Streik in Baden-Württemberg

Wie der LAV mitteilte, wird er am kommenden Mittwoch, 12. September, zu einem landesweiten Streik aufrufen, zusammen mit den Landesverbänden im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Es sollen dann ganztägige Protestaktionen durchgeführt werden: Bedienung der Kunden durch die Notdienstklappe. Information der Kunden vor der Apotheke. Der LAV geht davon aus, dass sich auch landesweit die Mehrheit der Apothekerinnen und Apotheker an der Streikaktion beteiligen werden. „Die Streiksituation wird sicherlich Wartezeiten bei den Patienten auslösen. Wir sind von der Politik gezwungen, diese Maßnahmen zu ergreifen. Denn nur wenn spürbar wird, dass das Fehlen der Apotheke ein „Versorgungsengpass“ ist, können wir unsere Forderungen nach einer gerechten Honorierung Nachdruck verleihen, so der LAV.

Die ABDA wird heute in Berlin über mögliche weitere bundesweite Maßnahmen entscheiden und ob gegebenenfalls in München im Rahmen des Apothekertags Protestmaßnahmen stattfinden sollen. Die guten Erfahrungen aus Baden-Würrttemberg könnten Skeptiker überzeugen…


Peter Ditzel