Thüringer Apothekertag

Viel Spaß mit Armin

Gotha - 14.06.2015, 17:00 Uhr

Podiumsdiskussion auf dem Thüringer Apothekertag (Foto: DAZ/rb)

Podiumsdiskussion auf dem Thüringer Apothekertag (Foto: DAZ/rb)


Das Modellprojekt ARMIN zog sich als roter Faden durch den Thüringer Apothekertag und dominierte insbesondere die berufspolitischen Inhalte des zweiten Veranstaltungstages. Fast 90 Prozent der Thüringer Apotheken nehmen bereits an ARMIN teil und sollen im Spätsommer für die entscheidende dritte Phase mit der Medikationsanalyse als Startintervention für das Medikationsmanagement geschult werden.

Dr. Uta Müller, ABDA, sieht bei ARMIN ideale Bedingungen für ein solches neues Projekt, weil die AOKplus die potenziellen Patienten identifiziert, die Honorierung gesichert ist und eine gemeinsame Infrastruktur für die Kommunikation entwickelt wird. Im Umgang mit den Daten gehe das Projekt „den schwierigsten aller Wege“, weil die Ärzte und Apotheker mit ihrer jeweils unterschiedlichen Software gemeinsam an Dokumenten arbeiten sollen, ohne diese auf einem zentralen Server zu speichern.

Dass keine Patientendaten zentral gespeichert werden, sei für die Sicherheit der Daten wesentlich. Dies habe sonst niemand geschafft. „Wir haben keine Konkurrenz“, folgerte Müller. Wichtig sei nun die Motivation der Apothekenleiter und -teams, denn die Umsetzung des Modellprojekts sei eine Teamaufgabe. Müller motivierte die Teilnehmer mit dem Zitat „ARMIN macht Spaß“, das von sächsischen Testapothekern stamme. Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, äußerte die Hoffnung, dass das Datenmanagement von ARMIN auch die Politiker überzeuge und ins Gesetz eingehe, denn in anderen Bereichen hätten zentrale Speicherungen großer Datenmengen immer wieder Probleme aufgeworfen.

Auch bei der anschließenden politischen Diskussionsrunde zur Arzneimittelversorgung im Jahr 2030 wurde mehrfach die nähere Zukunft mit dem Modellprojekt ARMIN angesprochen. Für Dr. Wolf-Rüdiger Rudat, hausärztlicher Internist und Präsident des Thüringer Landesverbands der freien Berufe, macht die Freude auf Projekte wie ARMIN den „Spirit“ aus, mit dem Ärzte und Apotheker als freie Berufe ihre Zukunft sichern. Er hofft, dass die Politik das Erfolgsmodell der freien Berufs akzeptiert und Apotheker und Ärzte auch 2030 noch Freiberufler sein werden.

Dr. Ulf Maywald, AOKplus, erwartet dann eine andere Infrastruktur, hofft aber weiterhin auf eine flächendeckende Versorgung. Dazu müssten Ärzte und Apotheker ihre Nachwuchsprobleme lösen.

Ersatzkasten beobachten ARMIN mit Interesse

Dr. Arnim Findeklee, Leiter der Thüringer Landesvertretung des Ersatzkassenverbandes vdek, berichtete, dass die Erfahrungen seines Verbandes mit den Apotheken im Grundsatz durchweg positiv seien. Auch er betonte die Bedeutung der Versorgung in der Fläche und erklärte dazu: „Auch wir sind nicht für Ketten und Mehrbesitz“. Wichtig sei, die Kompetenz des Apothekers zu nutzen. Bezüglich ARMIN sieht Findeklee auch Interesse unter den Ersatzkassen, doch würden diese das Modell nun erst einmal beobachten.

Nach Einschätzung von Birgit Pelke (SPD), Abgeordnete des Thüringer Landtags, möchten die Patienten auch im ländlichen Raum eingebunden sein und auch in Zukunft persönliche Ansprechpartner haben. Einige Aspekte der Digitalisierung seien dagegen eher gefährlich.

Dass die Apotheker an der Erstellung des Medikationsplans gemäß eHealth-Gesetz nicht beteiligt sind, erklärte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt durch die fehlende Vertragsbeziehung zwischen Patient und Apotheker. Für 2030 erwarte er, dass sich die Patienten für eine bestimmte Zeit bei einer Stammapotheke einschreiben müssten, um eine Grundlage für Betreuungsleistungen zu schaffen.

 


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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