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Wundversorgung
Neuartiges Pflaster ohne Klebstoff
Amerikanische Forscher experimentieren mit einem neu entwickelten Pflaster, das nicht mit Klebstoff beschichtet, sondern mit Hunderten von Mikronadeln aus Kunststoff besetzt ist. Diese dringen in das Gewebe ein, schwellen dort an und haften fest. Das Pflaster schont die Haut und lässt sich leicht wieder entfernen.
Es handelt sich hier um einen Fall von Bionik, d. h. dass neue Techniken nach Vorbildern in der Natur entwickelt werden. Das Vorbild des neuen Pflastertyps ist der Kratzwurm (Pomphorhynchus laevis), ein Darmparasit in Fischen. Dieser will möglichst lange in seinem "Lebensraum" bleiben, also nicht mitsamt dem Speisebrei und seinen Verwandlungen in Richtung After wandern und seinen Wirt verlassen. Deshalb dringt der Wurm mit seinem dünnen "Rüssel" (Proboscis) in die Darmwand ein, wo der Rüssel durch die Einlagerung von Wasser sein Volumen vergrößert und dadurch fest im Schleimhautgewebe verankert wird.
Während der Kratzwurm nur einen einzigen Anker besitzt, ist das neuartige Pflaster dicht mit Nadeln besät. Sie haben einen Kern aus Polystyren, der seine Form nicht verändert, und eine Spitze aus einem Gemisch von Polystyren und Polyacrylat, das Wasser aufnehmen kann und dabei anschwillt. Sobald die Nadeln ins Gewebe eingedrungen sind, nehmen sie Wasser auf und verankern sich darin.
Krankenhausärzte um Jeffrey Karp in Boston, die das Pflaster entwickelt haben, sehen Anwendungsmöglichkeiten vor allem dort, wo eine sichere Fixierung wichtig ist. Dies ist bei transplantierter Haut – z. B. bei Patienten mit schweren Verbrennungen – der Fall, die derzeit in der Regel durch Klammern fixiert wird. Das Pflaster scheint hier die ideale Alternative zu sein, denn es sitzt fester, beeinträchtigt das Gewebe mitsamt den Nerven und Gefäßen weniger und verringert auch noch das Infektionsrisiko. Zudem lässt sich das Pflaster schonend entfernen, wenn es seine Funktion erfüllt hat.
Nach Meinung seiner Erfinder hat das Pflaster weiteres Potenzial. Die Nadelspitzen könnten mit Arzneistoffen wie Antibiotika oder wundheilungsfördernden Substanzen beladen werden, die dann nicht mehr die Barierre des Stratum corneum zu durchdringen brauchten, sondern direkt in das lebende Gewebe der Haut gelangen und dort ihre Wirkung entfalten.
Quelle: Yang SY, et al. A bio-inspired swellable microneedle adhesive for mechanical interlocking with tissue. Nature Communications 4, Epub 16. 04. 2013.
01.05.2013, 10:00 Uhr