- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Was bei der Beratung ...
Gestern hat die Europäische Kommission die Rezeptpflicht für das Notfallkontrazeptivum ellaOne® (Ulipristal) aufgehoben. Um ab sofort eine rezeptfreie Abgabe in der Apotheke zu ermöglichen, hat der Hersteller beim zuständigen Regierungspräsidium angefragt, die Abgabe von Packungen mit Rx-Kennzeichnung ohne Rezept zu genehmigen. Sobald es von dieser Seite grünes Licht gibt, darf nach Aussage von HRA-Pharma ellaOne® ohne ärztliche Verschreibung in der Apotheke abgegeben werden. Anhand der Informationen des Herstellers haben wir die wichtigsten Punkte für die Beratung zusammengestellt.
Für eine maximale Wirksamkeit sollte die Einnahme von Ulipristalacetat möglichst schnell nach der Verhütungspanne erfolgen. Prinzipiell ist die Anwendung aber bis zu fünf Tage danach möglich. Darin besteht der Hauptunterschied zu Levonorgestrel, bei dem die Einnahme innerhalb von drei Tagen erfolgen muss.
Das Präparat ist auch für Jugendliche geeignet.
Ulipristalacetat kann zu jedem Zeitpunkt im Zyklus angewendet werden. Ein Schwangerschaftstest vor der Einnahme ist nicht nötig, da die Substanz bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft nicht wirksam ist.
Eine wiederholte Anwendung von Ulipristalacetat im selben Zyklus wird vom Hersteller nicht empfohlen.
Allergien, chronische Erkrankungen bzw. die Einnahme anderer Arzneimittel müssen vor der Abgabe abgefragt werden, da sie möglicherweise Kontraindikationen darstellen. In solchen Fällen sollte zum Arztbesuch geraten werden.
Wechselwirkungen bestehen unter anderem mit CYP3A4-Induktoren wie Phenytoin, Carbamazepin, Efavirenz, Phosphenytoin, Nevirapin, Oxcarbazepin oder Johanniskraut. Diese Wirkstoffe verringern die Plasmakonzentration von Ulipristalacetat und können die Wirkung beeinträchtigen. Daher wird eine gleichzeitige Einnahme nicht empfohlen. Die Einnahme von CYP3A4-Inhibitoren hat eigentlich keinen Einfluss auf die Wirkung von Ulipristalacetat. Allerdings kann der CYP3A4-Inhibitor Ritonavir bei dauerhafter Anwendung induzierend wirken und ebenfalls die Ulipristal-Plasmaspiegel verringern. Die Enzyminduktion durch Ritonavir kann sogar noch zwei bis drei Wochen nach Absetzen anhalten. Daher wird auch hier eine gleichzeitige Einnahme nicht empfohlen.
Die Wirkung Gestagen-haltiger Arzneimittel, darunter auch die kontrazeptive Wirkung von hormonellen Kombinationspräparaten oder rein Gestagen-haltigen Verhütungsmitteln kann durch Ulipristalacetat beeinträchtigt werden. Daher sollte nach Anwendung von ellaOne® bis zur nächsten Menstruationsblutung mit einer Barrieremethode verhütet werden.
Die gleichzeitige Anwendung von Ulipristalacetat und Notfallkontrazeptiva auf Basis von Levonorgestrel (Pidana®) wird nicht empfohlen.
Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, abdominale (Bauch-)Schmerzen oder Unwohlsein in der Bauchgegend, Erbrechen, Menstruationsschmerzen, Beckenschmerzen, Spannungsgefühl in der Brust, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Stimmungsschwankungen, Muskel-, Rückenschmerzen oder Müdigkeit.
Kommt es innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme von ellaOne® zu Erbrechen, muss eine weitere Tablette eingenommen werden.
Die nächste Monatsblutung kann sich um einige Tage verschieben, da die Wirkung von Ulipristalacetat auf einer Verschiebung des Eisprungs beruht.
Beratungsflyer für die Apotheke
Der Hersteller HRA-Pharma hat sich auf den OTC-Switch vorbereitet und einen Flyer mit den wichtigsten Tipps für die Beratung erstellt.
------------------------------------------------------------------
Ergänzung:
Wir haben beim Hersteller nachgefragt. Nach Aussage von HRA-Pharma wird die Kontraindikation "Schwangerschaft" zukünftig gestrichen. Daher ist ein Schwangeschaftstest im Vorfeld in der Regel nicht mehr notwendig.
Lesen Sie auch
Ab wann gilt Rezeptfreiheit? ellaOne-Beschluss sorgt für Verwirrung
Notfallkontrazeptiva: Gröhe gibt ellaOne und PiDaNa frei
Rezeptfreie „Pille danach“: Overwiening: Apotheker sind bereit
„Pille danach“: EU-Kommission hebt ellaOne-Rezeptpflicht auf
„Pille danach“ ohne Rezept: Bundesregierung noch ohne Plan
Rezeptfreie „Pille danach“: HRA startklar für Apotheken-Schulung
„Pille danach“ ohne Rezept: Kiefer: Apotheker können das!
„Pille danach“: Gröhe schwenkt um: „Apothekerberatung der richtige Weg“
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.