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Eine Studie von Forschern des kanadischen Ottawa Hospitals und der Universität von Ottawa könnte zum Teil gängige Praktiken zur Krebs-Erkennung mithilfe teurer Computertomographie (CT) infrage stellen. Entgegen den Erwartungen konnte ein CT des Abdomens und des Beckens bei Menschen mit unerklärlichen Blutgerinnseln in den Beinen und Lungen die Krebsdiagnosen nicht verbessern. Die Ergebnisse wurden in der Ausgabe des New England Journal of Medicine vom 22. Juni 2015 veröffentlicht.
„Ungeklärte Blutgerinnsel wurden lange als mögliches frühes Warnzeichen für Krebs gehalten. Dies basierte auf frühen Studien, nach denen bei bis zu zehn Prozent der Patienten mit solchen Blutgerinnseln innerhalb von einem Jahr eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde.“ erklärt Dr. Marc Carrier, Hämatologe und Hauptautor der Studie, auf der Webseite des Forschungsinstitutes des Ottawa Hospitals. „Einige klinische Leitlinien empfehlen deshalb einen CT-Scan des Bauches und des Beckens bei diesen Patienten, zusätzlich zu anderen Krebsvorsorgemaßnahmen. Es gibt aber bislang sehr wenig Beweise dafür, dass dies wirklich hilfreich ist.“
An der multizentrischen, offenen, kontrollierten Studie nahmen 854 Patienten mit unerklärlichen Blutgerinnseln in den Beinen und/oder der Lunge in neun kanadischen Zentren teil. Sie wurden randomisiert, um eine grundlegende Krebsvorsorge mit oder ohne CT des Abdomens und Beckens zu erhalten. Die Grundkrebsvorsorge umfasste ein Blutbild und eine Röntgenaufnahme des Thorax, zusätzlich zum geschlechterspezifischen Screening (Brustuntersuchung, Pap-Abstrich und Prostata-Untersuchung). Der primäre Endpunkt der Studie war eine Krebserkrankung, die bis zum Ende einer einjährigen Follow-up-Periode festgestellt wurde und durch die Screening-Strategie nicht erfasst worden war.
Im Ergebnis wurde in beiden Gruppen kein Unterschied in der Anzahl der Neuerkrankungen festgestellt. Die Anzahl der Krebsdiagnosen innerhalb eines Jahreszeitraums lag für beide bei etwa vier Prozent der Patienten. In der Gruppe mit der Basis-Screening-Strategie waren vier okkulte Karzinome nicht erfasst worden und in der Gruppe mit CT fünf. Auch die Anzahl der Krebs-assoziierten Todesfälle war bei beiden ungefähr gleich.
„Auch wenn es verlockend ist zu glauben, dass mehr Krebs-Screenings immer besser sind, zeigt unsere Studie, dass dies nicht unbedingt stimmt“, interpretiert Carrier. „Ein zusätzliches CT verursacht eine unnötige Strahlenbelastung und kann bei den Patienten Stress und Angst auslösen. Außerdem kann es zu nicht notwendigen Untersuchungen wegen falsch-positiver Ergebnisse führen.“
Der Senior-Autor der Studie, Dr. Marc Rodger betont zudem, dass die vier Prozent Inzidenz von Krebserkrankungen, die in der Studie beobachtet wurde, niedriger ist als die Ergebnisse aus früheren Untersuchungen. „Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass das Risiko von Krebs offenbar geringer ist als wir bisher dachten.“ sagt Rodger.
Die Ergebnisse könnten auch zu erheblichen Einsparungen für das Gesundheitssystem führen. In Kanada werden jedes Jahr bei rund 30.000 Personen unerklärliche Blutgerinnsel in den Beinen oder der Lunge festgestellt, und ein CT-Scan kostet dort etwa 300 Kanadische Dollar (ca. 216 Euro).
Carrier M et al. Screening for Occult Cancer in Unprovoked Venous Thromboembolism. N Engl J Med. 2015 Jun 22. [Epub ahead of print]
1 Kommentar
Computertomografie und Krebs
von Menschenrechtler am 18.01.2017 um 21:40 Uhr
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